Geschichten aus dem Pflegeheim: der freche Zeisig kriegt auch was ab und der Junge kommt bald wieder

Dritte Bunte Herbstrunde mit Peter Hacks Gedicht „Der Herbst steht auf der Leiter“. Zur Einstimmung hören wir noch mal die Vertonung in der Version von „Simone Sommerland und den Kita-Fröschen“.

Mittlerweile können einige schon mitsingen und freuen sich vor allem an den mittleren Versen von frechen Zeisig und der beleidigten Tanne.

Da wir ja bereits den letzten und den ersten Vers (in dieser Reiehenfolge) bildlich und musikalisch ausgiebig gewürdigt haben, ist nun der zweite Vers dran. Der freche Zeisig stellt uns bzw. mich erstmal vor Herausforderungen künstlerischer Art: ich habe keine Ahnung, wie so ein Vogel aussieht.

Natürlich könnte ich schnell „Zeisig“ googeln (was ich schließlich auch tue), aber zunächst frage ich mal meine Runde, ob sie weiß, was für ein Kamerad so ein Zeisig ist. Man rätselt hin und her und neigt schließlich mehrheitlich zu der Meinung, dass sich „Zeisig“ irgendwie anhört wie „klein, witzig und irgendwie so wie ein Spatz oder ein Zaunkönig“.

Das passt ja, und nach kurzem Blick in die Bildergebnisse bei der Google-Suche für „Zeisig“ male ich einen ziemlich fetten Zeisig auf den Zweig neben die Blätter, die der Herbst auf seiner Leiter gerade anmalt. Allerdings ist unser Zeisig, der natürlich grundsätzlich ähnlich rotzfrech ist wie ein Sperling, in diesem Fall eher von der faulen Sorte. Er kriegt den Klecks vom Herbst ab, weil zu faul zum Wegfliegen ist.

Hintergrund dieser Abweichung vom Gedichttext: der Zeisig hatte schon reichlich von den Wintervorräten gefressen und wollte jetzt auf dem Ast sein Verdauungsschläfchen halten, was meinem mittagsschlafgewöhnten Publikum auf Anhieb einleuchtet.

Jetzt müssen wir noch die Kleiderfrage des Herbstes klären, denn ein Herbst kann nicht in irgendwas rumlaufen, sondern muss im standes- und saisongemäßen Outfit auftreten. Ein Hut ist schon mal gut, aber er darf nicht zu bayerisch bzw. tirolerisch aussehen, sonst müssten wir gleich wieder Billy Mo‘s beliebten All-Time-Klassiker von 1962, „Ich Kauf mir lieber einen Tirolerhut“ spielen und singen, den DEN kennt jeder hier auswendig.

Deswegen, weiß die Runde, darf der Hut nicht grün sein, denn dann wäre er ein Tirolerhut. Gut, der Hut wird ein grauer Filzhhut mit Herbstblättern statt mit Gamsbart. Der Mantel allerdings darf nach einem Vorschlag aus der Runde gerne grün sein, nämlich ein Lodenmantel. Der lila Schal ist ein Selbstgänger; jeder weiß, dass es im Herbst kühler wird und ständig zieht.

Begleitend von einem Potpourri aus Herbst- und weiteren Volksliedern wird das Bild beendet und zum Schluss der Runde aufgehängt. Jetzt fehlt nur noch der Vers von der beleidigten Tanne; mein Lieblingsvers und zeichnerisch am leichtesten zu bewältigen.

Zum Abschied frage ich meine Truppe, welches Lied sie sich als letztes wünschen. „Junge, komm bald wieder!“ ertönt es aus der Gruppe. „Damit du bald wieder kommst!“

Ich bin gerührt und geschmeichelt und verabschiede mich mit Freddys Top-Hit von meinen betagten Fans.