Gorbatschow – Verrat hat einen Namen

Das Verbrechen Gorbatschows – die Zerstörung des ersten und größten sozialistischen Staates der Erde – ist in Ausmaß und Ruchlosigkeit historisch unübertroffen. Und zwar von KEINEM der zahllosen Verbrechen des Imperialismus, einschließlich Kolonialismus und Faschismus. Und das sage ich absichtlich.

Gorbatschow hat, neben den Millionen direkten Opfern seines Verrates, eine abscheuliche und nichtwiedergutzumachende Tat begangen:

Er hat versucht, die Möglichkeit einer von Ausbeutung und Gewalt befreiten Welt zu zerstören, und eine kurze historische Weile schien es ihm geglückt zu sein.

Das war der Zeitpunkt, in dem der Imperialismus vor scheinbarer Kraft und Schadenfreude (und der Aussicht auf unschlagbar üppige Geschäftsmöglichkeiten) kaum noch geradeaus gehen konnte.

Das Echo dieser Häme und Befriedigung ist heute wieder in den Nachrufen der bürgerlichen Medienmeute und Politiker zu spüren – nur dass sie diesmal nicht umhin können einzuräumen, das die Zerschlagung Russlands und die Aufteilung seiner Reichtümer unter die imperialistischen Räuber rückgängig gemacht wurde und auch das kapitalistische Russland von ihnen nicht kontrolliert werden kann.

Außerdem ist ihnen in China ein noch mächtigerer sozialistischer Gegner erstanden, der sie mit demselben Hass erfüllt, den sie auf die Sowjetunion hegten, und dem sie genau wie der Sowjetunion gerne den Garaus machen würden.

Die Sowjetunion war der erste (erfolgreiche) Versuch in der Geschichte unserer Spezies, einen Staat der Unterdrückten und Entrechteten aufzubauen, der sich der Kapitalisten und Grundeigentümer entledigt (die Pariser Kommune war auch ein solcher Versuch, aber weniger konsequent, weniger theoretisch fundiert, ohne eine revolutionäre kommunistische Partei, und u.a. deshalb nach kurzer Zeit eliminiert).

Bei allen zwangsläufigen Mängeln dieses erstmaligen geglückten Versuchs war sie nicht nur für die Völker der Sowjetunion, sondern für Milliarden Menschen auf der ganzen Welt Hoffnung und Gewißheit, dass es in einer Welt von Ausbeutung und Gewalt möglich ist, ein andere Gesellschaft zu errichten.

Um diese Hoffnung und um diese Gewißheit hat Gorbatschow Millionen und Milliarden betrogen, und nebenher unbeschreibliches Elend in der abgewickelten Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten bewirkt.

Dafür wird er in der Geschichte erinnert werden, als abscheuliches und abschreckendes Beispiel eines Mannes, der den Begriff „Verrat“ in neue, üblere Dimensionen überführt hat.

Über Trotzkismus und andere bürgerliche Ideologien anhand der Klassikerlektüre „Wie der Stahl gehärtet wurde“

Einige Passagen des Buches befassen sich mit dem Kampf der Partei und der jungen Sowjetunion gegen die innerparteiliche Opposition der Trotzkisten. Besonders in den Jahren nach 1924, nach dem Tod Lenins, versuchte die von Trotzki (später im Bunde mit Sinowjew und Kamenew) geführte Opposition in einem erbitterten Machtkampf, die Partei zu übernehmen und die begonnen Maßnahmen des sozialistischen Aufbaus rückgängig zu machen oder zu verlangsamen.

Ihre Begründung: es sei zu früh dafür, das Volk wäre noch nicht reif, der Sozialismus könnte nicht ohne die Weltrevolution – die ausgeblieben war – errichtet werden, die Bolschewiki würden eine Parteidiktatur des Bürokratismus und der Willkür ausüben. Letzteres bezog sich auf die Parteidisziplin der Kommunistischen Partei, die die Mitglieder darauf festlegte, einmal gefasste Beschlüsse gemeinsam zu tragen und zu vertreten – das konnte und wollte die trotzkistische Minderheit nicht hinnehmen. Sie sah sich in allem der Parteimehrheit überlegen und war für die Durchsetzung ihrer Positionen nicht nur bereit, die Partei zu zerschlagen, sondern auch mit den Feinden der Sowjetunion zusammenzuarbeiten, um die ihrer Meinung nach falsch geführte und sich fehlentwickelnde Sowjetunion zu zerstören.

Das Buch zeigt, wieviel Raum – im Gegensatz zur Behauptung der bürgerlichen und trotzkistischen Propaganda – damals jahrelang dieser Opposition eingeräumt wurde, wie versucht wurde, in Gesprächen und mit Appellen an das gemeinsame Interesse die betreffenden Genossen einzubinden und von ihrem zerstörerischen, spalterischen Kurs abzubringen.

Es scheiterte letztlich daran, dass die Gegnerschaft der Trotzkisten unversöhnlich, ihr Hass auf die Mehrheitsbeschlüsse der Partei, auf Stalin so groß, ihre Selbstgerechtigkeit und Besserwisserei so immens waren, dass dem Sowjetstaat nichts übrig blieb, als sie zu isolieren, aus der Partei auszuschließen und sie schließlich wie die Feinde der Sowjetunion und des Sozialismus zu behandeln, die sie de facto waren.

Im Buch wird diese jahrelange Fehde der verschiedenen Positionen innerhalb der Kommunistischen Partei literarisch angerissen und verarbeitet. Die heute zugänglichen Dokumente belegen, dass die Fraktionskämpfe erstens tatsächlich vor allem eine Auseinandersetzung war, die in Diskussionen, Plenen und Versammlungen geführt wurde.

Das änderte sich zweitens erst, als die „Opposition“ zu einer wurde, die nicht nur eine Minderheitsmeinung über den Kurs der sozialistischen Entwicklung im ersten Arbeiter- und Bauernstaat der Welt vertrat, sondern zu einer wurde, die die Existenz dieses Staates beseitigen wollte und zu Terrorismus und Sabotage griff. Dann erst kamen Gerichte und Tribunale ins Spiel und gewährleisteten durch mitunter scharfe Maßnahmen und harte Urteile (darunter auch etliche „ungerechte“, unbegründete, unfundierte) den ungestörten Aufbau des „Sozialismus einem Lande“.

Über die Schörfe und die Hörte dieses Vorgehens gegen eine tödliche Gefahr für die gerade erst unter ungeheuren Opfern gegründete Sowjetunion haben bürgerliche Gemüter ein eindeutiges Urteil parat: „Furchtbar! Entsetzliche Diktatur! Schauprozesse! Unrechtsurteile!“ wissen sie Bescheid.

Nie haben sie je ein ähnliches Verdikt parat für die alte Ordnung der Sklaverei, der Leibeigenschaft, der Ausbeutung bis aufs Blut, des Hungers und der Kriege, die den Völkern von ihren kapitalistischen und feudalen Herren aufgezwungen wurde (und heute wieder aufgezwungen wird).

Aber den ersten Versuch der Abschaffung dieser Verhältnisse, der zwangsläufig nicht mit irgendeinem marxistischen Zauberstab eine ideale kommunistische Gesellschaft aus dem Traumbuch des Bürgersozialisten sein konnte; der von Anfang an der Todfeindschaft und der gewaltsamen Bekämpfung durch die gesamte alte Welt ausgesetzt war; der einen Kampf auf Leben und Tod zu führen hatte gegen ganze Armeen von äußeren und inneren Feinden – DIESEN Versuch messen sie an den komfortabel zarten Verhältnissen ihrer gesicherten Mittelschichtsexistenz in den etablierten kapitalistischen Demokratien des späten 20. oder beginnenden 21. Jahrhunderts.

Geschichten die die Sowjetunion schrieb: die Arbeiterklasse an der Macht

Zitat aus einem Buch, das 1953 geschrieben wurde. Die Zeilen atmen den Geist einer Zeit, in dem das Sowjetvolk voller Optimismus in die Zukunft blickte. Der Krieg war überstanden, der deutsche Faschismus unter unmenschlichen Opfern besiegt, und obwohl der kapitalistische Westen mit seinem Kalten Krieg den heißen Krieg der Nazis gegen die Sowjetunion fortsetzte, war man sich der eigenen Stärke bewusst, hatte sogar noch weitere Freunde und Verbündete gewonnen durch den neu entstandenen sozialistischen Block.

Noch interessanter als die historische Einordnung ist jedoch die Atmosphäre eines grundsätzlich anderen Lebens- und Arbeitsgefühls, die jedes Kapital des Buches ausstrahlt. Eine Atmosphäre, in der die Arbeitermacht im Staat so selbstverständlich verankert ist wie das Selbstbewusstsein der Arbeiter als Herren der Produktion. Ein Staat, in dem diejenigen, die den Reichtum der Gesellschaft produzieren, gleichzeitig diejenigen sind, denen der ganze Laden gehört und für die die kapitalistenfreie Ordnung eingerichtet ist.

Und das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich zum Leben im Kapitalismus:

Wer im Kapitalismus aufwächst, für den ist das, was ihm in der Form von „der Wirtschaft“, als gesellschaftlicher Reproduktionsprozess gegenübertritt, zwangsläufig etwas Fremdes, nicht ihm Gehörendes, etwas, in dem er sich gegen andere durchsetzen muss – nicht um einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu stiften oder zu fördern, sondern um sich selber einen Lebensunterhalt zu sichern, indem er diejenigen, denen „die Wirtschaft“ gehört, reicher macht.

Die grundlegende Eigenschaft, das grundsätzliche Verhältnis des einzelnen Menschen zur Produktion im Kapitalismus ist das der Getrenntheit, der Entfremdung, der Scheidung in Besitzende und Besitzlose. Es liest sich aus heutiger Sicht fast utopisch, was in den frühen 1950er Jahren in der Sowjetunion bereits seit Jahrzehnten verwirklicht war: eine Staatsmacht in den Händen und im Interesse der Arbeiterklasse, ein Arbeiten für den Erfolg dieses einmaligen – und ERSTMALIGEN – Schrittes in der Menschheitsgeschichte, die Organisation der materiellen Produktion als geplante Anstrengung durch und für diejenigen, die die Arbeit machen.

Dass seit der Chruschtschow-Ära diese Vision eines sozialistischen Staates nach und nach zu Lippenbekenntnissen verkam, dass Bürokratismus, Karrierismus, Schlendrian, Korruption und Anbiederung an den Kapitalismus (Anbiederung, wohlgemerkt, im Gegensatz zur Nutzbarmachung kapitalistischer Elemente z.B. durch die Kommunistische Partei Chinas) Einzug hielt und letztlich dazu beitrug, dass der Sozialismus in Europa vorläufig scheiterte – das ist mir bekannt.

Gerade deshalb aber ist das Buch auch heute noch eine Quelle für Inspiration und Hoffnung. Was schon einmal realisiert war, kann wieder entstehen, kann neu erstehen, angepaßt an die Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts.