
Im Traum ging ich durch eine Wüste, in der weit und breit nur das Gestrüpp unnützer Gedanken im Sand der Dummheit wuchs. Ich hatte wohl schon Jahre verbracht auf dem endlosen, mühsamen Weg, der in keiner Karte eingezeichnet war. Meine Begleitkarawane hatte ich vor undenklichen Zeiten schon verloren, seitdem waren Wüstennattern und Skorpione meine Begleiter.
Mich dürstete nach Schatten und nach Freundlichkeit, vor allem aber nach Gesprächen, die der Erkenntnis und der Erbauung zuträglich waren. Zum Glück war mein eiserner Vorrat an Gebetskräutern schier unerschöpflich; auch wuchsen sie gelegentlich entlang des weglosen Weges und warteten nur darauf, gepflückt zu werden.
Rauchte ich des Abends ein Pfeifchen dieser vorzüglichen Mischung, so öffnete sich sogleich das Himmelstor und das Ende des Weges wurde am Horizont sichtbar: der schattenspendende Garten einer Welt der Freundlichkeit, wo keiner dem anderen etwas neidete und missgönnte und wo das kühle Wasser des Lebens allen zuteil wurde.
Portale, die in andere Welten und Zeiten wiesen, waren Schauplatz reger Reisetätigkeit seltsamer Luftschiffe und ein Schimmern und Flimmern außerweltlicher Fremdartigkeit durchdrang die Vision aus Luft und Licht.
Erfrischt und im Herzen gestärkt begab ich mich nach so einem Pfeiflein zur Nachtruhe, um am nächsten Morgen in derselben Wüste aufzuwachen, derselben kahlen Dünen ansichtig, unter derselben brennenden Sonne der Idiotie marschierend, eine Übung in Monotonie, Wiederholung und Sinnlosigkeit.
Manchmal jedoch erwachte ich in einem Bett neben einer anmutigen und gütigen Frau, die mir vertraut erschien. Stand ich dann auf, fand ich mich in einer Behausung, die wohl die meine war; in einer Stadt gewaltigen Ausmaßes, gefüllt von Menschen, Fahrzeugen, Händlern und Basaren, in deren geschäftiger Aktivität auch ich meinen Platz zu haben schien, denn ich musste regelmäßig mit einer selbstfahrenden Kutsche an einen anderen Ort, um dort einem unsichtbaren Fürsten zu Diensten zu sein. Solche Dienstverhältnisse nämlich waren für die Bewohner jener Welt das Mittel, ihr Leben zu fristen.
Oft nun wusste ich nicht, ob ich der Wanderer in der Wüste war, der in einer anderen Welt im Bett einer komfortablen Behausung aufwacht, oder der Bewohner jener erstaunlichen, aber verwirrenden Welt, dem träumt, er würde die Wüste durchwandern. Immer mehr verschwimmen und verschieben sich die Grenzen der verschiedenen Welten, nur eine Konstante gibt es: das Gebetskraut wirkt und wächst in beiden Realitäten.