So langsam kriegen sie’s mit. Und machen auch gar kein Hehl mehr aus der Erpressungspolitik mit Sanktionen, die die USA und der kollektive Westen betreiben:
Senator Marc Rubio (Florida) ist äußerst besorgt darüber, dass Brasilien gerade mit China ein Abkommen geschlossen hat, dass den gegenseitigen Handel ent-dollarisiert und die Währungen Brasiliens und Chinas benutzt.
Rubio fürchtet, dass das bewährte Erpressungsmittel „Sanktionen“ in wenigen Jahren überhaupt nichts mehr nützen wird: „They’re creating a secondary economy in the world, totally independent of the Untided States“, barmt der Republikaner.
Damit hat er recht. Der Albtraum des globalistischen Hegemons ist wahr geworden. Die Welt außerhalb des westlichen Oligarchenfeudalismus befreit sich gerade von der Kontrolle, dem Terror und der Erpressbarkeit durch die frühere Supermacht.
Eben die hochkarätig besetzte Runde bei Garland Nixon gehört (Andrei Martyanov und Scott Ritter zu Gast). Wie immer kompakte, absolut solide Expertise zum Verlauf des NATO-Krieges gegen Russland.
Was bei mir hängen geblieben ist, sind diesmal die Einschätzungen der beiden Gäste zur gerade stattfindenden Umwälzung der Geopolitik, die mit Präsident Xi‘s Besuch in Moskau einen Fokuspunkt der Unumkehrbarkeit erreicht hat.
Martyanov vergleicht die derzeitige tektonische Verschiebung in der Geopolitik mit derjenigen bei der Auflösung der Sowjetunion vor 30 Jahren, die im Vergleich zu den Veränderungen, die sich jetzt vollziehen, vergleichsweise gering ausfiel. Machtverschiebungen wie die jetzige hin zu einer multipolaren Welt passieren in seiner Sicht nicht (wie der chinesische Präsident in zurückhaltender Bescheidenheit sagt) einmal in hundert Jahren, sondern haben laut Martyanov Auswirkungen auf Geschichte und Machtverhältnisse der Welt, wie sie vielleicht alle 300-500 Jahre vorkommen.
Scott Ritter stellt ähnliche Überlegungen an. Er vergleicht die Entwicklung, deren Zeuge wir heute sind, aus US-amerikanischer Sicht mit dem Fall Roms und stellt sogar noch die Zeitraumangabe Martyanovs in Frage. Die Machtverschiebung, die jetzt stattfindet, ist ein Ereignis, wie es einmal in tausend Jahren passiert, meint Ritter.
Beide scheinen ausdrücken zu wollen, dass die globale Dimension der von Russland und China angeführten Multipolarität bereits dabei ist, die globale Herrschaft des westlichen Imperiums zu beenden und den Schwerpunkt des Weltgeschehens für die nächsten Jahrhunderte auf die Welt außerhalb des NATO-Blocks und seiner Vasallen zu verlagern.
Und das scheint mir eine sehr gute Nachricht zu sein. Als europäischer Insasse des wertewestlichen Freiheitsstalles muß man sich selber immer wieder daran erinnern, dass man in einem Kerngebiet einer im Höchstmaß propagandisierten Sphäre lebt.
Eine Sphäre, in der nach wie vor (angesichts der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens immer erbitterter und verzweifelter) die sich auflösende Kontrolle des US-Imperiums über die globalen Verhältnisse verteidigt wird. Der Rest der Welt hat sich bereits (oder ist gerade dabei) umorientiert auf die Führungsnationen der neuen multipolaren Welt, die Frieden, Prosperität und vor allem Gleichberechtigung aller Nationen und Staaten verspricht.
Seit Hitlers „Mein Kampf“ (1925) konnte jeder wissen, was das Deutsche Reich vorhatte und wie es seine Pläne umzusetzen gedachte.
Seit Zbigniew Brzezińskis Buch “The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives”: (deutsch: „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“) von 1991 und der maßgeblich von Paul Wolfowitz verfassten National Security Strategy vom September 2002 (NSS), besser bekannt als “Bush-Doktrin” oder auch “Wolfowitz-Doktrin”, konnte jeder wissen, was das amerikanische Imperium vorhat.
Wie es seine Pläne umsetzt, ist seit 2003 in den endlosen Kriegen vom Irak bis zur Ukraine zu beobachten.
Ob die gegenwärtig stattfindende Abdankung des US -Imperiums, vor allem für seine europäischen Vasallen, wie das des Deutschen Reiches in flächendeckender Vernichtung und Ruinen enden wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen.
Da das US- (im Unterschied zum NS-)Imperium über Nuklearwaffen verfügt, wäre ein kriegerisches Ende gleichzeitig das Ende der menschlichen Zivilisation auf dem dritten Planeten.
Für politische Fanatiker, die sich Weltherrschaft auf die Fahne geschrieben haben, existiert das Wort „Niederlage“ aber nicht. Oder wenn, dann nur in Kombination mit „Verbrannte Erde“ und „Untergang des untauglichen völkischen Materials“.
Zu unser aller Pech ist allerdings die verbrannte Erde, die als letztes Resultat des ungebrochenen US-Weltherrschaftsanspruches übrig bleiben wird, nicht nach ein paar Jahren wieder nutzbar und bewohnbar – abgesehen davon, dass keine Menschen übrig wären, die das tun könnten.
Man muss also hoffen, dass es Russland und China als wichtigsten Möchten der neuen multipolaren Welt gelingt, den Untergangstaumel des bisherigen Hegemons nicht in eine planetare Katastrophe münden zu lassen. Und dass auch den herrschenden Eliten der US-Oligarchie die Aussicht nicht behagt, den Rest ihres Lebens in Bunkern unter einer verstrahlten Oberfläche zu verbringen.
Ich weiß nicht, wer hier in der Filterblase die Rede Putins auf dem St. Petersburg International Economic Forum (SPIEF) gesehen hat.
Ich jedenfalls war (mal wieder) einigermaßen beeindruckt von der kenntnisreichen, faktischen und sehr unaufgeregten und selbstbewussten Art, in der der russischen Präsident die Verhältnisse beschrieben hat.
Die Einordnung von globalen politischen Veränderungen in einen historischen Gesamtzusammenhang und die Fähigkeit, dies gleichzeitig einfach, aber nicht simplifizierend zu beschrieben, erinnert an den chinesischen Präsidenten.
Kein westlicher Führer hat dem russischen Staatsschef vergleichbare Bildung, Eloquenz, Redebegabung und intellektuellen Überblick entgegenzusetzen. Die Rede Putins auf dem SPIEF kann wohl jetzt schon als historisch bezeichnet werden. In ihr umreißt er die Konturen der Weltordnung, die sich durch das Ende der US-Hegemonie und der wertewestlichen „regelbasierten Ordnung“ zu bilden beginnt, mit Russland und China als Schwerpunkten – aber nicht als Hegemone, sondern als gleichberechtigte Partner der Staaten, die die Mehrheit der Weltbevölkerung vertreten, in einer multipolaren Welt.
Das Viertel der Weltbevölkerung dagegen , das sich unter der Herrschaft des ehemaligen hegemonialen Blocks des Wertewestens befindet – der US-EU-NATO-Block – wird die aussichtslosen Bemühungen seiner politischen Führungen um das Überleben der westlichen Hegemonie und die Fortführung des wahnsinnigen Sanktionskrieges teuer bezahlen.
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Gute Zusammenfassung der wesentlichen Punkte der Rede des russischen Präsidenten, von Pepe Escobar:
„DIE NEUE ÄRA
Top Ten Übersicht – wie von Putin angekündigt
Die Ära der unipolaren Welt ist vorbei.
Der Bruch mit dem Westen ist unumkehrbar und endgültig. Kein Druck des Westens wird daran etwas ändern.
Russland hat sich mit seiner Souveränität erneuert. Die Stärkung der politischen und wirtschaftlichen Souveränität ist eine absolute Priorität.
Die derzeitige Krise zeigt, dass die EU nicht bereit ist, die Rolle eines unabhängigen, souveränen Akteurs zu spielen. Sie ist nur ein Ensemble amerikanischer Vasallen, die jeglicher politisch-militärischer Souveränität beraubt sind.
Souveränität kann nicht partiell sein. Entweder ist man ein Souverän oder eine Kolonie.
Der Hunger in den ärmsten Ländern wird der Westen und die Euro-Demokratie auf dem Gewissen haben.
Russland wird Getreide nach Afrika und in den Nahen Osten liefern.
Russland wird in die interne wirtschaftliche Entwicklung und die Neuausrichtung des Handels auf von den USA unabhängige Nationen investieren.
Die künftige Weltordnung, an der derzeit gearbeitet wird, wird von starken, souveränen Staaten gebildet.
Der Zug ist abgefahren. Es gibt kein Zurück mehr.“