Umgekehrt ist auch was wert: Ein Gedankenexperiment

Ukrainische Freischärler starten überraschend eine erstaunlich professionell durchgeführte und erfolgreiche Offensive gegen die russische Besatzungsmacht. Sie überrennen russische Militärposten, töten viele Soldaten und nehmen etliche hohe Offiziere gefangen. Auch reichlich Zivilisten werden getötet und als Geiseln genommen.

Berichte von schrecklichen Massakern und krankesten Metzeleien werden in den Medien kolportiert: enthauptete Babies, vergewaltige Frauen, Paradieren von geschändetes Leichen auf offenen Pickups usw. Diese entpuppen sich zwar schnell als berechnende Propagandamärchen, sind aber in der Welt und werden auch gerne weitererzählt.

Die russische Führung verkündet nach dem ersten Schock erbarmungslose Rache. Während die Debatte beginnt, wer an diesem militärischen und geheimdienstlichen Debakel Russlands schuld ist, sagt Verteidigungsminister Shoigu, dass die Ukrainer menschliche Tiere seien und entsprechend behandelt würden.

Präsident Putin erklärt: „Wir werden alle Orte, an denen die ukrainischen Terroristen organisiert sind und sich verstecken, in Trümmerinseln verwandeln“. Er fordert die Bewohner von Kiew auf, die Stadt zu verlassen; kurz danach beginnt die russische Luftwaffe, die Hauptstadt Stück für Stück in eine Ruinenlandschaft zu verwandeln.

Shoigu meldet sich wieder zu Wort und erteilt seiner Armee einen generellen Freibrief: Kriegsrecht und Kriegsgerichte seien aufgehoben, die russische Armee dürfe nach Belieben mit den ukrainischen „menschlichen Tieren“ verfahren.

EU und Deutschland zeigen sich entsetzt und empört über den ukrainischen Terrorangriff auf die überlegenen Besatzungstreitkräfte und betonen, dass Russland jedes Recht zu seinem Gegenschlag habe.

Brandenburger Tor, Eiffelturm und andere Gebäude werden in den Farben der russischen Trikolore angestrahlt und die Bürger fügen ihren Social Media Profilbildern massenhaft die russische Flagge hinzu.

Im Bundestag findet eine Schweigeminute für die Opfer der ukrainischen Terroroffensive statt und die Parlamentspräsidentin spricht von einem „durch nichts zu rechtfertigen Verbrechen“ der ukrainischen Terroristen; sie versichert Russland der unverbrüchlichen Solidarität Deutschlands. Die Außenministerin erklärt, dass die Sicherheit Russlands in Deutschland Staatsräson sei.

Unterdessen geht unter Jubel und anerkennenden Kommentaren von Politikern und Medien die ethnische Säuberung Kiews von der ukrainischen Bevölkerung weiter, nachdem die russische Armee zur Unterstützung ihrer Luftschläge der Stadt und dem Rest des Territoriums Wasser- und Stromzufuhr abgestellt hat.

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Anmerkung: Seit 2015 gibt es regelmäßige und andauernde ukrainische Angriffe auf die Zivilbevölkerung des Donbas. Dabei werden u.a. verbotene „Butterfly“-Antipersonenminen eingesetzt, die zu tausenden im Stadtgebiet von Donezk liegen und den Opfern – häufig Kinder – schwerste Verletzungen zufügen.
Zivile Objekte wie Schulen, Krankenhäuser, Versorgungseinrichtungen, Verwaltungsgebäude werden gezielt angegriffen. Das Personal der politischen Verwaltung des Donbas wird immer wieder durch Terroranschläge angegriffen, oft erfolgreich (wie 2018 die Ermordung des populären DNR-Chefs Alexander Sachartschenko )