„Der Staatsdoktrin „Feindschaft mit Russland“ wurde rund um den 8. Mai alles untergeordnet, der Gedenktag selbst war lästige Pflicht und Nebensache. So teilte der am Vortag ins Amt gekommene Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), ehemals Bürgermeister der Eifelgemeinde Arzfeld, den Teilnehmern des „NRW-Mobilitätsforums“ in Gelsenkirchen am 8. Mai laut „Handelsblatt“ per Video mit: „Hier in Berlin ist heute Feiertag. Bei Ihnen wird gearbeitet … So ist es auch richtig.““
Ein guter Artikel von Arnold Schölzel in der neuen „UZ“ – gut in dem Sinne, das er ein Schlaglicht wirft auf den bereits erreichten Stand der Kriegsplanung des deutschen Imperialismus und deren bewährter Verknüpfung mit einer Russophobie, die inzwischen wieder Dimensionen wie unter einer berüchtigten Vorgängerregierung der jetzigen Berliner Machthaber erreicht hat.
Andrerseits: wir lesen und schreiben all diese Dinge, wir regen uns auf oder sind entsetzt über die Wiederholung der faschistischen Tragödie als demokratische Farce, wir würden am liebsten nicht glauben wollen, was die Berliner Spatzenhirne von den Dächern pfeifen und in die Köpfe hämmern: Es steht wieder Krieg gegen den Russen an!
Aber wir bleiben scheinbar immer nur in unserer kleinen Blase der wenigen Verständigen und Vernünftigen. Ein Blick in die Kommentarspalten der sozialen Medien zeigt ein entsetzliches Bild von Häme, Hass und Hetze gegen Russland, gegen China, gegen alles, was zu Frieden und Freundschaft, zu Diplomatie und Mäßigung des Kriegsgeschreies mahnt. Das ist nicht diejenige Hetze, die die Berliner Machthaber neuerdings verbieten, bestrafen und unterdrücken wollen, sondern diejenige, die sehr willkommen ist und von den „Gegen Hass und Hetze!“-Gesinnungswächtern selber aktiv betrieben wird.
Es scheint völlig aussichtslos- und hoffnungslos zu sein, diesem Wahnsinn etwas entgegensetzen zu wollen – zu mächtig und allgegenwärtig ist das fanatische bellizistische Gezeter, sind die kriegerischen Anfeuerungsrufe der politischen und medialen Schlachtenbummler des kommenden Russlandfeldzuges.
Aber natürlich müssen wir es trotzdem tun auch wenn’s vergeblich aussieht. Beharrlich und ohne in die Falle der Resignation, des „Rückzugs ins Private“ oder – im schlimmsten Fall – des psychisch-emotionalen Zusammenbruchs in einer Welt mörderischen imperialistischen Irrsinns zu rutschen.
Fotzenfritz und Laberlars, „Russland ist unser ewiger Feind“-Wadephul, Draculine Flak-Rheinmetall, Roderich Kriegsgewitter und all ihre smarten, eloquenten, karrierebewussten und schmierigen Helfershelfer in Amtstuben und Ministerien, auf Polizeidienststellen und in Gerichten – sie sollten nicht auch noch die Genugtuung erleben, dass ihr Treiben unkommentiert hingenommen wird.
Ich habe keine Ahnung, was zu tun ist, was die richtigen Maßnahmen wären. Demos? Plakative Protestaktionen? Friedensgebete? Vielleicht doch eher Aufklärung, Aufklärung und nochmal Aufklärung über die Gründe für Imperialismus und Krieg. Da kann man ja kreativ werden, jeder auf seine Art. Die Kriegstreiber der Lächerlichkeit preisgeben ist eine gute Methode, aber sie reicht nicht aus, um ihnen das Handwerk zu legen. Mehr fällt mir aber auch nicht ein.