Ein Facebook-Diskussionspartner mit DDR-Biografie beantwortet jede Kritik an seinen großdeutsch-antikommunistischen Suaden mit der Herkunftsfrage: wer nicht aus der DDR ist, kann nicht mitreden. In diesem Fall sagt er:
„Kay Strathus, erzähl du uns, wie toll die Zone war 🙈“
Das mach ich natürlich gerne:
Och nö, Peterchen, das macht mal selber. Ich fand sie halt ziemlich scheisse, die Zone:
Erst den Krieg vergeigen, nix draus lernen und zähneknirschend auf demokratisch machen, aber blitzschnell all die alten Seilschaften wieder installieren, die uns den Faschismus eingebrockt haben.
Dann Deutschland spalten, indem man eine „Währungsreform“ macht und einen Separatstaat gründet; danach einen bewährten faschistischen Kriegsverbrecher und Nazi-Geheimdienstmann den neuen „demokratischen“ Geheimdienst aufbauen lassen;
Außerdem so gut wie sämtliche Amts- und Würdenträger des faschistischen Vorgängers wieder in Funktionen einsetzen, bis in höchste Ämter… ich weiß nicht, was ich dran „toll“ finden sollte.
Ich spreche natürlich von der Westzone.
Da muss man, rückblickend betrachtet, einfach einräumen, dass sogar der spießige Gartenzwergsozialismus der DDR „das bessere Deutschland“ war und immerhin auf der richtigen Seite der Geschichte stand.
Sogar die paar Zugeständnisse, die das BRD-Regime an die arbeitenden Bevölkerung gemacht hat, hatten sehr viel zu tun mit dem Bemühen der BRD-Machthaber, ihrem Laden eine „Schaufensterfunktion“ in Richtung DDR zu verpassen und keine zu offensichtliche Verarsche der proletarischen Basis einreißen zu lassen.
In der BRD kursierte damals ein Bonmot, nach dem z.B. bei Tarifverhandlungen immer „die DDR als unsichtbarer Verhandlungspartner mit am Tisch sitzt“ – die Zugeständnisse im Klassenkampf wurden gemacht, um dem feindlichen System „da drüben“ keine propagandistische Munition zu liefern. Damit wars dann nach der Annexion ja auch sehr schnell zuende.
Ich weiß, das passt gestandenen Antikommunisten überhaupt nicht. Aber das Lob der (West-)Zone musst du schon selber singen. Ich verlege mich lieber darauf, bei aller Kritik am bürokratischen Herrschaftsstil realsozialistischer Art auf die fundamentalen und unschlagbaren VORZÜGE des besseren Deutschlands hinzuweisen:
FRIEDEN als erstes und wichtigstes (im Gegensatz zum anschwellenden Bocksgesang von Ostlandfeldzug und weltweiter Kriegführung der demokratischen NATO-Krieger des Westens, der gerade wieder laute und lauter wird)
Garantie grundlegender Menschenrechte durch die sozialistische Staatsmacht, wie Freiheit von Arbeits- und Wohnungslosigkeit, kostenlose bzw. sehr günstige Bildung und Gesundheitsversorgung für alle, usw.
Ich weiß, ihr Antikommunisten hört das nicht gerne, weil eure freiheitlich-demokratischen Glaubenssätze ja im wesentlichen aus Schafgeblöke á la „BRD gut, DDR schlecht“ bestehen – aber da müsst IHR mit leben.
Ich für meinen Teil bin ein Freund einer zwar kommunistischen, aber differenzierten, alle Seiten und Aspekte einer Sache beleuchtenden Betrachtungsweise. Und da komme ich unterm Strich zu dem Ergebnis, da Peter Hacks einst so formulierte: der schlechteste Sozialismus ist immer noch besser als der beste Kapitalismus.
Deal with it, mate.