Hoffnung gegen jede Hoffnung? Es gibt eine Welt außerhalb des kollektiven westlichen Irrsinns.

„In der Weltpolitik, der Wirtschaft und anderen Bereichen der internationalen Beziehungen sind tektonische Verschiebungen im Gange. Es entsteht eine gerechtere multipolare Weltordnung mit breiteren Möglichkeiten für die nationale Entwicklung und eine für beide Seiten vorteilhafte und gleichberechtigte internationale Zusammenarbeit.

Gleichzeitig beobachten wir eine verstärkte Anwendung von Gewalt, regelmäßige Verstöße gegen das Völkerrecht, zunehmende geopolitische Konfrontationen und Konflikte sowie wachsende Risiken für Stabilität und Frieden in der SCO-Region…“

https://eng.sectsco.org/20240709/1438929.html

So beginnt die Abschlusserklärung der Staaten der Shanghai Cooperation Organization (SCO), der die meisten eurasischen Staaten angehören, mit Belarus als neuestem Mitglied.

Diese Organisation ist neben BRICS+ eine der wesentlichen und wichtigsten Körperschaften, in denen die Weichen für die unumkehrbare Entwicklung hin zu der neuen, multipolaren Weltordnung gestellt werden, die jetzt Form annimmt.

Diese Veränderungen, deren Zeugen wir sind und die eine ganze neue Epoche der Menschheitsgeschichte einleiten (während sie die bisherige Epoche der westlichen Hegemonie beenden), sind der Grund, warum Medien und politischer Diskurs im kollektiven Westen voll ist mit Berichten, Analysen und Diskussionen über diese Entwicklung und die sie tragenden und gestaltenden Organisationen.

Nein, stimmt gar nicht; das Ausmaß des SCHWEIGENS bzw. der Nichterwähnung, ist erstaunlich, mit dem in westlichen Diskurs so getan wird, als könne der zunehmend sich selbst isolierende Westen so weiter machen wie bisher. Es wird so getan, als handele es sich bei der unumkehrbaren Veränderung der Machtzentren, der Warenströme und der geopolitischen Schwerpunkte auf dem Planeten um ein vernachlässigenswertes Phänomen – jedenfalls vor Publikum. Hinter den Kulissen wird daran gearbeitet, die Unumkehrbarbarkeit dieses Wandels aufzuhalten.

Die einzige Antwort, die der kollektive Westen auf seinen globalen Machtverlust durch die tektonische Verschiebung der Kräfteverhältnisse auf der Erde hat, ist nicht eine Anerkennung der neuen Verhältnisse und das Bemühen, sich an diese anzupassen – die Antwort ist Krieg: Propagandakrieg, Wirtschaftskrieg, echter Krieg.

Die absurde Tragik darin ist, dass all die Anstrengungen, die in den vergeblichen Versuch gehen, den Aufstieg Chinas, Russlands und BRICS+ aufzuhalten, den eurasischen Zusammenschluss durch die SCO, den Nord-Süd-Korridor vom russischen Eismeer bis an den persischen Golf, die Einbindung Afrikas, Südasiens und Lateinamerikas in die globale multipolare Friedensordnung zu verhindern, nicht nur zum Scheitern verurteilt sind aufgrund der schieren Masse an Territorium und ökonomischer Potenz der beteiligten globalen Mehrheit. Sie sind auch Mittel und Katalysator einer Verarmung und Überdehnung der Gesellschaften der westlichen Länder und tragen somit direkt zum beschleunigten Abstieg der „Goldenen Milliarde“, der Profiteure der jahrhundertelangen westlichen Dominanz, bei.

Wenn einen mal wieder der Jammer packt ob der hanebüchenen Kurzsichtigkeit des Macht(erhalts)strebens westlicher Entscheider, wenn man mal wieder an ihrer Konfrontationslust und Kriegsbereitschaft verzweifeln will, kann man ja an zwei einfache Tatsachen denken:

Erstens repräsentieren NATO, EU und Satelliten nur knapp 15% der Weltbevölkerung (und von Repräsentation kann hier eigentlich schon schon lange nicht mehr die Rede sein; die derzeitigen Machthaber werden nur von maximal 20 % Prozent ihrer jeweiligen Bevölkerung unterstützt) und inzwischen auch nicht mehr die weltweit größte kollektive Wirtschaftsleistung. Die ist jetzt in den BRICS-Staan zuhause.

Zweitens können Sie unterhalb der Atomkriegsschwelle militärisch kaum mit Russland und China (schon gar nicht mit der gebündelten Kapazität dieser beiden in Kooperation mit weiteren Staaten wie Iran, Nordkorea u.a.) konkurrieren. Der Zug ist abgefahren. Die militärisch-industrielle Produktion der nichtwestlichen Mehrheit ist vom kollektiven Westen weder mengen- noch qualitätsmäßig einholbar.

Das lässt zwar dem durch die NATO repräsentierten westlichen Neokolonialismus militärisch nur die Möglichkeit der Stellvertreterkriege, des Terrorismus, der Farbrevolutionen und ähnlich hässlicher Machenschaften. Es garantiert aber für die globale Mehrheit (immer unter der Voraussetzungen, dass die zunehmend in die Enge getriebenen Entscheider in Washington sich nicht zum Atomkrieg veranlasst sehen) eine verlässliche und durch die ökonomische Überlegenheit gewährleistete, militärische Unüberwindbarkeit des Weges in die multipolare Weltordnung, mit der die bisherige „regelbasierte internationale Ordnung“ des NATO—Faschismus abgelöst wird.

Ist das eine Hoffnung in hoffnungslosen Zeiten? Ja und nein. Den eurozentristische, westlichen Blickwinkel zu verlassen ist ein Gebot der Vernunft und der intellektuellen Redlichkeit, sofern man an den Fakten interessiert ist. Dass wir alle unter einer Glocke westlicher Propaganda sitzen, ist nicht vermeidbar, solange wir Insassen des kollektiven Westens sind.

Wir können uns aber aus nicht-europäischen, nicht-amerikanischen Quellen sachkundig machen; wir können die unabhängigen Medien bei uns, in USA und anderswo konsultieren. Dann kann ein frischer Wind der Aufklärung durchs westlich kontaminierte Oberstübchen pusten. Das hat gleichzeitig den unterhaltsamen Vorzug, dass das unendlich dumme, so kindische wie aggressive Kriegsgeschrei der westlichen Herren von Geschäft & Gewalt sich immer mehr anhört wie Live Comedy und unfreiwillige Satire.

Man muss sie trotzdem tödlich ernst nehmen, immerhin wollen sie uns als Geiseln, Melkkühe und Kanonenfutter für ihre Kriege hernehmen. Aber lachen muss man über sie schon können, sonst wäre alles nur noch ins Zwielicht suizidaler Dämmerung getaucht.