„Bild“ mal wieder als scheinheiliger Advokat der Sorgen des Volkes

Dabei ist die ganze Existenz dieses Schmierblattes nur dazu da, die Interessen derjenigen zu vertreten und zu propagieren, die dem Volk all diese Zumutungen aufhalsen. Und es in Geiselhaft nehmen für ihre Kriegs-, Deindustrialisierungs- und Verarmungspolitik.

„Bild kämpft für dich“ meint nicht den sprichwörtlichen Kleinen Mann, sondern die Bourgeoisie.

Die Antwort auf die per Schlagzeile formulierte verlogene Frage der professionellen journalistischen Anschleimer ist übrigens ein schlichtes „Ja“.

Das einzig Gute daran: die Zeit der Forken und Mistgabeln rückt unaufhaltsam näher.

Geschichten die das Leben schrieb: Im Zeitungsladen

„Bild“ rechnet scheinheilig vor, wie Durchschnittsbürger sich einzuschränken haben, um für die Kosten von Krieg, Deindustrialisierung und Klimademagogie geradezustehen.

Die Verkäuferin im Zeitungsladen kommentiert desillusioniert: „Heutzutage braucht eine Familie einen, der für die Miete arbeitet und noch einen, der für all die anderen Ausgaben verdient. Einer alleine kann das nicht mehr bezahlen.“

Ihre Desillusionierung geht allerdings nicht so weit, die Gründe für diese immer ungemütlicheren Lebensumständezu verstehen. Für sie ist das alles ein schicksalhaftes Ereignis, das in dieser unsicheren Welt leider jederzeit eintreffen kann und auf das sich der normale arbeitende Mensch sich dann zähneknirschend einzustellen hat. Und in soweit hat sie ja recht.

Schon der Übergang vom Zähneknirschen zum Fäuste ballen, um mit den Fäusten dann – im tatsächlichen und im übertragenen Sinne – die Mistgabeln und Forken zu packen und die Verursacher all der Zumutungen davonzujagen, käme ihr niemals in den Sinn. Und wenn, dann höchstens als Bitte an konkurrierende Amtsträger derselben Obrigkeit, nicht ganz so grausam zu den Beherrschten zu sein.

Soweit jedenfalls mein Eindruck, sobald man sich etwas länger und tiefer gehend mit den Leuten unterhält (mit normalen Lohnarbeitern meine ich, nicht mit dem akademischen grünen Stammklientel aus der urbanen Mittelschichtsfilterblase mit dem „Atomkraft nein danke!“-Aufkleber am 5000-Euro-Elektro-Lastenfahrrad). Die ökomische und soziale Situation, die Lohnarbeiter zurecht als bedrückend und schädlich für ihre elementarsten Interessen – Einkommen, Wohnung, Heizung und ausreichender Lohn -beschreiben, wird in ihren Auswirkungen auf das eigene Leben korrekt wahrgenommen, in ihren Ursachen aber (aufgrund der massiven staatlichen Propaganda) nicht begriffen.

Andrerseits vernimmt man immer öfter Aussagen wie „Das kann so nicht weiter gehen“ oder „Die Reichen werden trotzdem alle immer reicher, und wir ärmer“, wobei das „trotzdem“ im zweiten Satz schon wieder Auskunft gibt über das fundamentale Mißverständnis in Bezug auf Wesen und Zweck kapitalistischen Wirtschaftens. Dennoch spürt man ein Grollen im Untergrund des Volkskörpers, das einem Lavastrom gleicht, der auch einmal ausbrechen könnte.

Wann? Das ist nicht wißbar. Vielleicht demnächst, vielleicht nie.