Geschichten die das Leben schrieb: Wir müssen uns Ziele setzen

Die Frau ist mal wieder fest entschlossen, ab sofort noch gesünder leben, den Drogen zu entsagen und vor allem: abzunehmen, bis die engen Jeans wieder passen! Deshalb erhalte ich schon abends, und erneut morgens beim Aufstehen die Ansage, dass heute aber ganz gewiß kein Alkohol konsumiert wird. Bio-Kräutertee ist das Gebot der Stunde, der würde ja auch „sehr lecker schmecken“. 

Ich weiß, was von solchen Vorsätzen zu halten ist und halte mich bedeckt. Am Abend des „Kräutertee-Tages“ erscheint eine fröhliche und bestens gestimmte Liebste mit einem Glas Weißwein für mich, einem für sich selbst und verkündet, dass fortan „unter der Woche“ auf jeden Fall abstinent gelebt werden wird, aber heute sei ja noch Wochenende, weshalb ein Gläschen Wein nicht schaden könne. 

Ich muss jetzt doch mal meinen zarten Zweifeln Raum geben: „Na, warten wir’s mal ab…’ gebe ich vorsichtig zu bedenken. Meine Expertin für eiserne Vorsätze und strenge Disziplin lässt sich aber nicht aus dem Konzept bringen: „Ja, ehrlich jetzt, wir müssen uns mal ZIELE setzen!“ 

„Genau!“ antworte ich, „Wir werden das mal beobachten!“

Das, so habe ich gelernt, ist der Schlüsselsatz ultimativ vager Beliebigkeit. „Wir müssen das beobachten“ heißt: alles bleibt genau so wie es ist, aber wir haben mal drüber gesprochen. Wenn sich was ändert, kann man immer noch sehen, wie man dann reagiert.

Im Bewusstsein der Eleganz dieser Lösung lassen wir die Gläser klingen und prosten uns zu.