Am freien Freitag beim Zeichnen.
Frau kuckt sich zur Entspannung irgendeine Diskussionsrunde auf 3sat über „Armut“ an, die ich mit halbem Ohr mitzuhören gezwungen bin.
Die Diskutanten – ein sozial engagierter „Liedermacher“, eine österreichische Politikerin und noch die unvermeidliche Alice Schwarzer – wenden das Thema hin und her, man meint und gibt zu bedenken, äußert Verständnis und diskutiert engagiert usw.
Kurzum, der bürgerliche Sachverstand nimmt sich des Themas „Armut“, speziell wohl des betroffenheitsmäßig noch brisanteren Unterthemas „Kinderarmut“ an. Das Gespräch in der Runde plätschert so hin und her, alle finden Kinderarmut nicht so gut und ergehen sich in Vorschlägen, Konzepten, Ideen und guten Tipps, was „man dagegen tun“ könnte und müsste.
Dass Armut einfach dazugehört zu dieser Gesellschaft, dass Kapitalismus ohne massenhafte Not und Armut nicht zu haben ist, wird von keinem der Gäste thematisiert – so selbstverständlich ist für diese marktwirtschaftlich geschulten Ideologen die täglich erfahrbare Gleichung von Reichtum auf der einen (überschaubaren) Seite und der immerzu fälligen und zunehmenden Armut der Nicht-Besitzenden auf der anderen Seite.
Die Erkenntnislage der Runde endet in dem dringenden Aufruf an die Schulen, ihre Lehrkräfte dahingehend zu schulen, dass sichtbar arme Kinder nicht von den anderen gemobbt werden, denn „Kinder können grausam sein“.
Soviel psychologische Einsicht wird den Armen und ihrem Nachwuchs sicher helfen, ihre Einsortierung in die „sozial schwache“ Kategorie der Klassengesellschaft klaglos und untertänig zu akzeptieren, und das staatliche Fernsehen hat seinen Bildungsauftrag wieder bestens erfüllt.