Falsche Migrationskritik

Ich lese seit kurzem merkwürdige „migrationskritische“ Postings und Kommentare in meiner TL.

Erstens ist es interessant, dass laut Umfragen noch im März nur ca. 30% der Bundesbürger die Zuwanderung für ein Problem hielten, nach einem halben Jahr intensiver propagandistischer Bearbeitung der Gehirne durch die Medien aber inzwischen (Oktober) über 60%. Das aber nur am Rande.

Auf einen dieser Beiträge, in dem mal wieder die große Islam-Verschwörung gewittert wurde, die uns alle demnächst entweder die Kehle durchschneidet, in Burkas hüllt oder zum Freitagsgebet in die Moscheen zwingt, habe ich etwas ausführlicher geantwortet:

„Der Muslim ist unser Unglück“ oder wie?

Islamische Länder wie die Türkei nehmen übrigens MILLIONEN von muslimischen Flüchtlingen auf, deutlich mehr als die EU. Auch in Jordanien, Libanon und Ägypten leben reichlich Palästinenser. Was diese betrifft, weigern sich die umgebenden Länder, sie in großen Zahlen aufzunehmen, weil sie damit das strategische kolonialistische Ziel Israels erfüllen würden. Die Zionisten warten nur darauf, dass alle Araber/Palästinenser aus Gaza und Westbank abhauen und das Land (aus israelischer Sicht) wieder heim ins großisraelische Reich (Eretz Israel) geholt werden kann, ohne störende Araber.

Was die anderen Migranten betrifft, die über islamische Länder aus Afrika und sonstigen Elendszonen versuchen, nach Europa zu gelangen, WOLLEN diese Leute dorthin, wo sie – ihrer Illusion nach – ein besseres Leben aufbauen können und (auch das wieder eine Illusion) besser behandelt werden als in Failed States wie Libyen oder den armen Ländern des Maghreb.

Die überwältigende Mehrheit der Migranten will einfach ein besseres Leben und die Chance auf wirtschaftlichen Aufstieg – so wie jeder Mensch – und zwar dort, wo sie denken, dass sie es am ehesten erreichen können. Das sind Leute aus Ländern, die seit Jahrhunderten vom westlichen Kolonialismus ausgebeutet und ausgeplündert wurden und auch heute noch mit Knebel-Handelsverträgen u. dgl. als Zulieferer westlichen Reichtums zu funktionieren hatten und haben.

Den Migranten vorzuwerfen, dass sie sich in Bewegung setzen und ins „Goldene Europa“ ziehen – das mittlerweile alles andere als „golden ist, aber das wollen sie nicht wahrhaben – ist Unsinn.

Machthaber wie Merkel, Scholz, Macron, von der Leyen etc. BENUTZEN die Migrationswellen erstens um im imperialistischen Verteilungskampf ein Mitspracherecht beim Weltaufteilen zu haben (wer 1,5 Millionen Syrer ins Land lässt, hat eine viel wuchtigere Stimme bei der Zurichtung Syriens zu einer weiteren NATO-abhängigen Kolonie) und zweitens, um in der BRD die Konkurrenz um Jobs und Wohnungen zu schüren, eine allzeit erpressbare Arbeitsmannschaft für das Kapital zur Verfügung zu haben und nebenher auch noch ein paar „Fachkräfte“ einzusammeln.

Wenn unter den Millionen auch ein paar sektiererische fundamentalistische Spinner sind, liegt das in der Natur der Sache – das ist einfach statistisch begründet. Alle muslimischen Freunde, die ich so habe (und das sind viele) haben mit dem religiösen Zinnober wenig am Hut und wenn, wollen sie in Ruhe ihre Religion ausüben, so wie andere Religionsgruppen ihre. Vor allem wollen sie ein friedliches Leben mit Arbeit und Unterkunft und vielleicht eine Karriere machen. Alles sehr menschlich also.

Dass sie das in ihrer Heimat nicht können, liegt nicht an ihnen, sondern an demselben Imperialismus, der von Figuren wie den EU-Machthabern aufrechterhalten und mit Gewalt durchgesetzt wird. Immerhin ist es ja jetzt dank Russland, China, BRICS, SCO usw. (und des praktischen Einspruchs der Russischen Föderation gegen den westlichen Weltordnungsanspruch) tendenziell vorbei mit der westlichen Hegemonie. Damit eröffnet sich auch zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren die Chance für die Afrikaner, auf ihrem eigenen Kontinent ein anständiges Leben aufzubauen und nicht mehr gezwungen zu werden, ihr Glück in der Migration zu suchen.

Islamophobe Spintisierer, die irgendeinen großangelegten Verschwörungsplan des Weltislamismus hinter der Tatsache wittern, dass viele Migranten aus islamisch geprägter Ländern kommen, verstehen NICHTS von all diesen Zusammenhängen und reduzieren die Migrationsproblematik auf den Kampf irgendwelcher Religionen gegeneinander. Damit liegen sie falsch.

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