Krankenhäuser als Angriffsziele

Die Übertreibung dieser Karikatur ist minimal und innerhalb der satirischen Grenzen. Tatsächlich greift die israelische Armee GEZIELT Krankenhäuser an, um die Arbeit der Notfallmediziner und des sonstigen medizinischen Personals zu erschweren und zu verhindern. Dabei macht es für die IDF keinen Unterschied, ob es sich um Einrichtungen der palästinensischen Zivilverwaltung in Gaza oder solche der UN handelt.

Die Absicht solcher Kriegsverbrechen (die stets mit dem „Kampf gegen die Hamas“ gerechtfertigt werden) lässt nicht viele Zweifel offen über die rassistische, kolonialistische Vernichtungspolitik der zionistischen Besatzungsmacht gegenüber den nicht nur störenden, sondern auch noch widerständigen Arabern, die zum Ärger der Zionisten dummerweise das Land bewohnen, das Israel für sich beansprucht.

Wem da Analogien zu einer bestimmten Ideologie aus dem Deutschland der 1930er und 1940er Jahre einfallen, die auf „Lebensraum“ im Osten aus war und die die dort ansässige Bevölkerung per se als Untermenschen und menschliche Tiere zur Ausrottung vorsah, liegt unter Umständen gar nicht so falsch.

Kriegsverbrechen und ihre Unterstützer

Diese beiden Kinder wurden lebend aus den Trümmern gerettet, die Resultat eines israelischen Bombenangriffs auf ein Flüchtlingslager sind.

Zehn- bis fünfzehntausend Tote bis jetzt durch die israelischen Bomben auf Gaza, ca. 4.000 davon Kinder. Ein Mehrfaches an teilweise schwerst verletzten Opfern der unaufhörlichen, wahllosen Bombardierungen, ohne dass die Möglichkeiten bestehen, sie wenigstens notdürftig zu versorgen.

Unter den 10-15.000 sicher gelegentlich auch mal ein Hamas-Mitglied.

Grausamer als die unterschiedslose Bombardierung von Frauen, Kindern und alten Menschen scheint mir die mentale Akrobatik zu sein, mit der Unterstützer Israels auch solche Kriegsverbrechen zu rechtfertigen wissen:

Mit dem „Recht zur Selbstverteidigung Israels“, wohlgemerkt das „Recht“ eines Okkupationsregimes, sich in den von ihm illegal besetzten Gebieten zu „verteidigen“ – nämlich gegen den ohnmächtigen Widerstand der entrechteten Besetzten.

Und wenn dieser Widerstand mal ein bißchen (oder deutlich weniger) ohnmächtig ausfällt, ist für die Unterstützer der israelischen Besatzungsmacht klar, dass hier nur Terroristen und menschliche Tiere am Werk sein können.

Die Rechtfertigung und Unterstützung der israelischen Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung macht alle westlichen Politiker und Medien zu Komplizen dieser Kriegsverbrechen.

Geschichten die das Leben schrieb: wie ich mal durch ein im Fernsehen gesendetes Interview ganz unbeteiligt zu Schaden kam

Aus Richtung Fernseher dringt der pseudo-einfühlsame professionelle Reportertonfall eines der unaufhörlichen Expertengespräche zum Thema Nahostkrieg an mein Ohr.  Die verlogene Intonation und die standardisierten Sprachregelungen verraten mir, dass es sich um einen der ganz oder teilweise vom deutschen Staat kontrollierten Sender handeln muss.

Ich versuche, so gut es geht, wegzuhören und mich meiner mehr oder weniger kreativen Tätigkeit in meiner Lese- und Zeichenecke zu widmen. Aus dem Interview, das Dunja Halali mit irgendeinem „Experten“ oder Regierungsvertreter führt (ein ausländischer, da der Mann übersetzt wird), dringt trotz meiner Ignorierungsbemühungen ein Satz an mein Ohr, der heraussticht aus dem Einerlei gegenseitiger Bestätigung imperialistischer Moral, welches hier von Interviewtem und Interviewerin für das Fernsehpublikum inszeniert wird.

„Nun ist es ja selbstverständlich, dass Israel das Recht zur Selbstverteidigung gegen den Terror hat, aber bei der Gegenreaktion kommen ja unvermeidlich auch Zivilisten zu Schaden…“, problematisiert die Staatsenderjournalistin in Richtung Gesprächspartner. Was dieser antwortet, höre ich schon nicht mehr (irgendein Bedauern über und Rationalisieren des „Unvermeidlichen“ wird es sein; der Mann ist wohl entweder amerikanischer oder israelischer Militär oder Politiker). 

Vor den Augen der Welt findet also nicht ein erbarmungsloser Bombenkrieg gegen die eingesperrte palästinensische Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens statt, jedenfalls nicht für Journalisten deutscher Leitmedien, sondern „es kommen auch Zivilisten zu Schaden“. Diese Späne, die nun mal leider anfallen beim durch und durch gerechtfertigten antiterroristischen Hobeln der israelischen Armee, sind – so suggerieren es Reporterin und Befragter – zwar irgendwie nicht sehr schön. Man würde sie auch gerne möglichst vermeiden, aber – verständige Menschen wissen das – es gibt im Krieg nun mal leider auch Opfer. 

Beziehungsweise eigentlich gar keine Opfer, sondern von Pech heimgesuchte Zivilisten, die bei einem unvermeidlichen Geschehen „zu Schaden gekommen“ sind. Sie stellen insofern höchstens ein theoretisches, weil moralisches, aber kein wirkliches Problem dar für die erfolgreiche Kriegführung Israels und deren mediale Nachbeter. 

Der abgebrühte Zynismus der Formulierung „zu Schaden kommen“ für die Opfer eines Bombenterrors, der genozidale Züge hat, passt zu dem kürzlich durchgesickerten Brevier mit Sprachregelungen für die ganz oder teilweise vom deutschen Staat kontrollierten Sendeanstalten. In diesen Anweisungen wird im Detail festgelegt, wie und mit welchen Ausdrücken und Formulierungen Nachrichtensprecher, Reporter usw. dem Publikum den gegenwärtigen Nahostkrieg zu vermitteln haben. Das sprachliche Framing dient dazu, die Handlungen der israelischen Seite als gerechtfertigt und notwendig, die der Hamas dagegen als terroristisch und archetypisch böse darzustellen.

Während ich die aufsteigende Übelkeit in mir bekämpfe, sinniere ich darüber, wie Frau Halali wohl drei Generationen zuvor ihre militärisch-politischen Gesprächspartner befragt hätte. Vielleicht so: „Herr Eichmann, nun sind ja in den Konzentrationslagern auch Zivilisten zu Schaden gekommen, was können Sie den Zuschauern an der Heimatfront denn dazu mitteilen…?“. Und Eichmann so: „Danke für diese Frage, Frau Halali. Zunächst mal muss ich festhalten, dass es natürlich unser gutes Recht ist, uns gegen den jüdisch-bolschewistischen Terror zur Wehr zu setzen…“ usw.

Ich komme zu dem Schluß, dass bei der Berichterstattung über die Konflikte auf der Welt (vor allem aber bei der über den Krieg Israels gegen Gaza) vor allem Journalismus, Ehrlichkeit und jeder menschliche Anstand auf Seiten der politischen und journalistischen Kriegsbefürworter zu Schaden gekommen sind. Und die Gehirne der Fernsehkonsumenten, die dieser Propaganda täglich ausgesetzt sind.

Ausrutscher beim ZDF: Professorin redet Klartext über israelische Besatzung, Moderatorin wird kaltschweißig

Im ZDF wird Professorin Helga Baumgarten interviewt, Politikwissenschaftlerin und an der palästinensischen Universität Ramallah, zum aktuellen Nahostkrieg und zum durch und durch rätselhaften und völlig unerklärlichen Ausbruch von Gewalt auf allen Seiten.

Zum Entsetzen der unbedarften Sprechpuppe, die ihr Make-up in die Fernsehkamera halten und die Moderatorin geben darf, zählt Frau Baumgarten tatsächlich einige harte Fakten über 50 Jahre israelischen Besatzungsterror auf.

Die Interviewerin ist sichtbar aus dem Konzept gebracht und versucht, einige der erforderlichen Sprachhülsen und Sprechblasen von „Gewalt auf beiden Seiten“ und dergleichen unterzubringen, um das vorgegebene Narrativ noch zu retten, kann aber den von Frau Baumgarten genannten Fakten nichts entgegen setzen:

Westliche Werte (Pressefreiheit zum Beispiel) in Aktion:

„Israel zeigt verstümmelte Babies“ – illustriert mit einem Foto palästinensische Kinder nach einem israelischen Bombenangriff auf Gaza.

Immerhin schreibt das die ehemals seriöse „Times“ klein unter das Bild. Die beabsichtigte Wirkung auf den vorbei gehenden Passanten am Kiosk u.ä. ist ja schon eingetreten:

Immer dasselbe: Die Guten gegen die Bösen

Im Israel-Palästina Krieg ist es genau wie im NATO-Russland-Krieg in der Ukraine: die Bösen haben aus heiterem Himmel ganz ganz böse Taten verübt, vor denen die Welt in Form von westlichen Medien und Politikern in geheuchelter Fassungslosigkeit steht.

So wie Putin eines Morgens aufwachte und spontan beschloß, zur Abwechslung mal die arme, unschuldige Ukraine zu überfallen, so haben sich stoppelbärtige muslimische Terroristen gestern entschlossen, mal wieder Terror gegen das arme, unschuldige Israel zu verüben.

Eine Vorgeschichte gibt es nicht, jahrelange (im Fall Palästina jahrzehntelange) Kriegshandlungen und Drangsalierungen der Palästinenser durch Israel oder der Russen im Donbas durch das Kiewer Regime interessieren und existieren nicht. Dafür menschelt es an allen Ecken und Enden; im Fernsehen werden Väter (israelische natürlich) gezeigt, deren kleine Töchter von den bösen muslimischen Stoppelbärtigen entführt wurden.

Der böse Feind ist das Schlechte an sich, er mordet und tötet aus purer Lust am Morden und Töten. Darum ist auch jede Gewaltmaßnahme gegen ihn nicht nur zulässig, sondern gebietet sich von alleine. Israel hält sich jedenfalls seit seiner Gründung an solche Gewaltmaßnahmen, da aus israelischer Sicht die Leute, denen man ihr Land weggenommen und sie zu Bürgern zweiter, dritter und vierter Klasse gemacht hat (wenn man sie nicht gleich in gigantische Elendslager wie das größte Freiluftgefängnis der Welt, den Gaza-Streifen, gesperrt hat) eine einzige Quelle von lästigen Störfaktoren des erfolgreichen israelischen Staatsgründungsprojektes und seines ebenso erfolgreichen Kapitalismus sind.

Der deutsche Fernsehkonsument weiß allerdings auch ohne menschelnde Propaganda für Israels Recht auf schrankenlose vorbeugende und rächende Gewalt gegen die Opfer seiner Siedlungspolitik, wo seine Solidarität zu liegen hat. „“Israel“ und „hat recht“ ist in seinem konditionierten Verstand ein- und dasselbe.

So kann der Bürger wieder die geordnete Welt genießen, die zwar immer wieder von unverständlicherweise gegen diese vernünftige Ordnung der Dinge aufbegehrenden Gewalttätern gestört wird, die ihm aber immerhin von seinen Politikern und Medien erklärt, eingeordnet und vermittelt wird, so dass er versteht, warum die überlegene Gewalt der Vertreter dieser Ordnung auf jeden Fall eine gute Sache ist und verteidigt gehört.

Dieselbe Lesart, die gleiche absichtlich kontext- und bewusstlose Erzählung liegt schon in der Schublade der Medien für den Zeitpunkt, an dem es endlich gegen China gehen wird. Dann werden wir erfahren, dass oberfiese (weil zu allem Überfluss auch noch kommunistische) Chinesen die guten, also unsere, Taiwanchinesen aus boshaftem Eroberungsdurst angegriffen und besetzt haben, weshalb wir ihnen unbedingt mit allen Mitteln, die unser Gewaltpotential so hergibt, zur Seite stehen müssen.

Wir werden dann weinende taiwanesische Mütter sehen, die schluchzend vor ihrem zerstörten Haus oder mit einem Bild ihres gefallenen Soldatensohnes gezeigt werden. Spätestens dann ist uns als folgsamen Westbürgern klar, das hier mal wieder die regelbasierte Weltordnung aufs Äußerste gefordert und zum erbarmungslosen Zuschlagen geradezu verpflichtet ist.

Glaubt ihr mir nicht? Wartet‘s ab.

Ermordung von Muhammad al-Durrah, 12 Jahre, am 30.09.2000 durch IDF-Soldaten in Gaza