Die DDR hat’s nie gegeben: ein Austausch in einer Facebook-DDR-Gruppe

Dieser Kommentar von mir sorgte für beinahe hundert (meist zustimmende) Rektionen:

Tatsächlich ein Land, auf das man stolz sein konnte: es gehörte denen, die darin lebten und arbeiteten. Und das ist – bei allen Fehlern und Mängeln der DDR – etwas, was in einem kapitalistischem Staat nicht möglich ist, wo private Eigentümer alle Reichtümer und Produktionsmittel besitzen und die Mehrheit der Leute für den Profit der besitzenden Klasse dienstbereit zu sein hat.

FB-Gruppe DDR-Heimtabilder + DDR-Alltagsbilder

Aufgrund der zahlreichen Reaktionen und weiteren Kommentare gabs einen Nachtrag meinerseits:

Nachtrag:
Ich habe eigentlich nur das Offensichtliche festgestellt – interessant, wieviel Reaktionen und Kommentare es auslöst.

Egal was man über den ersten deutschen Sozialismusversuch denkt, die Fakten sind unumstößlich: etwa 40 Jahre lang gab es in einem Teil Deutschlands eine andere Gesellschaftsordnung, die zum ersten Mal in der deutschen Geschichte die Geschickte des Landes und die Früchte der Arbeit in die Hände der Mehrheit der Bevölkerung legte.

Es war ein erster Schritt, der zudem noch inmitten einer unversöhnlichen Auseinandersetzung zwischen nuklear bewaffneten Machtblöcken stattfand. Und DAFÜR waren seine Resultate recht ordentlich, auch wenn man zu recht viele Mängel und Einschränkungen kritisieren kann.

Gedankenexperiment:
Stellt euch einfach vor, ihr arbeitet für euren Nachbarn auf dessen Grundstück. Auch eure Unterkunft gehört i.d.R. dem Nachbarn oder einem anderen fremden Dritten. Ihr könnt davon auch einigermaßen leben, aber NICHTS von all dem, womit ihr arbeitet und was ihr produziert, gehört euch. Der Nachbar zahlt euch den Lohn, den er sich leisten will und sieht zu, dass eure Arbeit ihn wohlhabend macht und dass sein Business immer besser läuft. Alle naselang streitet der Nachbar mit auswärtigen Geschäftemachern seines Schlages – dann gibt’s Krieg, für den auch wieder ihr geradezustehen habt.

Auf was wollt ihr da „stolz“ sein? Dass ihr es aushaltet, ein Leben lang dienstbare Geister am Gewinn anderer zu sein?

Umgekehrt stellt euch vor, dass das ganze Land, alle Grundstücke, keinem Einzelnen oder Gruppen reicher Einzelner gehören, sondern allen, die darauf leben und arbeiten. Auch die Arbeitsstätten gehören allen, und niemand muss Angst haben, dass seine Arbeit für Dritte diesen keinen Gewinn mehr bringt und er sie deswegen verliert. Jeder hat Unterkunft, jeder hat Arbeit; Bildung und Gesundheitsversorgung sind so gut wie kostenlos, und das Wichtigste: das Land lebt in Frieden.

DARAUF kann man stolz sein, weil es das Resultat der EIGENEN Arbeit als Gesellschaft, als Volk ist und weil die Früchte der Arbeit tatsächlich allen zugute kommen.

Das war, was in der DDR versucht wurde, egal wie schlecht es umgesetzt wurde. Komischerweise wird nur die DDR an ihren negativen Aspekten gemessen und verurteilt – die ungleich brutaleren, um Größenordnungen leichenträchtigeren negativen Aspekte des Kapitalismus – Armut, Hunger, Kriege, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, krasseste soziale Not etc. – aber werden stets als bedauerliche Ausrutscher eines im Grunde unschlagbar guten Systems idealisiert.