DAS SANKTIONSLIED

Wer hierzulande nicht pariert
der wird in Zukunft sanktioniert!

RT auf deinem Telefon?
ZACK! Schon setzt es ne Sanktion!
Russophobie ist dir nicht recht?
Sanktionen rücken dich zurecht!

Das Russland uns EUROPA raubt:
Wir sanktioniern euch bis ihr’s glaubt!
In deinem Oberstübchen wohnen
falsche Gedanken? Dann: SANKTIONEN!

Du magst im Winter nicht gern frieren?
Du PUTINKECHT! Wir sanktionieren!

Doch sanktioniern wir DEMOKRATICH,
und euch Russenfreunden rat‘ ich:
Seid klug und huldigt diesen Vieren,
dann müssen wir nicht sanktionieren:

Die Uschi, Stahmer, Merz, Macron –
sie geben vor den neuen Ton
der heute durch Europa schallt,
in Bürgerköpfen widerhallt,
bis alle nur noch einig blaffen
„Zu den Waffen! Zu den Waffen!“

Wer weiter unsre Politik
bemäkelt und in Zweifel zieht,
der weiß ab jetzt, wohin das führt:
Er wird dann nämlich sanktioniert
bis Ärger, Strafen und Verdruß
ihn heilen von dem Russenstuß,
auf dass er wieder Teil werde
der russophoben Kriegerherde.

Salomon der Weise spricht

Wiederum sah ich alles Unrecht an, das unter der Sonne geschieht, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und keinen Tröster hatten. Und die ihnen Gewalt antaten, waren zu mächtig, so daß sie keinen Tröster hatten.

Da pries ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebendigen, die noch das Leben haben.

Und besser daran als beide ist, wer noch nicht geboren ist und des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht.

Ich sah alles Mühen an und alles geschickte Tun: da ist nur Eifersucht des einen auf den andern. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind.

Ein Tor legt die Hände ineinander und verzehrt sein eigenes Fleisch.

Besser eine Hand voll mit Ruhe als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach Wind.

Wiederum sah ich Eitles unter der Sonne:

Da ist einer, der steht allein und hat weder Kind noch Bruder, doch ist seiner Mühe kein Ende, und seine Augen können nicht genug Reichtum sehen. Für wen mühe ich mich denn und gönne mir selber nichts Gutes? Das ist auch eitel und eine böse Mühe.

So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe.

Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft.

Auch, wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein einzelner warm werden?

Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.

(Quelle: DER PREDIGER SALOMO (KOHELET), 4. Kapitel: Bedrückung, Arbeitseifer, Vereinsamung 4.1 – 4.12)

Geschichten aus der Zwischenwelt: Das Lied vom Ende aller Zeiten

Fuchs und Bär zogen durch die Lande und verdingten sich mal hier, mal dort als wandelnde Gaukler, immer auf der Suche nach Nahrung und Obdach und keiner Schelmerei abgeneigt, manchmal auch keiner Gaunerei.

Ihr neuester Trick war, dass der Bär sich als Riesenkrähe verkleidete und den Leuten die Zukunft vorhersagte. Weil keiner wissen konnte, was die Zukunft brachte – auch der Bär natürlich nicht – erzählte die „Riesenkrähe“ den Kunden das Blaue vom Himmel herunter, meistens das, von dem sie dachte, dass die Leute es gerne hören würden.

So kam es, dass beide nie lange in einem Ort bleiben konnten; sobald die guten Leute des Weilers ihrer Schwindeleien gewahr wurden, wollten sie ihr Geld und die versprochene Zukunft zurück. Aber Fuchs und Bär entgegneten, dass sie nie gesagt hätten, WANN denn nun die großartigen Ereignisse eintreffen würden und dass „zukünftig“ auch „in hundert Jahren“ bedeuten könne.

Da fühlten sich die Dörfler verkohlt und übertölpelt und jagten die beiden Gaukler mit Schimpf und Schande aus dem Ort. Nun waren sie wieder auf der Landstraße auf Wanderschaft.

„Die Welt ist groß“, wandte sich der Fuchs an seinen Bärenfreund, „und die Dorfleute sind dumm! Wir müssen in die Stadt gehen und dort die Städter ausnehmen. Die sind vielleicht klug in Weltgeschäften, aber dumm in unseren Schlichen und Wegen!“

Das hielt der Bär auch für eine gute Idee, wenn er auch nicht wusste, wieso, denn er war selber auch ein bißchen dumm. Aber bei Tieren hat hat das wenig zu bedeuten, es wird sogar vorausgesetzt, denn sonst taugen sie nicht als Sklaven und Diener, und das ist das Los der meisten Tiere.

Um die Städter zu beeindrucken, hatte der Fuchs eine Kohorte Militärfrösche angeheuert, die gerade keinen Dienstherrn fanden. Diese sollte auf ihren Froschposaunen das große Ereignis verkünden, das Fuchs und Bär in ihre Stadt bringen würden:

„DAS LIED VOM ENDE ALLER ZEITEN“. So nämlich hatte der Fuchs seine allerneueste Gaunerei benannt, mit der er den Städtern das Geld aus den Taschen und Wämsern zu ziehen gedachte.

Sein Plan war folgender: er selbst wollte auf einer orientalischen Bambusflöte eine hypnotische Melodie spielen, die die Zuhörer nach und nach einschläferte und mit seligem Wohlgefühl erfüllte.

Dazu sollte der Bär in einem wallenden Schleiergewand einen Zeitlupentanz aufführen. Den Tanz hatte sie einst eine freundliche Elfe gelehrt, als sie bei ihren Wanderungen durch die Waldgegend der Waldgeister kamen. Die Elfe hatte ihnen gezeigt, wie man mittels des Tanzes und eines dabei immer wieder beschwörend wiederholten rhythmischen Sprechgesanges die Anwesenden in eine Art Euphorie der Gemütlichkeit und vor allem eine überbordenden Großzügigkeit versetzt.

Die Worte, die der Bär zu wiederholen hatte, aber lauteten:
„Die Augen zu, das Herzlein auf! Recht viel zu geben ist der Brauch!“
Dies würde die Beutel der Zuhörer öffnen und ihrer Freigebigkeit keine Grenzen setzen, versprach die Elfe.

Fuchs und Bär wollten dies nur zu gern glauben und sehnten die Gelegenheit herbei, es auszuprobieren. Nun sahen sie die Stunde gekommen, um ihre Träume vom großen Glück und schnellem Geld Wahrheit werden zu lassen, zumal der Fuchs inzwischen ein paar nette orientalische Hypnoselieder von einem indischen Fakir gelernt hatte. Er musste dem Fakir dafür ein paar Gänse aus dem Stall eines einsam gelegenen Bauernhofes stehlen. Aber das ist eine Geschichte, die ein anderes Mal zu erzählen sein wird.

Die seltsame Prozession jedenfalls wurde auf der Landstraße, als bereits die ersten Häuser der Stadt auftauchten, eines Reisenden aus einer anderen Welt ansichtig, der von einem kleinen Hund begleitet wurde. Der Mann war mit einer Kluft angetan, wie sie weder Bär noch Fuchs noch einer der Frösche je gesehen hatten. Allein das Schuhwerk des Fremden war von einer Art, die auf einen Schumacher höchster Kunstfertigkeit hindeutete, dazu aus einem Leder gefertigt, das gar kein Leder war und auch sonst keine den Freunden oder den Fröschen bekannte Pflanze, Flechte oder Webwerk tierischen Ursprungs.

Trotz des offenkundigen Hexenwerks seiner Stiefel und seiner Gewänder verstand der eigenartige Geselle die Sprache der Tiere und wandte sich an den Fuchs, den er ohne Umschweife als Sprecher und als schlauesten der Gruppe ausmachte.

„Ich muss euch warnen, Gevatter Rotschweif!“, hub der Fremde zu sprechen an. „Man weiß in dieser Stadt um eure Pläne und will euch eine Falle stellen! Die Bürger dieser Stadt kennen nur den Erfolg ihrer Zahlen und Berechnungen und sind darüber immun geworden gegen den Klang der Bambusflöte, auch der Hypnosetanz wirkt bei ihnen nicht, weil sie selbst im hypnotisierten Zustande einzig und allein ihre Geschäfte im Sinn haben!“

„Das sind aber schlechte Neuigkeiten!“ riefen Fuchs und Bär aus, und die Frösche sagten in ihrer Froschsprache so etwas ähnliches. Es hörte sich aber für die Umstehenden wie „Quak Quak Quak“ an.

„Nun gut“, sagte der Fuchs, „immerhin ist der Schaden jetzt halbiert, denn wir haben zwar kein Geld an diesen Bürgern verdient, aber es hätte viel schlimmer kommen können. Am Ende hätten die Bürgersleut uns eingesperrt und für sie arbeiten lassen, Gott bewahre!“

„Gott bewahre!“ brummte auch der Bär, und die Frösche sagten so etwas ähnliches in der Froschsprache. aber es hörte sich schon wieder an wie „Quak Quak Quak“.

Nun ergriff der Fuchs erneut das Wort und sprach: „Wohlan, Gefährten und Kameraden! Hier konnten wir nicht zum Zug kommen, woanders wird unser Glück zu machen sein. Wann und wo wissen wir noch nicht, aber um es herauszufinden, oder aber um es zu vergessen, lasst uns in das Wirtshaus dort am Wegesrand einkehren und bei gutem Schmaus und reichlich Trank des Lebens erfreuen, den Kummer vergessen und ein Lied anstimmen!“

„Aber nicht DAS LIED VOM ENDE ALLER ZEITEN“, sagte der Bär, der gerne einen Scherz machte. Der Fuchs lachte und schlug dem Bären, der immer noch das Krähenkostüm anhatte, vor Freude auf die Schulter und rief den Fröschen zu „Ein solcher Spaßvogel wie unser Freund Bär ist euch wohl noch nicht untergekommen, was?“

Die Frösche lachten höflich, hatten aber überhaupt nicht verstanden, was an der Bemerkung des Bären nun witzig sein sollte. Frösche haben nämlich keinerlei Humor, wie jeder weiß, der schon einmal an einem Tümpel saß. Aber sie lachten immerhin, wenn auch ohne Verständnis, so dass letztlich alle lachten – was ein besseres Ende ist, als wenn alle tot oder gefressen worden wären, und damit ist die Geschichte aus.