Die allumfassende Idiotie bürgerlicher Propaganda: bei Wahlen und im Krieg noch debiler als sonst

In Wahlkampfzeiten wird die allgegenwärtige Beleidigung der Intelligenz, die das politische Leben eines bürgerlichen Staates ohnehin darstellt, noch einmal potenziert. Die unfreiwillig satirischen Slogans und Parolen speziell auf Plakaten von Parteien, die gar nicht genug Krieg führen und darüber den eigenen Standort deindustrialisieren können, erklimmt himalayaeske Höhen. 

Wie immer ganz vorne mit dabei: die ökoimperialistische Fraktion der Faschisierung, genannt „Grüne“. Ob diesen Moralaposteln und Verzichtspredigern, diesen Russenhassern und China-Bashern, überhaupt auffällt, wie bizarr ihre Schlagzeile „Wirtschaft stärken“ wirkt? 

Haben sich die „Grünen“ als Speerspitze von Faschisierung und Krieg den Bundeswehr-Werbeslogan „Mach, was wirklich zählt“ absichtlich (nur leicht abgewandelt) zu eigen gemacht („Machen, was zählt“)? Soll das die unbedingte Kriegstüchtigkeit und -Bereitschaft dieser Ostlandkrieger unterstreichen? 

All dies im Umkreis einer Straße, deren höchstes Wohnhaus eine große Statue des Vogels ziert, der seit alters her Weisheit und Klugheit symbolisiert: die Eule. Heute wacht sie über den Abgrund von Dummheit und über die bellizistische Idiotie, die sich unweigerlich einstellt, wenn die Dummen sich für klug halten und die Machthaber Idioten sind.

Ein Guter geht

Die Nachbarschaft trauert um Michael, den griechischen Betreiber der TRINKHALLE.

Der Krebs hat ihn dahingerafft, er war höchstens Mitte fünfzig. Michael hat sich um die trinkfreudige und zahlungskräftige Bewohnerschaft des Viertels verdient gemacht, indem er seinen Laden nach und nach zu einer hochkarätigen Weinhandlung ausbaute.

Sein Motto, ein Goethezitat, hing als Aufforderung an die Kundschaft im Fenster: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“. Dabei war Michael höchst selten hinter dem Verkaufstresen zu sehen; diese profane Aufgabe überließ er drei oder vier bezaubernden jungen Frauen, die ihm über die Jahre als Mitarbeiterinnen treu blieben – offensichtlich zahlte er gut und war auch sonst ein freundlicher Geselle. Jedenfalls war er eine Institution in Oberkassel. Oft saß er auf den Stufen des Seiteneingangs und hielt Pläuschchen mit den Vorbeikommenden.

Jetzt fragen sich bange Anwohner, wer die elementar wichtige Funktion Michaels bei der Drogenversorgung des Stadtteils übernimmt. Zunächst aber wird ausgiebig getrauert; jeden Tag wächst das Blumen- und Kerzenarrangement vor den untypischerweise heruntergelassenen Rollläden.

Anthropologische Feldstudie in Mitteleuropa: rituelle Sexualpraktiken niederheinischer Eingeborener

Der Frohsinn geht weiter und nimmt kein Ende mehr (bis Aschermittwoch). Nach dem ersten Höhepunkt an Altweiber ist Freitags immer eine Art Zwischenphase, in der in überschaubaren Mengen gesoffen wird und man Anlauf nimmt für das Mega-Delirium, das sich über die folgenden drei Tage bis zum Rosenmontag ins Komatöse steigert.

Junge männliche Pflegekollegen, die rituell an Altweiber die Düsseldorfer Altstadt aufsuchen, berichten von brutalstmöglich betrunkenen, intensiv nach Schnaps riechenden Mittvierzigerinnen, die Schwäche- oder Ohnmachtsanfälle vortäuschen, um sich jedem halbwegs ansehnlichen Penisträger in die Arme und perspektivisch in irgendein improvisiertes Liebeslager zu werfen.

Je nach Persönlichkeitsstruktur, Alkoholpegel und Triebstau gehen die Jungmänner damit abwehrend oder die Gelegenheit ergreifend um. Umgekehrt umgekehrt. Die Düsseldorfer Polizei meldet einen ruhigen Verlauf des Altweiber-Abends, mit nur achtzehn trunkenheitsbedingten Festnahmen, allerdings mit einer hohen Zahl sexueller Übergriffe.

Altweiber

„Altweiber!“

Mehr braucht man im Rheinland nicht zu sagen, um zu wissen, dass für einen Großteil der Bevölkerung ab jetzt fünf Tage Dauerkoma begonnen haben.

Die Frau, Düsseldorferin durch und durch, heute Morgen zu dem Hund: „Um 11 Uhr 11 machen wir die Glotze an und hören den ganzen Tag Karnevalsmusik! Und Frauchen singt mit, und zwar so schräg, dass du weinst!“

Urlaubsgeld kriegt nicht jeder

Diese Box hat die Verkaufshilfe des Marktstandes der Meerbuscher Traditionsmetzgerei Oleszynski aufgestellt. Auf meine erstaunte Nachfrage hin teilt sie mir mit, dass sie zum Mindestlohn angestellt ist und keinerlei Extraleistungen erhält. „Wo denken Sie hin? Sowas gibt’s bei dem nicht.“, klärt sie mich auf.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Boss solche eigenmächtigen Aktionen gut findet. Im Gegensatz zu mir; das Wechselgeld wandert natürlich direkt in die Spar-Box.

Geschichten die das Leben schrieb: Im Zeitungsladen

„Bild“ rechnet scheinheilig vor, wie Durchschnittsbürger sich einzuschränken haben, um für die Kosten von Krieg, Deindustrialisierung und Klimademagogie geradezustehen.

Die Verkäuferin im Zeitungsladen kommentiert desillusioniert: „Heutzutage braucht eine Familie einen, der für die Miete arbeitet und noch einen, der für all die anderen Ausgaben verdient. Einer alleine kann das nicht mehr bezahlen.“

Ihre Desillusionierung geht allerdings nicht so weit, die Gründe für diese immer ungemütlicheren Lebensumständezu verstehen. Für sie ist das alles ein schicksalhaftes Ereignis, das in dieser unsicheren Welt leider jederzeit eintreffen kann und auf das sich der normale arbeitende Mensch sich dann zähneknirschend einzustellen hat. Und in soweit hat sie ja recht.

Schon der Übergang vom Zähneknirschen zum Fäuste ballen, um mit den Fäusten dann – im tatsächlichen und im übertragenen Sinne – die Mistgabeln und Forken zu packen und die Verursacher all der Zumutungen davonzujagen, käme ihr niemals in den Sinn. Und wenn, dann höchstens als Bitte an konkurrierende Amtsträger derselben Obrigkeit, nicht ganz so grausam zu den Beherrschten zu sein.

Soweit jedenfalls mein Eindruck, sobald man sich etwas länger und tiefer gehend mit den Leuten unterhält (mit normalen Lohnarbeitern meine ich, nicht mit dem akademischen grünen Stammklientel aus der urbanen Mittelschichtsfilterblase mit dem „Atomkraft nein danke!“-Aufkleber am 5000-Euro-Elektro-Lastenfahrrad). Die ökomische und soziale Situation, die Lohnarbeiter zurecht als bedrückend und schädlich für ihre elementarsten Interessen – Einkommen, Wohnung, Heizung und ausreichender Lohn -beschreiben, wird in ihren Auswirkungen auf das eigene Leben korrekt wahrgenommen, in ihren Ursachen aber (aufgrund der massiven staatlichen Propaganda) nicht begriffen.

Andrerseits vernimmt man immer öfter Aussagen wie „Das kann so nicht weiter gehen“ oder „Die Reichen werden trotzdem alle immer reicher, und wir ärmer“, wobei das „trotzdem“ im zweiten Satz schon wieder Auskunft gibt über das fundamentale Mißverständnis in Bezug auf Wesen und Zweck kapitalistischen Wirtschaftens. Dennoch spürt man ein Grollen im Untergrund des Volkskörpers, das einem Lavastrom gleicht, der auch einmal ausbrechen könnte.

Wann? Das ist nicht wißbar. Vielleicht demnächst, vielleicht nie.

Abt. Naheliegende Analogien

Der Nachbar: schraubt schwarze Kunststoff-Raben auf das Balkongitter, um die Tauben abzuschrecken, die ihm den Balkon vollkacken.

Die Tauben so: „Hold my beer.“

Mir scheint da eine Analogie vorzuliegen zum Abschreckungspotenzial des kollabierenden Imperiums gegenüber der Globalen Mehrheit.