Facebook-Unfug, weit verbreitet

Immer wieder posten Menschen, auch aus meiner FB-Freunde-Blase, hanebüchenen nationalistischen Schwachsinn, der nur eines deutlich macht: sie sind Teil von dem, was sie meinen zu kritisieren. Sie unterstützen und nähren es geradezu mit ihren falschen Urteilen über Wesen und Gebaren der Staatsmacht, die sie – die alle – auf den Dienst am kapitalistisch erzeugten Reichtum festlegt und die Mehrheit genau von diesem von ihr produzierten Reichtum ausschließt.

Mitunter kann ich dann nicht an mich halten und muß den Unfug kommentieren. So wie in diesem Fall, anläßlich der Verbreitung eines dieser unsäglichen Boomer-Bildchen, in denen sich enttäuschte Untertanen ausgerechnet bei den Verursachern ihrer Schäden beschweren, dass die schon wieder alles falsch machen und doch bitte gerechte und soziale Politik (statt Krieg, Verarmung und Aufrüstung) betreiben sollten.

Unfug.

Die Herrschenden geben die Kohle für Krieg und Rüstung nicht aus, weil sie „dumm“ sind, sondern weil sie als kluge Verwalter des nationalen Kapitalstandortes wissen, dass sie ihren Standort für den imperialistischen Kampf um Rohstoffe, Weltmarktanteile, geopolitischen Einfluss und um die dafür nötigen erpresserischen Mittel gegenüber anderen Staaten, unbedingt mit den Machtmitteln versehen müssen, auf die es in der Konkurrenz der Staaten ankommt.

Wer Kindergartengeschichten verbreitet, dass all die schöne Kohle ja viel besser für lauter gute und soziale Dinge ausgegeben wäre statt immer nur für Militär und Kapital, der ist schon auf die ideologische Rationalisierung hereingefallen, nach der „die Politik“ keine Herrschaft der besitzenden Klasse über die besitzlose wäre, sondern der Ausschuss einer Art gesamtgesellschaftlichen Sozial- und Ordnungsamtes.

Mit dieser falschen Kritik machst du dich objektiv zum Erfüllungsgehilfen der Mächtigen und der Zustände, die du meinst zu kritisieren.

Hör lieber auf, dem bürgerlichen Staat und seinen Politikern „Dummheit“ vorzuwerfen und ihnen Absichten bzw. Aufgaben anzudichten, die sie gar nicht haben, und verschaffe dir Klarheit über Wesen und Funktion eines kapitalistischen Staates und der ihn verwaltenden Politiker.

Sonst landest du im Lager der wirkungslos wehklagenden, enttäuschten Untertanen, die von den kriegsplanenden militaristischen Politikern noch auf die Schulter geklopft bekommen, weil sie sich so brav um die Zukurzgekommenen sorgen. Und mit dem Schulterklopfen sagen sie dir dann, wie ehrenwert dein Engagement sei, aber dass nicht du, sondern SIE für die Armutsbetreuung am Standort zuständig sind.

Alle wollen ihr Tellerchen voll haben und interessieren sich für nichts jenseits des Tellerrandes, geschweige denn dafür, wer den Tisch deckt und die Portionen verteilt 

Selbst in einem Edelviertel wie dem linksrheinischen Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel werden die Anzeichen der Deindustrialiserung und Verarmung des kollektiven Westen, vor allem aber Europas, allmählich sichtbar. Immer mehr Läden schließen, die Anzahl der Bettler und der Leute, die in irgendwelchen Hauseingängen schlafen nimmt zu, man hört immer öfter, dass Nachbarn und Bekannten gerade ihren Job losgeworden sind, weil ihr Arbeitgeber dichtmacht. Dass alte Menschen abends die Papierkörbe nach Pfandflaschen durchsuchen, ist seit einigen Jahren auch in Oberkassel ein gewohnter Anblick.

Hinzu kommt ein Phänomen, das vielleicht nur in einem sehr bürgerlichen „weißen“ Viertel wie Oberkassel überhaupt auffällt: die zunehmende Anzahl von ausländisch aussehenden Männern in den Zwanzigern, die in dunkler Sportkleidung (oft in Kombination mit Baseball-Caps) mit dunklen Autos aus der Kategorie „Protzkarosse über 100.000 Euro“ vorfahren (oder lässig an diese gelehnt stehen und auf arabisch, albanisch oder türkisch in die flach vor ihren Mund gehalten Smartphones reden). Was das nun zu bedeuten hat, kann ich nicht einschätzen. Ich vermute einen Zusammenhang mit örtlicher Gastronomie, Prostitution und dem Vertrieb illegaler Substanzen.

Diese Beobachtungen veranlassen mich zu grundsätzlichen Spekulationen über die Natur des gesellschaftlichen Überlebenskampfes. Jeder dieser individuellen Marktteilnehmer erstrebt für sich ein Optimum an Erfolg, Glück, Zufriedenheit usw.. Das übersetzt sich in dieser Gesellschaft also in das Streben nach dem Stoff, der alle Wünsche wahr werden läßt: Geld. Daran zu kommen, und zwar an möglichst viel und möglichst regelmäßig, ist das A undO aller Bemühungen des marktwirtschaftlichen Individuums.

Die Hindernisse, die zu überwinden sind, die Zwänge, denen man sich unterwerfen muss, um bei diesem Spiel mitzumachen, versucht jeder, so gut es geht für sich nutzbar zu machen, um über die Runden zu kommen. Nicht-Teilnahme wird mit dem Untergang der bürgerlichen, oft der physischen, Existenz bestraft. Alles Streben nach dem bißchen privaten Glück, nach der Nische von Komfort und Sicherheit für sich und die Nächsten, hat sich den vorgegeben Regeln des Gelderwerbs und der gesellschaftlichen Organisation dieser Aktivität, also den Eigentumsverhältnissen, zu unterwerfen. 

Der Blick des bürgerlichen Individuums scheint nie über den Tellerrand seines Erfolgsstrebens hinauszugehen. Es fragt sich nicht, woraus der Teller besteht, wer ihn da überhaupt hingestellt hat und warum einige sich nie fürs Zurechtkommen abrackern müssen, die meisten aber schon. Wenn man schon von lauter gesellschaftlichen Zwängen und Einschränkungen umstellt ist, die dem privaten Streben immerzu Steine in den Weg legen und die den Zugang zu den Mitteln der Realisierung des Erstrebten sehr einseitig verteilen – wäre es dann nicht sinnvoll, sich über die Zustände sachkundig zu machen, innerhalb derer dieses private Streben stattfindet? 

Man könnte dann herausfinden, dass man weder selber den Tausch gedeckt hat, noch über die Verteilung der Portionen mitzureden hat. Man hat den Teller hingestellt bekommen und darf in aller Freiheit zusehen, wie man ihn gefüllt kriegt. Jeder Versuch, über den Tellerand hinauszuschauen, wird von den Dienern des Restaurantbesitzers höchst ungern gesehen, nach Möglichkeit abgewürgt und mit dem Hinweis auf die vielfältigen bunten Dekorationen auf dem Tellerrand abgebügelt.  Wenn dann einer partout immer noch den Kopf heben und mal in die Küche schauen möchte, kriegt er den ultimativen Satz aller Sätze auf die Ohren: „Schnauze! Sei froh, dass es überhaupt Suppe gibt! Eine andere Küche gibt es nicht, jeder der das versucht hat, ist verhungert!“

All die vielen Worte sollen nur meine Verwunderung ausdrücken, dass alle Welt so beschäftigt ist mit dem Streben nach dem individuellen Glück und so desinteressiert an den Bedingungen, unter denen dieses Streben stattfinden muss.

Warum es AfD-Spacken und Nationaldeppen schwer haben in meiner Facebook-Timeline

Manchmal kommentiere ich die Einlassungen nationalistischer Zeitgenossen aus dem AfD-Umfeld, die sich für Staats- und Regierungskritiker halten und doch nur eine mehr völkische statt der gewohnten Ausbeutergesellschaft wollen:

Doch, stellst du, lieber dummer Meme-Texter. Die fremden Interessen, denen du deine hintenanstellen musst, sind u.a.:

  • Dein „Arbeitgeber“;
  • Dein Vermieter
  • Jedes Unternehmen, dessen Produkte du kaufst;
  • Der Staat, der mit seinen Gesetzen, seiner Eigentumsordnung und seiner Gewalt dafür sorgt, dass all die dir nicht nur fremden, sondern ENTGEGENGESETZTEN Interessen ganz demokratisch zum Zuge kommen.

Was hast du davon, von einem deutschen statt einem ausländischen Arbeitgeber den Lohn gedrückt zu bekommen? Zahlt der deutsche Unternehmer dir mehr Stunden- oder Monatslohn als der belgische oder chinesische?

Was nützt es dir, wenn dein Vermieter Deutscher statt Türke ist? Wird dann deine Miete weniger?

Wenn du deine Autos, deine Elektronik, deine Kleider, dein Essen nur noch bei deutschen Herstellern kaufst, statt – wie du es bisher und liebend gerne tust – bei tschechischen (Auto), amerikanischen oder koreanischen (Smartphone) und chinesischen (Bekleidung, Elektronik, eigentlich ALLES): was meinst du, wird das Zeug dann eher teurer oder billiger?

Denk mal darüber nach. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst.

Also, lieber Meme-Texter und werter Verbreiter dieser Memes: denk mal bitte für 2 Cent selber nach, statt völkischen Unfug nachzuplappern.

Und schmier dir deinen Patriotismus in die Haare oder sonstwo hin – der macht dich nämlich weder satt, noch warm, noch zufrieden. Deine Herren aber schon; die lieben Untertanen, die sich alles bieten lassen, solange schwarz-rot-goldene Schleifen drum rumgewickelt sind.

An der Ideologiefront der Marktwirtschaft: Armut ist ein Naturgesetz, aber die Lehrer sollen gefälligst Mobbing verhindern.

Am freien Freitag beim Zeichnen.

Frau kuckt sich zur Entspannung irgendeine Diskussionsrunde auf 3sat über „Armut“ an, die ich mit halbem Ohr mitzuhören gezwungen bin.

Die Diskutanten – ein sozial engagierter „Liedermacher“, eine österreichische Politikerin und noch die unvermeidliche Alice Schwarzer – wenden das Thema hin und her, man meint und gibt zu bedenken, äußert Verständnis und diskutiert engagiert usw.

Kurzum, der bürgerliche Sachverstand nimmt sich des Themas „Armut“, speziell wohl des betroffenheitsmäßig noch brisanteren Unterthemas „Kinderarmut“ an. Das Gespräch in der Runde plätschert so hin und her, alle finden Kinderarmut nicht so gut und ergehen sich in Vorschlägen, Konzepten, Ideen und guten Tipps, was „man dagegen tun“ könnte und müsste.

Dass Armut einfach dazugehört zu dieser Gesellschaft, dass Kapitalismus ohne massenhafte Not und Armut nicht zu haben ist, wird von keinem der Gäste thematisiert – so selbstverständlich ist für diese marktwirtschaftlich geschulten Ideologen die täglich erfahrbare Gleichung von Reichtum auf der einen (überschaubaren) Seite und der immerzu fälligen und zunehmenden Armut der Nicht-Besitzenden auf der anderen Seite.

Die Erkenntnislage der Runde endet in dem dringenden Aufruf an die Schulen, ihre Lehrkräfte dahingehend zu schulen, dass sichtbar arme Kinder nicht von den anderen gemobbt werden, denn „Kinder können grausam sein“.

Soviel psychologische Einsicht wird den Armen und ihrem Nachwuchs sicher helfen, ihre Einsortierung in die „sozial schwache“ Kategorie der Klassengesellschaft klaglos und untertänig zu akzeptieren, und das staatliche Fernsehen hat seinen Bildungsauftrag wieder bestens erfüllt.

Facebookinduzierte Samstagsmittagsgedanken zu Fragen von Armut, Nationalismus und Konkurrenz

Oder: Wenn sich die Hunde um die Krümel streiten, die vom Tisch der Herrschaften fallen

Immer wieder lese ich in verschiedenen Threads, in denen es um die Armut hierzulande geht, eklige Kommentare á la „Ja, aber den Flüchtlingen stopfen sie’s vorne und hinten rein, und die fahren sogar Bus ohne Fahrkarte“ und ähnlichen Schwachsinn.

Manche Mitmenschen – und leider auch etliche, die (sich) selber eher zu den Verarschten dieser feinen Leistungsgesellschaft zählen – scheinen schon zufrieden zu sein, wenn es anderen noch schlechter geht.

Sie scheinen anderen das zu neiden, was sie selber bekommen möchten, aber nicht (oder nicht in dem Maße wie sie’s bräuchten) zu kriegen meinen – und zwar WEGEN der anderen, die mit ihnen um die schmalen Almosen konkurrieren, die der Staat den hiesigen Armen gewährt.

Diese Zeitgenossen gleichen Hunden, die bei der Mahlzeit der Herrschaften hechelnd auf die Krümel warten, die vom üppig gedeckten Tisch herabfallen. Und weil man von Krümeln schlecht satt wird, achten sie darauf, anderen Hunden – die aus ihrer Hundesicht gar nicht ins Haus gehören – noch die paar Krümel streitig zu machen, die vielleicht in deren Mägen landen statt in den Mäulern derjenigen Hunde, die von alters her zu Haus und Hof gehören.

Was ihr Hundeverstand nicht auf die Reihe kriegt:

auch die anderen Hunde sind nur da, weil sie sich ein paar Brosamen vom Mahl der Herren versprechen. Die meisten streunenden Hunde, die eine erbärmliche und mitunter tödliche Odyssee hinter sich haben, waren ihrerseits ebensolche Haus- und Hofhunde wie die einheimischen Köter und waren es zufrieden, am Tisch IHRER Herren um Beachtung und Fressen zu betteln.

Sie sind von ihrer heimischen Tafel abgehauen, weil dort aufgrund von Krieg und Elend kaum noch ein Krümelchen abzubekommen war (und weil die hiesige Hofverwalterin sich einen Schub an billigen und genügsamen Arbeitshunden versprach, wenn sie reichlich viele von denen auf den heimischen Hof liess).

Der Futterneid ist, bei einheimischen wie hinzugekommenen Krümelaspiranten, nichts anderes als eine Sklaven- und Untertanenmentalität, die sich gewaschen hat.

KEINER kommt auf den Gedanken, die Herrschaft zu verjagen und all dass Zeug, für dessen Erzeugung man in den Dienst der Herren zu treten hat (wodurch es durch die gesetzliche Gewalt automatisch ins Eigentum der Herren übergeht), in eigener Regie herzustellen und zu verteilen.

Dann wäre Schluss mit der Krümelwirtschaft, die für die Mehrheit Knappheit und lebenslange Dienstverhältnisse an fremdem Reichtum bedeutet.

Dann wäre auch Schluss mit dem Futterneid gegenüber den Untertanen anderer Herren, wenn sich die Krümeljäger aller Höfe zusammentäten, um nicht länger von den Krümeln und der huldvollen Gnade der Tischbesitzer abhängig zu sein.

Futter gibt’s nämlich genug und reichlich. Für alle, egal woher.

Nationalisten und Rassisten sind aber zu beschränkt, um zu sehen, dass das angebliche Problem der knappen Mittel nicht eine Frage der Verteilung, sondern des EIGENTUMS ist:

Das Zeug, das für ein halbwegs anständiges Leben gebraucht wird, so zu verteilen, dass alle was davon haben – kein Problem in einer hochtechnologischen digitalen Gesellschaft an der Schwelle zur „Industrie 4.0“.

Die Schranke, die den Bedarf von den Bedürftigen wirksam trennt, heißt EIGENTUM; als erstes wird ohne einen Eigentümer, der an der Verteilung (dem Verkauf) verdient, schon mal gar nichts hergestellt, egal wie sehr es benötigt wird. Zum zweiten heißt die Tatsache, dass etwas produziert und theoretisch verfügbar ist, noch lange nicht, dass es zu denjenigen kommt, die es brauchen – man muss schon Geldeigentümer sein, um sich das Leben und die dafür benötigten Dinge leisten zu können.

Und wie wird man Geldeigentümer, wenn man nicht schon so viel Geld hat, dass man „das Geld“ (sprich: andere) für sich arbeiten lassen kann? Richtig: man verdingt sich bei den EIGENTÜMERN der Betriebsstätten, Dienstleistungsbüros und Produktionshallen. Sofern die einen gerade brauchen und selbstverständlich nur zu deren Bedingungen, und immer in Konkurrenz mit anderen ebenso besitzlosen „Marktteilnehmern“.

Nationalisten hätten gerne Konkurrenten beseitigt, die sie,als „nicht wirklich von hier“ identifizieren. Mit der Konkurrenz selber bzw. mit den Verhältnissen, die ihnen und dem gesamten lebenden Inventar der Marktwirtschaft diese Konkurrenz aufgefrischten, sind sie dagegen sehr einverstanden.

Ausbeutung und Lohnsystem, Kapitalherrschaft, Klassengesellschaft und Krieg finden Sie schwer in Ordnung, solange die Herrschaft streng national ist und sie in ihrem völkischen Gemüt nicht durch zu viele andersvölkische Untertanen erschreckt werden.