Vorteile des Alter(n)s? Einen gibt‘s.

Einer der ganz wenigen Vorteile des Alter(n)s ist der Abstand zum weltlichen Treiben. 

Die erleichternde Gewissheit, dass die Zeit der Einbettung in die spezies-übliche Beschäftigung mit Selbstfindung und -behauptung, mit Beruf und Karriere, mit Nistbau und Brutpflege vorüber ist, entschädigt für die Zipperlein und Beschwernisse, denen das alternde körperlich-geistige Vehikel unterworfen ist. 

Insbesondere entschädigt dieser stets sich vergrößernde Abstand für die zahlreichen und unablässigen Beleidigungen menschlicher Intelligenz, die man permanent ertragen muss, sobald man den unvermeidlichen Begegnungen im Außen ausgesetzt ist. 

Man sitzt in dem lecken Kahn des Alterungsprozesses und wird weiter und weiter abgetrieben vom Kontinent des Machen und Tuns, von der geschäftigen Sinnlosigkeit der menschlichen Ameisen, die in ihrem Treiben unbedingt einen Sinn entdecken und irgendwelche Ziele erreichen wollen – und wenn es die Versorgung und optimale Ausstattung des Nachwuchses ist.

„The party’s over and there’s less and less to say
I got new eyes, everything looks far away“
(Bob Dylan: Highlands)

Hier in Mitteleuropa, auf dem Abstellgleis der Geschichte, auf dem die verrostete Diesellok und die geplünderten Güterwaggons des europäischen Imperialismus zu stehen gekommen sind, scheinen sich die Zumutungen an Vernunft und Verständigkeit durch die öffentliche und politische Sphäre, derzeit täglich zu potenzieren. Immerhin potenziert sich aber auch der eigene innere Anstand zu dem geballten Irrsinn, der ringsum über einen hereinbricht.

Geschichten die das Leben schrieb: lustiger Alltagsrassismus der Mittelschicht

Auf der morgendlichen Hunderunde, hinter der Ladenzeile im Oberkasseler Neubaugebiet, tritt ein junger Mann südländischer Ethnizität aus einem der Hauseingänge, frisch geduscht und geföhnt, mental erkennbar gerüstet, den vielfältigen Herausforderungen des Lebens entschlossen und siegreich entgegenzutreten.

Er zündet sich umständlich eine Zigarette an und überprüft im Seitenfenster eines parkenden Autos noch einmal sein Erscheinungsbild. Das scheint auch nötig, denn sein Outfit besteht aus einer Lederjacke über einem T-Shirt und einer hellgrauen Jogginghose.

Die Frau und ich betrachten uns im Näherkommen das Schauspiel. Ich muss an das bekannte Zitat von Karl Lagerfeld denken und bemerke, mehr zu mir als zu meiner Begleiterin: „Noch einer, der die Kontrolle über sein Leben verloren hat…“

„Hab ich auch grad gedacht“, entgegnet die Liebste. „Du glaubst gar nicht, was für ein asoziales Volk morgens in die U-Bahn einsteigt, wenn ich zur Arbeit fahre… Ich nehme manchmal absichtlich die U 77, weil da nicht so viele von denen mitfahren…“

Jetzt wird mir die Konversation aber doch etwas zu heikel bzw. zu gruppenbezogen vorurteilsbelastet und ich wende ein „Naja, was heißt hier asozial? Wenn die so früh unterwegs sind, fahren die ja anscheinend alle zur Arbeit…“

„Oder zum Arbeitsamt!“ kommt die sofortige Antwort meiner Herzdame.

Zukünftige „Ukraine“?

Istanbul: Die Clownshow des ukrainischen Dikrators und der ihn steuernden europäischen Machthaber hat deutlich gemacht, dass weder Selenski noch die Europäer einen Friedensschluss in der Ukraine sehen wollen – jedenfalls keinen, der die Realitäten berücksichtigt. Ihre Drogenphantasien von einer strategischen Niederlage und Kapitulation Russlands würden sie natürlich gerne verwirklicht sehen, haben aber keine Chance, dies jemals umzusetzen.

So sieht es danach aus, dass die militärische Sonderoperation weitergehen wird bis all ihre Ziele erreicht sind, eventuell tatsächlich zum „Krieg“ hochgestuft.

Das ukrainische Territorium wird sich dabei mit jedem Mal verkleinern, an dem das Kiewer Regime und seine westlichen Kuratoren erneut eine diplomatische Lösung verweigern.

Zwei Karten, die den möglichen zukünftigen Zuschnitt des bisher als „Ukraine“ bekannten Gebietes zeigen:

DAS SANKTIONSLIED

Wer hierzulande nicht pariert
der wird in Zukunft sanktioniert!

RT auf deinem Telefon?
ZACK! Schon setzt es ne Sanktion!
Russophobie ist dir nicht recht?
Sanktionen rücken dich zurecht!

Das Russland uns EUROPA raubt:
Wir sanktioniern euch bis ihr’s glaubt!
In deinem Oberstübchen wohnen
falsche Gedanken? Dann: SANKTIONEN!

Du magst im Winter nicht gern frieren?
Du PUTINKECHT! Wir sanktionieren!

Doch sanktioniern wir DEMOKRATICH,
und euch Russenfreunden rat‘ ich:
Seid klug und huldigt diesen Vieren,
dann müssen wir nicht sanktionieren:

Die Uschi, Stahmer, Merz, Macron –
sie geben vor den neuen Ton
der heute durch Europa schallt,
in Bürgerköpfen widerhallt,
bis alle nur noch einig blaffen
„Zu den Waffen! Zu den Waffen!“

Wer weiter unsre Politik
bemäkelt und in Zweifel zieht,
der weiß ab jetzt, wohin das führt:
Er wird dann nämlich sanktioniert
bis Ärger, Strafen und Verdruß
ihn heilen von dem Russenstuß,
auf dass er wieder Teil werde
der russophoben Kriegerherde.

Nachmittägliche Gedanken nach der Lektüre der neuen „UZ“

„Der Staatsdoktrin „Feindschaft mit Russland“ wurde rund um den 8. Mai alles untergeordnet, der Gedenktag selbst war lästige Pflicht und Nebensache. So teilte der am Vortag ins Amt gekommene Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), ehemals Bürgermeister der Eifelgemeinde Arzfeld, den Teilnehmern des „NRW-Mobilitätsforums“ in Gelsenkirchen am 8. Mai laut „Handelsblatt“ per Video mit: „Hier in Berlin ist heute Feiertag. Bei Ihnen wird gearbeitet … So ist es auch richtig.““


Ein guter Artikel von Arnold Schölzel in der neuen „UZ“ – gut in dem Sinne, das er ein Schlaglicht wirft auf den bereits erreichten Stand der Kriegsplanung des deutschen Imperialismus und deren bewährter Verknüpfung mit einer Russophobie, die inzwischen wieder Dimensionen wie unter einer berüchtigten Vorgängerregierung der jetzigen Berliner Machthaber erreicht hat.

Andrerseits: wir lesen und schreiben all diese Dinge, wir regen uns auf oder sind entsetzt über die Wiederholung der faschistischen Tragödie als demokratische Farce, wir würden am liebsten nicht glauben wollen, was die Berliner Spatzenhirne von den Dächern pfeifen und in die Köpfe hämmern: Es steht wieder Krieg gegen den Russen an!

Aber wir bleiben scheinbar immer nur in unserer kleinen Blase der wenigen Verständigen und Vernünftigen. Ein Blick in die Kommentarspalten der sozialen Medien zeigt ein entsetzliches Bild von Häme, Hass und Hetze gegen Russland, gegen China, gegen alles, was zu Frieden und Freundschaft, zu Diplomatie und Mäßigung des Kriegsgeschreies mahnt. Das ist nicht diejenige Hetze, die die Berliner Machthaber neuerdings verbieten, bestrafen und unterdrücken wollen, sondern diejenige, die sehr willkommen ist und von den „Gegen Hass und Hetze!“-Gesinnungswächtern selber aktiv betrieben wird.

Es scheint völlig aussichtslos- und hoffnungslos zu sein, diesem Wahnsinn etwas entgegensetzen zu wollen – zu mächtig und allgegenwärtig ist das fanatische bellizistische Gezeter, sind die kriegerischen Anfeuerungsrufe der politischen und medialen Schlachtenbummler des kommenden Russlandfeldzuges.

Aber natürlich müssen wir es trotzdem tun auch wenn’s vergeblich aussieht. Beharrlich und ohne in die Falle der Resignation, des „Rückzugs ins Private“ oder – im schlimmsten Fall – des psychisch-emotionalen Zusammenbruchs in einer Welt mörderischen imperialistischen Irrsinns zu rutschen.

Fotzenfritz und Laberlars, „Russland ist unser ewiger Feind“-Wadephul, Draculine Flak-Rheinmetall, Roderich Kriegsgewitter und all ihre smarten, eloquenten, karrierebewussten und schmierigen Helfershelfer in Amtstuben und Ministerien, auf Polizeidienststellen und in Gerichten – sie sollten nicht auch noch die Genugtuung erleben, dass ihr Treiben unkommentiert hingenommen wird.

Ich habe keine Ahnung, was zu tun ist, was die richtigen Maßnahmen wären. Demos? Plakative Protestaktionen? Friedensgebete? Vielleicht doch eher Aufklärung, Aufklärung und nochmal Aufklärung über die Gründe für Imperialismus und Krieg. Da kann man ja kreativ werden, jeder auf seine Art. Die Kriegstreiber der Lächerlichkeit preisgeben ist eine gute Methode, aber sie reicht nicht aus, um ihnen das Handwerk zu legen. Mehr fällt mir aber auch nicht ein.

Ein paar Eckdaten zur Entwicklung des Ukraine-Projekts

Der „am meisten provozierte Krieg der Geschichte“, wie manche sagen. Es ist mitnichten so, dass die Absicht, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen, nicht bekannt war. Es gab im westlichen Block sogar deutliche Hinweise aus dem eigenen Lager, dass die Kaperung der Ukraine als Rammbock und Abschussrampe gegen Russland „die röteste aller roten Linien“ sei und zum Krieg führen wird.

Für die westliche Kriegspropaganda ist und bleibt das absehbare Resultat der eigenen Aggression und Provokationen jedoch der „unprovozierte, völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg“.

„1997: George Kennan, die Ikone des Außenministeriums, „der Russland am besten kannte“ und sowohl Deutsch als auch Russisch fließend sprach, nannte Clintons geplante NATO-Erweiterung „den verhängnisvollsten Fehler der US-Politik in der Zeit nach dem Kalten Krieg…“ Seine letzten Worte während einer Senatsanhörung: „Mischen Sie sich nicht in die #Ukraine ein.“

April 2008: Auf dem NATO-Gipfel in Bukarest verkündet George W. Bush, dass die Ukraine und Georgien sich auf einem „unmittelbaren Weg zur NATO“ befinden. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnerte sich später: „Aus Putins Sicht wäre das eine Kriegserklärung.“

2008: William Burns, Botschafter in Russland, schickte ein Memo an Außenministerin Condoleezza Rice: „In Bezug auf die NATO-Erweiterung habe ihm die russische politische Klasse mitgeteilt, dass die Ukraine die roteste aller roten Linien sei. Njet heißt njet.“

Dezember 2021: Biden lehnt Putins Sicherheitsabkommen ab, das die „neutrale“ Ukraine unangetastet gelassen hätte. Seit 2008 hatte Russland versucht, die verschiedenen US-Regierungen davon zu überzeugen, dass die Ukraine für eine NATO-Mitgliedschaft nicht in Frage kommt, doch die russischen Bedenken wurden beiseite geschoben.

Joe Biden sagte zu Putin: „Russland hat nicht zu bestimmen, wer der NATO beitreten darf“.

März-April 2022: In der sechsten Kriegswoche beriefen Russland und die Ukraine Friedensgespräche in Istanbul ein. Der ukrainische Diplomat Oleksandr Chalyi sagte, die beiden Seiten hätten es geschafft, einen Kompromiss zu finden, und stünden kurz davor, den Krieg mit einer friedlichen Lösung zu beenden.

Chalyi erinnerte sich später: „Putin hat alles versucht, um ein Abkommen mit der Ukraine zu schließen.“ Doch Joe Biden und später Boris Johnson, die nach Kiew flogen, forderten Zelensky auf, weiterzukämpfen – „Wir stehen hinter Ihnen.“ Zelensky und der Westen – nicht Russland – haben sich entschieden, den Frieden aufzugeben.

Der Versuch der USA, Russland durch die Ausweitung der NATO auf das russische Grenzgebiet zu schwächen und zu destabilisieren, hat den Krieg ausgelöst. „Waffenstillstände, neue Drohungen oder Sanktionen gegen Russland oder weitere Waffenlieferungen an die Ukraine werden an den Tatsachen auf dem Schlachtfeld nichts ändern.

Russland ist stärker denn je und gewinnt den Krieg. Ohne ein langfristiges, dauerhaftes Sicherheitsabkommen, wie es Putin im Dezember 2021 vorgeschlagen hat, wird Russland den Konflikt auf dem Schlachtfeld beenden. Wie Putin und Außenminister Lawrow betont haben, wird es kein Minsk III geben: „Wir werden uns nicht noch einmal von den Amerikanern oder Europäern über den Tisch ziehen lassen.“

(Alan Watson auf X)