Linksradikale Mißverständnisse über Imperialismus und die russische Militäroperation in der Ukraine oder Trotzkismus: Fünfte Kolonne des Imperialismus

Von manchen „Linken“ hört man zum Ukraine-Konflikt diese Einschätzung: „Das ist ein Kampf zwischen zwei imperialistischen Lagern; Kommunisten sollten nicht für eines der beiden Partei ergreifen, sondern sich mit der ukrainischen Arbeiterklasse gegen den ukrainischen und den russischen kapitalistischen Staat solidarisieren!“

Dieser Unsinn kommt tatsächlich bei etlichen besonders rrrrrevolutionären (meist jüngeren) Zeitgenossen an. Warum das ein Fehler ist und worin dieser Fehler begründet liegt, erklärt die famose Joti Brar, Co-Vorsitzende der britischen CPGB-ML, in ihrem äußerst hörenswerten Freitags-Beitrag – an diesem Wochentag ist sie stets bei Garland Nixon zu Gast ist, wo sie mit ihm und uns ihre brillanten, kenntnisreichen und treffenden Einsichten in den Lauf der imperialistischen Welt, Geopolitik und Klassenkämpfe teilt.

Diesmal nehmen Garland und Joti sich die ideologische Waffe vor, die die imperialistische Propaganda gerade gegen Linke, vor allem gegen (potentielle) Kommunisten, seit Jahrzehnten erfolgreich einsetzt: den Trotzkismus.

Am Beispiel eines „linksradikalen“, scheinbar anti-imperialistischen Pamphlets eines „Ukraine Solidarity Movements“ nimmt Joti hier die Lügen auseinander, mit der diese trojanischen Pferde des Imperialismus mit linken Phrasen die Agenda des Imperialismus durchzusetzen versuchen – und damit speziell unter jungen Leuten, Studenten usw. oft sehr erfolgreich sind.

Die grundlegende Prämisse in dieser Aussage ist eigentlich die Lüge, dass der Krieg in der Ukraine ein zwischenimperialistischer Krieg ist. Aber sie sagen nicht, dass die USA die Guten sind, sondern sie sagen, es gibt zwei Bösewichte. Und die Bösewichte sind einerseits der US Imperialismus und andererseits der russische Imperialismus.

Diese Aussage stellt die Realität auf den Kopf, denn sie zieht einen Vergleich zwischen dem Krieg in der Ukraine und dem Krieg in Palästina – aber sie hat es auf den Kopf gestellt, in welche Richtung der Genozid ging.

In der Erklärung wird der russische Krieg in der Ukraine mit dem Krieg des Westens in Palästina verglichen, aber das Problem ist, dass sie ihn auf den Kopf gestellt haben. Der russische Krieg in der Ukraine ist ein antifaschistischer Krieg der Selbstverteidigung und der nationalen Befreiung, aber der von den USA unterstützte zionistische Angriff in Palästina ist ein faschistischer Angriffskrieg, um die imperialistische Herrschaft über Palästina und den gesamten Nahen Osten zu erzwingen, also haben sie alles auf den Kopf gestellt. (…)

Es ist eine klassische trotzkistische Taktik, die vorgibt, von einem fortschrittlichen Standpunkt in Bezug auf Russland zu kommen; sie erklären, dass Russland die Ukraine als Volk auslöschen will, ihre nationale Identität auslöschen will – genau das Gegenteil von dem, was passiert ist, nämlich dass die ukrainische Elite, das ukrainische Regime, und insbesondere der faschistische Teil davon, das ausdrückliche Programm hat, die russische Identität, die russische Sprache von ukrainischem Boden zu löschen. (…)

https://www.youtube.com/live/VNh7zw9dQd0?si=z5tJqdFXObP3DMfa

Über Trotzkismus und andere bürgerliche Ideologien anhand der Klassikerlektüre „Wie der Stahl gehärtet wurde“

Einige Passagen des Buches befassen sich mit dem Kampf der Partei und der jungen Sowjetunion gegen die innerparteiliche Opposition der Trotzkisten. Besonders in den Jahren nach 1924, nach dem Tod Lenins, versuchte die von Trotzki (später im Bunde mit Sinowjew und Kamenew) geführte Opposition in einem erbitterten Machtkampf, die Partei zu übernehmen und die begonnen Maßnahmen des sozialistischen Aufbaus rückgängig zu machen oder zu verlangsamen.

Ihre Begründung: es sei zu früh dafür, das Volk wäre noch nicht reif, der Sozialismus könnte nicht ohne die Weltrevolution – die ausgeblieben war – errichtet werden, die Bolschewiki würden eine Parteidiktatur des Bürokratismus und der Willkür ausüben. Letzteres bezog sich auf die Parteidisziplin der Kommunistischen Partei, die die Mitglieder darauf festlegte, einmal gefasste Beschlüsse gemeinsam zu tragen und zu vertreten – das konnte und wollte die trotzkistische Minderheit nicht hinnehmen. Sie sah sich in allem der Parteimehrheit überlegen und war für die Durchsetzung ihrer Positionen nicht nur bereit, die Partei zu zerschlagen, sondern auch mit den Feinden der Sowjetunion zusammenzuarbeiten, um die ihrer Meinung nach falsch geführte und sich fehlentwickelnde Sowjetunion zu zerstören.

Das Buch zeigt, wieviel Raum – im Gegensatz zur Behauptung der bürgerlichen und trotzkistischen Propaganda – damals jahrelang dieser Opposition eingeräumt wurde, wie versucht wurde, in Gesprächen und mit Appellen an das gemeinsame Interesse die betreffenden Genossen einzubinden und von ihrem zerstörerischen, spalterischen Kurs abzubringen.

Es scheiterte letztlich daran, dass die Gegnerschaft der Trotzkisten unversöhnlich, ihr Hass auf die Mehrheitsbeschlüsse der Partei, auf Stalin so groß, ihre Selbstgerechtigkeit und Besserwisserei so immens waren, dass dem Sowjetstaat nichts übrig blieb, als sie zu isolieren, aus der Partei auszuschließen und sie schließlich wie die Feinde der Sowjetunion und des Sozialismus zu behandeln, die sie de facto waren.

Im Buch wird diese jahrelange Fehde der verschiedenen Positionen innerhalb der Kommunistischen Partei literarisch angerissen und verarbeitet. Die heute zugänglichen Dokumente belegen, dass die Fraktionskämpfe erstens tatsächlich vor allem eine Auseinandersetzung war, die in Diskussionen, Plenen und Versammlungen geführt wurde.

Das änderte sich zweitens erst, als die „Opposition“ zu einer wurde, die nicht nur eine Minderheitsmeinung über den Kurs der sozialistischen Entwicklung im ersten Arbeiter- und Bauernstaat der Welt vertrat, sondern zu einer wurde, die die Existenz dieses Staates beseitigen wollte und zu Terrorismus und Sabotage griff. Dann erst kamen Gerichte und Tribunale ins Spiel und gewährleisteten durch mitunter scharfe Maßnahmen und harte Urteile (darunter auch etliche „ungerechte“, unbegründete, unfundierte) den ungestörten Aufbau des „Sozialismus einem Lande“.

Über die Schörfe und die Hörte dieses Vorgehens gegen eine tödliche Gefahr für die gerade erst unter ungeheuren Opfern gegründete Sowjetunion haben bürgerliche Gemüter ein eindeutiges Urteil parat: „Furchtbar! Entsetzliche Diktatur! Schauprozesse! Unrechtsurteile!“ wissen sie Bescheid.

Nie haben sie je ein ähnliches Verdikt parat für die alte Ordnung der Sklaverei, der Leibeigenschaft, der Ausbeutung bis aufs Blut, des Hungers und der Kriege, die den Völkern von ihren kapitalistischen und feudalen Herren aufgezwungen wurde (und heute wieder aufgezwungen wird).

Aber den ersten Versuch der Abschaffung dieser Verhältnisse, der zwangsläufig nicht mit irgendeinem marxistischen Zauberstab eine ideale kommunistische Gesellschaft aus dem Traumbuch des Bürgersozialisten sein konnte; der von Anfang an der Todfeindschaft und der gewaltsamen Bekämpfung durch die gesamte alte Welt ausgesetzt war; der einen Kampf auf Leben und Tod zu führen hatte gegen ganze Armeen von äußeren und inneren Feinden – DIESEN Versuch messen sie an den komfortabel zarten Verhältnissen ihrer gesicherten Mittelschichtsexistenz in den etablierten kapitalistischen Demokratien des späten 20. oder beginnenden 21. Jahrhunderts.