„ Das alte Ägypten wurde um 3100 v. Chr. gegründet“

… schreibt die Facebookgruppe „Die erzahlte Zeit“ (Rechtschreibung im Original).

Ich stell mir gerade vor, wie eine Handvoll alte Ägypter damals bei einer Amphore berauschenden Getränkes zusammen saßen und einer sagte. „Wir sollten mal irgendwas Gescheites auf die Beine stellen..“

Zustimmendes Geraune der anderen, bis einer ausrief.. „Kommt, lasst uns das alte Ägypten gründen!“.

Darauf alle begeistert “Geniale Idee!“, und ein anderer, noch älterer Ägypter: „Aber mit Pyramiden und Hochkultur und so!“

Gesagt, getan, und ab da war ZIVILISATION.

Ja, so muss es gewesen sein.

Reichtum winkt! Schon wieder will mir jemand sein Erbe schenken!

Ich bin schon wieder auf der Fährte unverdienten Reichtums!

Oft frage ich mich, warum ausgerechnet ich, ein älterer Habenichts in finanziell bescheidenen Verhältnissen, immer wieder von großzügigen Erblassern erwählt werde, um deren sonst leider vergeblich angehäuftes Vermögen in Empfang zu nehmen.

Ist es ausgleichende Gerechtigkeit? Zufall? Der Wink des Schicksals? Gar Gottes Wirken?

Jedenfalls schrieb mich, kaum hatte sie per Facebook-Freundschaftsanfrage den Kontakt zu mir hergestellt, die hervorragende Wohltäterin “Vanessa Müller “ an. Eine bescheidene, leider krebskranke Frau, die vor lauter Bescheidenheit ihren wahren Namen – Hannelore Elmer – erst in der persönlichen Nachricht nennt und mir zu einem stattlichen Vermögen verhelfen will. Einfach so! Ja, es gibt sie noch, die guten Menschen.

Hannelores prekäre und delikate gesundheitliche Situation spürt man an ihrer etwas defizitären Schreibweise, dem erratischen Wechsel der Anrede vom „Du“ zum „Sie“ und wieder zurück… Wahrscheinlich ist das arme Wesen schon so entkräftet, dass sie auf Textbausteine zurückgreifen muss, um überhaupt noch etwas schreiben zu können. Entsetzlich! Dabei ist die Bedauernswerte auf ihrem Profilbild noch so jung!

Jetzt sitze ich da und warte freudig und ein bißchen aufgeregt auf Hannelores Antwort (ich habe sie natürlich um einen geringen Vorschuss als Aufwandsentschädigung gebeten), denn schließlich wird man nicht jeden Tag Erbe eines doch recht beträchtlichen Batzens Geldes!

Ja, da sitze ich und warte…. Und warte….. und warte immer noch.

Ob Hannelore mich vergessen hat? Nein, das kann ja gar nicht sein, so nett und freigiebig, wie sie mir geschrieben hat. Hoffentlich ist sie nicht in der Zeit zwischen ihrer Anfrage und meiner Antwort ihrem schlimmen Krebsleiden erlegen! Nicht auszudenken! Da wäre ich dann schon zum wiederholten Male knapp am Reichtum vorbeigeschliddert….

Hannelore! Bitte melde dich!

Kriegsführung als Happening: ideologische Jauchegrube des abgewirtschafteten Wertewestens

„Die westliche (USA-NATO-UKRO usw.) Kriegsführung besteht nur noch, an allen Fronten, aus HAPPENINGS, bei denen aber das REALE Blut und Leben unzähliger Menschen geopfert wird. Das war wohl auch gemeint mit der Happening-Theorie der „Überschreitung der Grenze von Kunst und Leben“ und solch grauenerweckenden politischen Losungen wie „Die Phantasie an die Macht“.“
Klaus Linder auf Facebook


Das ist die ultimative ideologische Jauchegrube einer in allen Aspekten heruntergekommenen Mittelschicht, die sich für aufgeklärt hält und für die alles, das ganze Leben im Imperialismus, ein einziges vielfältiges Angebot von Möglichkeiten, Gelegenheiten und Chancen zur „Selbstverwirklichung“ ist.

Diese mittelschichtige Durchschnittlichkeit bestimmt alles politische Tun und Lassen hierzulande; sie hat es an die Schaltstellen der Macht geschafft und befindet sich in einer permanenten Feedbackschleife mit den ebenso durchschnittlichen Bourgeoiskreisen, denen der ganze Reichtum GEHÖRT, für dessen Vermehrung die politischen Sachwalter den Kapitalstandort verwalten.

Jeder, der die Luft aus diesem anti-humanistischen Ballon der Selbstwichtigkeit und Selbsttäuschung lässt (und die Russische Föderation hat kulturell, zivilisatorisch und militärisch die schärfsten und dicksten Nadeln dafür) ist ein Feind und wird per solchen bluttriefenden Happenings medial und in echt bekämpft (wobei medialer und tatsächlicher Krieg miteinander verschmelzen).

Werbung auf Facebook

Sowas erscheint in meiner Timeline.

Ist ja schon schlimm genug, dass man in der Facebook-App mit jedem dritten oder vierten Posting von Werbung belästigt wird. Außer maximaler Profitabilität zählt nichts in dieser dystopischen Gegenwart, egal ob das Material zur Erzielung der Bereicherung Dinge oder Menschen sind.

Eklig ist nicht so sehr die Tatsache, dass Kapitalismus nun mal so funktioniert (das weiß man ja, wenn man denn will), widerwärtig ist der Umstand, wie offen, rotzfrech und unverschämt die Apologeten dieser feinen Lebensweise ihre Anpassung an das Ausbeutungs- und Bereicherungsdogma anpreisen.

Edit:
Ich glaube, was ich am deprimierendsten an solchen Anzeigen (beziehungsweise den darin kolportierten Inhalten) finde, ist die Selbstverständlichkeit, mit der deren Protagonisten sich keineswegs als rotzfreche Zyniker empfinden, sondern als freundliche Realisten von Verhältnissen, die sie nicht geschaffen haben, in denen sie aber erfolgreich zurecht kommen müssen.

Und das ist das wirklich Traurige und Tragische an dem Konkurrenzsystem.

Neujahrswunsch

Ein weiteres Jahr, Freunde. ..

++++++++++++++++++++++++++

In den letzten beiden Tagen sind mir zwei Zitate begegnet, in denen es um Dunkelheit geht. Das eine ist aus einem Gedicht von Steffen Mensching und ist dem Buch „Bittere Brunnen – Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ vorangestellt. Es lautet:

„… In dieser dunklen Welt / findet Halt nur /der einen anderen hält“

Das andere ist von Bertold Brecht, zum Thema „Kann die heutige Welt durch Theater wiedergegeben werden?“ aus dem Jahr 1955:

„Weil nämlich ‑ im Gegensatz zur Natur im allgemeinen ‑ die Natur der menschlichen Gesellschaft im Dunkel gehalten wurde, stehen wir jetzt, wie die betroffenen Wissenschaftler uns versichern, vor der totalen Vernichtbarkeit des kaum bewohnbar gemachten Planeten.“

Das Dunkel ist die Blindheit für die Verhältnisse in der Klassengesellschaft. Und die ist seitdem noch mehr geworden; diejenigen, die es vertreiben wollen eher noch weniger. Da ist es wichtig, ein paar von denjenigen zu kennen, die das Dunkel, in dem die Gesellschaft immer noch gehalten wird, aufheben möchten.

Ich danke allen Facebookfreunden und -feinden (ja, denen auch) und den paar Freunden im echten Leben, dass sie es ein weiteres Jahr mit mir ausgehalten haben. Ich weiß, wie unangenehm das sein kann – schließlich muss ich diese undankbare Aufgabe jeden Tag selbst bewältigen. Und das ist nicht einfach, auch wenn’s meist unterhaltsam ist.

Selbst enge alte Freunde und Verwandte haben mir die Freundschaft gekündigt, weil ihnen die Penetranz, mit der ich versuche, Licht in die oben beschriebene Dunkelheit zu bringen, auf die Nerven geht, zu radikal, zu übertrieben oder zu unverschämt ist. Umso mehr freut mich die Verbindung zu Freunden, mit denen ich mich austauschen kann, deren Beiträge mich zum Nachdenken bringen und inspirieren. Ihr tragt dazu bei, dass ich diese Welt, ihre Dunkelheit und mich selber aushalten kann.

Ich hoffe, wir können 2024 damit weitermachen – und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beitragen, dass die Dunkelheit dieses Zeitalters mitsamt der ihr zugrunde liegenden imperialistischen Gesamtverarsche vertrieben wird.

Facebook-Gespräch über die letzten Dinge

FB-Freundin A.S.:

Mein Wissen über Religion ist äußerst rudimentär. Ich hab mich, hineingeboren in das Leben auf diesem Planeten, nie mit irgendeiner Gottheit identifiziert oder verbunden gefühlt und schon als ganz kleines Kind Religion und Glauben abgelehnt. Ich habe nur Religionsunterricht in der Grundschule gehabt und dort einige Bibelgeschichten kennengelernt, wie etwa den Empfang der Zehn Gebote, die ich, bis auf den Bezug zu Gott, immer recht sinnig fand, als Grundpfeiler eines gesellschaftlichen Wertekanons.

Das Zweite Gebot, so laut Wikipedia im 2. Buch Mose, besagt: „Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“

Ich weiß das klingt wahrscheinlich echt dumm, aber ich hab die Frage an die Runde: In Moscheen werden keine Bilder gezeigt. In jüdischen Haushalten sieht man auch keine. Wie kommt es dazu dass die Christen ihre Kreuze aufhängen, und dass die Katholiken und die Orthodoxen überall ihre Ikonen aufstellen und durch das Dorf tragen? Wieso gibt es islamische Bildnisse von Heiligen? Wieso gibt es überhaupt Bilder, Kunstwerke, Malereien im Allgemeinen und von Gott im Speziellen in der christlichen Welt? Ich weiß meine Frage umfasst viele Themen aber vielleicht kann jemand das bündig erklären oder versuchen zu erklären?

Meine Antwort:

„Du sollst dir kein Bild(nis) machen…“ ist eine esoterische Unterweisung, die durchweg missverstanden wurde und wird (esoterisch im Sinne von mystisch/die innere Bedeutung betreffend).

JEDES Bild/Abbild dessen, was manche „Gott“, andere „die Schwingungsfrequenz der Realität“, wieder andere „die Energie in allem“ nennen, ist zwangsläufig eine begrenzte, einengende und damit potentiell falsche und entstellende Beschreibung Gottes (wir bleiben der Einfachheit halber jetzt mal bei diesem missverständlichen Begriff).

Warum? Weil Gott unendlich und zeitlos ist, und alles Menschenwerk (und sogar alles Nicht-Menschenwerk, die Natur, die Planeten, alle Phänomene und alle Materie) endlich und der Vergänglichkeit unterworfen.

Die erhabene Unendlichkeit Gottes, der sich in seinen Schöpfungen gleichzeitig verbirgt und ausdrückt und in jedem Moment Welten und mehr Welten hervorbringt, in einem statischen, vergänglichen Abbild einfangen zu wollen, grenzt an Gotteslästerung und ist ein Schritt in den Abgrund menschlicher Hybris. Das haben die Muslime schon ganz gut erkannt.

Und jetzt das große ABER:

Gerade WEIL Gott unendlich und ALLES ist, gibt es nichts, worin er/sie nicht enthalten ist. “Der Atem des lebendigen Gottes durchdringt das gesamte Universum“, und natürlich auch jedwedes menschengemachte Abbild.

An dieser Stelle kommt es folglich auf die Hingabe und ehrliche Gottsuche des Individuums an. Dem aufrichtigen Erforscher der Mysterien des Lebens und Sterbens kann JEDES Abbild das Tor zum Göttlichen sein. Eine Marienstatue, ein Bild der Kaaba, ein tibetischer Dämon, ein hinduistischer Gott, eine Buddhafigur (muss auch kein „religiöses“ Abbild sein, ein Baum, eine Blume, eine Wolke oder ein Grashalm funktionieren genauso gut) … es ist egal, was dargestellt ist, es kommt auf die Bereitschaft des individuellen Geistes an, sich mit Meditation, Gebet, Versenkung und Hingabe mit dem zu verbinden, was keinen Anfang und keine Ende hat, was immer – vor der Geburt und nach dem Tod – DA ist; das, was alles hervorbringt und erhält; das, was nicht benannt werden kann (und doch von religiös Veranlagten „Gott“ genannt wird).

Es stimmt also beides:
„Du sollst dir kein Abbild machen“ und „Alles ist ein Abbild/ein Ausdruck Gottes“.

Falsche Migrationskritik

Ich lese seit kurzem merkwürdige „migrationskritische“ Postings und Kommentare in meiner TL.

Erstens ist es interessant, dass laut Umfragen noch im März nur ca. 30% der Bundesbürger die Zuwanderung für ein Problem hielten, nach einem halben Jahr intensiver propagandistischer Bearbeitung der Gehirne durch die Medien aber inzwischen (Oktober) über 60%. Das aber nur am Rande.

Auf einen dieser Beiträge, in dem mal wieder die große Islam-Verschwörung gewittert wurde, die uns alle demnächst entweder die Kehle durchschneidet, in Burkas hüllt oder zum Freitagsgebet in die Moscheen zwingt, habe ich etwas ausführlicher geantwortet:

„Der Muslim ist unser Unglück“ oder wie?

Islamische Länder wie die Türkei nehmen übrigens MILLIONEN von muslimischen Flüchtlingen auf, deutlich mehr als die EU. Auch in Jordanien, Libanon und Ägypten leben reichlich Palästinenser. Was diese betrifft, weigern sich die umgebenden Länder, sie in großen Zahlen aufzunehmen, weil sie damit das strategische kolonialistische Ziel Israels erfüllen würden. Die Zionisten warten nur darauf, dass alle Araber/Palästinenser aus Gaza und Westbank abhauen und das Land (aus israelischer Sicht) wieder heim ins großisraelische Reich (Eretz Israel) geholt werden kann, ohne störende Araber.

Was die anderen Migranten betrifft, die über islamische Länder aus Afrika und sonstigen Elendszonen versuchen, nach Europa zu gelangen, WOLLEN diese Leute dorthin, wo sie – ihrer Illusion nach – ein besseres Leben aufbauen können und (auch das wieder eine Illusion) besser behandelt werden als in Failed States wie Libyen oder den armen Ländern des Maghreb.

Die überwältigende Mehrheit der Migranten will einfach ein besseres Leben und die Chance auf wirtschaftlichen Aufstieg – so wie jeder Mensch – und zwar dort, wo sie denken, dass sie es am ehesten erreichen können. Das sind Leute aus Ländern, die seit Jahrhunderten vom westlichen Kolonialismus ausgebeutet und ausgeplündert wurden und auch heute noch mit Knebel-Handelsverträgen u. dgl. als Zulieferer westlichen Reichtums zu funktionieren hatten und haben.

Den Migranten vorzuwerfen, dass sie sich in Bewegung setzen und ins „Goldene Europa“ ziehen – das mittlerweile alles andere als „golden ist, aber das wollen sie nicht wahrhaben – ist Unsinn.

Machthaber wie Merkel, Scholz, Macron, von der Leyen etc. BENUTZEN die Migrationswellen erstens um im imperialistischen Verteilungskampf ein Mitspracherecht beim Weltaufteilen zu haben (wer 1,5 Millionen Syrer ins Land lässt, hat eine viel wuchtigere Stimme bei der Zurichtung Syriens zu einer weiteren NATO-abhängigen Kolonie) und zweitens, um in der BRD die Konkurrenz um Jobs und Wohnungen zu schüren, eine allzeit erpressbare Arbeitsmannschaft für das Kapital zur Verfügung zu haben und nebenher auch noch ein paar „Fachkräfte“ einzusammeln.

Wenn unter den Millionen auch ein paar sektiererische fundamentalistische Spinner sind, liegt das in der Natur der Sache – das ist einfach statistisch begründet. Alle muslimischen Freunde, die ich so habe (und das sind viele) haben mit dem religiösen Zinnober wenig am Hut und wenn, wollen sie in Ruhe ihre Religion ausüben, so wie andere Religionsgruppen ihre. Vor allem wollen sie ein friedliches Leben mit Arbeit und Unterkunft und vielleicht eine Karriere machen. Alles sehr menschlich also.

Dass sie das in ihrer Heimat nicht können, liegt nicht an ihnen, sondern an demselben Imperialismus, der von Figuren wie den EU-Machthabern aufrechterhalten und mit Gewalt durchgesetzt wird. Immerhin ist es ja jetzt dank Russland, China, BRICS, SCO usw. (und des praktischen Einspruchs der Russischen Föderation gegen den westlichen Weltordnungsanspruch) tendenziell vorbei mit der westlichen Hegemonie. Damit eröffnet sich auch zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren die Chance für die Afrikaner, auf ihrem eigenen Kontinent ein anständiges Leben aufzubauen und nicht mehr gezwungen zu werden, ihr Glück in der Migration zu suchen.

Islamophobe Spintisierer, die irgendeinen großangelegten Verschwörungsplan des Weltislamismus hinter der Tatsache wittern, dass viele Migranten aus islamisch geprägter Ländern kommen, verstehen NICHTS von all diesen Zusammenhängen und reduzieren die Migrationsproblematik auf den Kampf irgendwelcher Religionen gegeneinander. Damit liegen sie falsch.

Facebook

Weimar around the world

So heißt eine Facebookgruppe, in der ich Mitglied bin. Aus dieser Gruppe heraus meldete ein eifriger Denunziant einen Kommentar von mir bei der Staatsanwaltschaft, auf dass ich für pro-russische Feindpropaganda bestraft würde. In dem Kommentar hat ich die grüne Partei wegen ihrer Kriegshysterie kritisiert und auf Russlands vom kollektiven Westen abweichende, aber eben auch völkerrechtliche Begründung für seine Militäroperation in der Ukraine verwiesen. Das trug mir einen Strafbefehl von 3.500 Euro ein.

ich brachte den Vorgang der Gruppe zur Kenntnis, auch um andere zu warnen und auf die Existenz eines Denunzianten aufmerksam machen. Die Reaktion war überschaubar, aber interessant: neben einigen „Likes“ gab es reichlich Häme und Hass von selbsternannten Tugendwächtern imperialistischer Stellvertreterkriege. Meine eigenen Versuche,,darauf zu antworten, wurden von den Admins der Gruppe zensiert. Auch dieses Meme:

Zuviel für Weimarer Facebooknutzer, befanden die Admins von „WatW“

Was mich zu folgendem Text inspirierte, in welchem ich statt der Gruppe oder der Admins gleich Weimar direkt ansprach. Diesen Text ließen die Gruppenzensoren vorläufig sogar durchgehen:

Mein liebes Weimar!

Salve, gute alte Freundin! Ich vermisse dich immer noch, an beinahe jedem Tag! 

Weißt du noch, wir zwei, damals? Wie wir uns nachts verschworen haben, deine Geheimnisse zu lüften und deine entlegensten Ecken zu erkunden? All die Nachtschwärmer und Verrückten, die von hier nach da gebracht werden wollten! Es gibt wohl keinen deiner Winkel, jedenfalls sofern man mit dem Auto hinkommt, den ich nicht kenne! Ich liebte den geheimnisvollen  Rhythmus, mit dem die nächtlichen Autos über deine Straßen glitten, bis am Ende der Nacht nur noch wenige Fahrzeuge fuhren, und fast alle Fahrer, die in ihnen saßen, sich kannten. Das hatte etwas von Gurdjieff Movements & Sacred Dances, nur eben mit Autos auf Straßen statt mit Menschen auf Bühnen.

Ich vermisse den schönen Spaziergang zur Arbeit, aus der Südstadt runter über den Historischen Friedhof bis ins Sophienhaus. „Die Liebe höret nimmer auf“ steht auf einem der Grabsteine, und das war mir jedesmal Motivation und Inspiration für die Arbeit. Ich vermisse die Bewohner dort, alle mit denen ich zu tun hatte. Die meisten dürften inzwischen tot sein. Die Bewohner, die mir so viel über Weimar und seine Geschichte erzählen konnten. Der alte Herr R., der im Sophienhaus, dem früheren Krankenhaus, schon geboren wurde. Der 1939 sein Abitur auf dem Schillergymnasium machte und dann sofort zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach einer mehrmonatigen Pilotenausbildung in Österreich kam er zur Luftwaffe und hatte einige Jahre später das Glück im Unglück, über Stalingrad abgeschossen zu werden. Das rettete ihm das Leben, denn er wurde zurücktransportiert zu dir, mein Weimar, und landete wo? Genau: im Sophienhaus, das inzwischen natürlich auch als Lazarett diente. 

Und nun, am Ende seines Lebens, war er zum dritten Mal und für immer im Sophienhaus, das mittlerweile ein Pflegeheim geworden war. All diese Sachen erzählte er mir, während wir zusammen zeichneten und malten und in deine Geschichte ein- und wieder auftauchten, liebes Weimar.

Ich vermisse deine Bratwürste, und ich vermisse meine gemütliche Dachwohnung in der Südstadt, von der aus ich das Buchenwald-Mahnmal sehen konnte. Und wie es mich gemahnt hat! Jeden Tag ein paar Mal, bei jedem Blick aus dem Fenster in Richtung Glockenturm!

„Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ Kann man überhaupt genug dazu ermahnen? 

Du geprüftes Weimar mit der Narbe der nicht vergessbaren Wunde da oben auf dem Ettersberg, du arme alte Seele, ich verrate dir jetzt was. Erschrick bitte nicht: D as, was du nie wieder sehen und erleben solltest, das ist heute wieder da: Krieg und Faschismus.

Nein, meine Liebe, noch nicht bei uns, aber tausend Kilometer weiter, im Osten. Und, glaub’ es oder nicht, der Feind ist auch schon wieder derselbe. Dort hinten in der Ukraine kämpfen Faschisten gegen Russen, und – halt dich jetzt bitte fest – diese Faschisten werden von UNS bewaffnet und finanziert! Ja, ich weiß, das hättest du dir in deinen schlimmsten Albträumen nicht ausdenken können. Ich auch nicht. Ist aber so.

Aber – pst! – das darf man nicht allzu laut sagen. Der Staat hat’s verboten. Man gilt dann – wieder mal – als „pro-russisch“, gibt „russische Propaganda“ wieder und wird hart bestraft.

Auch in dieser Gruppe hier, mein liebes Weimar, in der Gruppe die dich im Namen trägt, lauern die Inquisitoren und Hilfssheriffs der Staatsmacht, auf dass sie Verstöße gegen irgendwelche flugs neu gestalteten Gesetze finden. Verstöße durch Leute, die sich verdächtig gemein machen mit dem Feind. Kommt dir bekannt vor? Ja, mir auch. 

Eines noch, Lieblingsstädtchen, weil du ja die Namenspatronin dieser Gruppe bist: selbst in dieser Gruppe darf man darüber nicht allzu offen und allzu viel reden. Man erntet dann eimerweise Gehässigkeit, Schadenfreude und offene Feindseligkeit. Glaubst du nicht? Ach, Weimar, ich könnte dir Screenshots zeigen von solch niedriger Gesinnung, von solch wütiger Dummheit, dass dir die Tränen kämen. Das will ich aber nicht; eine schöne alte Dame muss sich davon nicht besudeln lassen. Das Allerkomischste (buchstäblich zum Schmunzeln komisch) ist allerdings, dass die gehässigsten und denunziatorischsten Kommentare von Menschen stammen, die sich selber des „Kampfes gegen Hass und Hetze  im Netz“ rühmen.

War schon immer so, sagst du? Die Niedrigkeit ist dort am stärksten, wo sie sich der Zustimmung der Masse sicher ist? Das mag wohl sein. Wenn ich auf solche Anwürfe antworte, werden meine Antworten schneller als man gucken kann von „Administratoren“ wegzensiert. Noch nicht mal Memes (das kennst du nicht, meine gute Alte; das sind Bildwitze, die man in diesem „Internet“ verbreitet), die ihre selbstgerechte Bigotterie aufspießen, ertragen sie. 

Ja, Weimarlein, weiß ich doch: Fanatiker sind per definitionem humorfrei. Das Letzte was sie fertigkriegen, ist über sich selbst zu lachen. Da hast du schon recht, und jetzt lass ich dich auch in Ruhe, meine kleine thüringische Geliebte mit dem großen Herzen und den alten Gassen: Du hast schon Schlimmeres ertragen als die neuen Krieger, die den alten I Feind jetzt erneut vernichten wollen (sie nennen‘s jetzt „ruinieren“). 

Komm, wir machen’s uns gemütlich in meinem Lese-Salon. Da kommen nur Leute rein, die den Vers des Weimarer Vorzeigebürgers vom Frauenplan beherzigen und leben. Also keine Zensoren, Denunzianten, Inquisitoren und andere deutsche Krämerseelen! Du aber, meine geliebte alte Stadt, jederzeit!

Auf dich, mein Weimar!

Quelle: Facebook-Gruppe „Weimar around the World“

Facebook-Unfug, weit verbreitet

Immer wieder posten Menschen, auch aus meiner FB-Freunde-Blase, hanebüchenen nationalistischen Schwachsinn, der nur eines deutlich macht: sie sind Teil von dem, was sie meinen zu kritisieren. Sie unterstützen und nähren es geradezu mit ihren falschen Urteilen über Wesen und Gebaren der Staatsmacht, die sie – die alle – auf den Dienst am kapitalistisch erzeugten Reichtum festlegt und die Mehrheit genau von diesem von ihr produzierten Reichtum ausschließt.

Mitunter kann ich dann nicht an mich halten und muß den Unfug kommentieren. So wie in diesem Fall, anläßlich der Verbreitung eines dieser unsäglichen Boomer-Bildchen, in denen sich enttäuschte Untertanen ausgerechnet bei den Verursachern ihrer Schäden beschweren, dass die schon wieder alles falsch machen und doch bitte gerechte und soziale Politik (statt Krieg, Verarmung und Aufrüstung) betreiben sollten.

Unfug.

Die Herrschenden geben die Kohle für Krieg und Rüstung nicht aus, weil sie „dumm“ sind, sondern weil sie als kluge Verwalter des nationalen Kapitalstandortes wissen, dass sie ihren Standort für den imperialistischen Kampf um Rohstoffe, Weltmarktanteile, geopolitischen Einfluss und um die dafür nötigen erpresserischen Mittel gegenüber anderen Staaten, unbedingt mit den Machtmitteln versehen müssen, auf die es in der Konkurrenz der Staaten ankommt.

Wer Kindergartengeschichten verbreitet, dass all die schöne Kohle ja viel besser für lauter gute und soziale Dinge ausgegeben wäre statt immer nur für Militär und Kapital, der ist schon auf die ideologische Rationalisierung hereingefallen, nach der „die Politik“ keine Herrschaft der besitzenden Klasse über die besitzlose wäre, sondern der Ausschuss einer Art gesamtgesellschaftlichen Sozial- und Ordnungsamtes.

Mit dieser falschen Kritik machst du dich objektiv zum Erfüllungsgehilfen der Mächtigen und der Zustände, die du meinst zu kritisieren.

Hör lieber auf, dem bürgerlichen Staat und seinen Politikern „Dummheit“ vorzuwerfen und ihnen Absichten bzw. Aufgaben anzudichten, die sie gar nicht haben, und verschaffe dir Klarheit über Wesen und Funktion eines kapitalistischen Staates und der ihn verwaltenden Politiker.

Sonst landest du im Lager der wirkungslos wehklagenden, enttäuschten Untertanen, die von den kriegsplanenden militaristischen Politikern noch auf die Schulter geklopft bekommen, weil sie sich so brav um die Zukurzgekommenen sorgen. Und mit dem Schulterklopfen sagen sie dir dann, wie ehrenwert dein Engagement sei, aber dass nicht du, sondern SIE für die Armutsbetreuung am Standort zuständig sind.

Warum es AfD-Spacken und Nationaldeppen schwer haben in meiner Facebook-Timeline

Manchmal kommentiere ich die Einlassungen nationalistischer Zeitgenossen aus dem AfD-Umfeld, die sich für Staats- und Regierungskritiker halten und doch nur eine mehr völkische statt der gewohnten Ausbeutergesellschaft wollen:

Doch, stellst du, lieber dummer Meme-Texter. Die fremden Interessen, denen du deine hintenanstellen musst, sind u.a.:

  • Dein „Arbeitgeber“;
  • Dein Vermieter
  • Jedes Unternehmen, dessen Produkte du kaufst;
  • Der Staat, der mit seinen Gesetzen, seiner Eigentumsordnung und seiner Gewalt dafür sorgt, dass all die dir nicht nur fremden, sondern ENTGEGENGESETZTEN Interessen ganz demokratisch zum Zuge kommen.

Was hast du davon, von einem deutschen statt einem ausländischen Arbeitgeber den Lohn gedrückt zu bekommen? Zahlt der deutsche Unternehmer dir mehr Stunden- oder Monatslohn als der belgische oder chinesische?

Was nützt es dir, wenn dein Vermieter Deutscher statt Türke ist? Wird dann deine Miete weniger?

Wenn du deine Autos, deine Elektronik, deine Kleider, dein Essen nur noch bei deutschen Herstellern kaufst, statt – wie du es bisher und liebend gerne tust – bei tschechischen (Auto), amerikanischen oder koreanischen (Smartphone) und chinesischen (Bekleidung, Elektronik, eigentlich ALLES): was meinst du, wird das Zeug dann eher teurer oder billiger?

Denk mal darüber nach. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst.

Also, lieber Meme-Texter und werter Verbreiter dieser Memes: denk mal bitte für 2 Cent selber nach, statt völkischen Unfug nachzuplappern.

Und schmier dir deinen Patriotismus in die Haare oder sonstwo hin – der macht dich nämlich weder satt, noch warm, noch zufrieden. Deine Herren aber schon; die lieben Untertanen, die sich alles bieten lassen, solange schwarz-rot-goldene Schleifen drum rumgewickelt sind.