Nichts verehren freiheitliche Demokraten, vor allem die aus der journalistischen Zunft, so sehr wie FÜHRUNG. Das ganze Getue von wegen Freiheit, Wahlen, Menschenrecht und Individualismus ist blitzartig vergessen, wenn der nationale Laden leck scheint oder Krisen den gewohnten Fortgang von Geschäft und Gewalt zu stören drohen.
Was bei auswärtigen Staatslenkern (insbesondere natürlich bei denen, die ganz oben auf unserer Schurken-Skala stehen, also werte- und demokratiemäßige Loser wie Russland, Kuba oder China) schnell fürchterlich menschenrechtsverletzende Diktatur und nackte autokratische Herrschsucht ist, gerät bei uns zu einem bedauerlichen Mange an klarer Kante und entschlossenem Durchregieren.
Noch der leuchtendste Freiheitsfan unter den schreibenden Soldaten der Freiheit wird dann zum fordernden Untertan, der anständige Führung anmahnt – und das politischen Personal, sofern es bei der ersehnten Führungsstärke an Durchsetzungsfähigkeit und Machtwillen zu wünschen übrig läßt, als führungsschwach bekrittelt.
DAS will sich ein demokratischer Bürger auf keinen Fall bieten lassen; immerhin hat er seine frei gewählte Herrschaft ja mit seiner Stimme ermächtigt, zu herrschen. Das kann er ja wohl erwarten von einer ständigen Herrschaft: dass diese ihren Herrschaftsauftrag zügig und robust ausübt.