Veterinäre Kapitalismuskritik aus gegebenem Anlass

Tierarztbesuch mit Hündchen, das wegen erkennbarer Schmerzen im rechten Hinterlauf aus der Hundebetreuung genommen werden musste. Hund wird sediert und Röntgenaufnahmen von Hüfte und Hinterläufen gemacht (zum Erstaunen der Tierärztin wacht mein hochdynamischer Kumpel superschnell wieder auf und ist im Handumdrehen ganz der Alte – „der ist ja eine Rakete,“ kommentiert die Veterinärin).

Da bei Tierärzten immer direkt und bevorzugt in Cash bezahlt werden muss, erledigt die Frau das beim Verlassen der Praxis, während ich schon draußen mit Hündchen warte.

Wie sich herausstellt, hat die Praxis auf die erwartbaren Kosten für Röntgenbilder und Sedierung noch einmal fast das Doppelte für dubiose Nahrungsergänzungsmittel und noch dubiosere „chinesische Kräuter“ draufgeschlagen – Posten, die man gerne übersieht im ersten Schreck und der Sorge um den vierbeinigen Kumpel und die deshalb umso leichter den ahnungslosen Tierhaltern aufgedrückt werden können.

„Das ist der Praxis-Inhaber, der verlangt das von seiner Angestellten“, klärt die Frau mich auf. „Die Tierärztin ist ja auch nur angestellt…“.

Dasselbe hätte die Praxis bei dem und dem gemacht, dem hätten sie für 50 Euro „chinesische Kräuter“ angedreht. Der Schwägerin ginge es im übrigen genauso; die würde als angestellte Fachärztin in einer Privatpraxis arbeiten und müsste dort ebenfalls den Leuten Medikamente und Behandlungsmethoden aufschwatzen, die dem Inhaber Umsatz und Gewinn bringen.

Manchmal weiß ich nicht, ob die Wut oder die Müdigkeit in mir überwiegt, wenn ich wieder und wieder, täglich und stündlich, tagein, tagaus mit den Widerlichkeiten der Marktwirtschaft konfrontiert bin.

Mit diesem Drecks-Kapitalismus, in dem jeder nur für seinen eigenen Vorteil agiert, jeder jedem irgendwas verkaufen will, in der es niemals darum geht, das sachlich Gebotene zu tun sondern immer nur das Gegeiere, die Abzocke, die eigennützige Vorteilsnahme das Maß aller Dinge ist.

Es kotzt mich so maximal an, den Irrsinn dieses unmenschlichen, unpraktischen, unintelligenten Scheißsystems mitkriegen zu müssen, und ich bin maximal ermüdet davon.