Geschichten, die das Leben schrieb: All things must pass

Ich schalte den Fernseher ein, um einen Film auf PRIME zu schauen. Bis der FireTV-Stick regiert und Prime aufgerufen ist, vergeht eine Weile. Währenddessen ist auf dem Bildschirm der LiveStream von „Tagesschau24“ zu sehen, das Lieblings-Berieselungsprogramm meiner Liebsten („Da kann man so schön bei dösen, wenn da immer einer redet!“)

Ein dunkelhäutiger Anchor man interviewt einen „China-Experten“ irgendeiner Stiftung, also eines regierungsnahen Think-Tanks. Der Nachrichtensprecher fragt: „Bei dem, was der chinesische Ministerpräsident und auch der Außenminister sagen, ist ja immer viel von weltweiten Einflüssen und Aktivitäten die Abrede. Betrachtet China die Welt, aus seiner neuen Stärke heraus, imperialistisch? Müssen wir jetzt von einem chinesischem Imperium ausgehen?“

Der Interviewpartner antwortet nicht mal ungescheit, entkräftet die dumme Frage des Sprechers und hinterlässt insgesamt den Eindruck eines zwar in die transatlantisch-hegemonialen Lügenmärchen eingebetteten, aber halbwegs kenntnisreichen Gesprächspartners.

Darum geht es mir an dieser Stelle allerdings gar nicht. Die Fragestellung des Nachrichtenmannes, seine überhaupt nicht gespielte ideologische Borniertheit, seine gesamthaft herrschaftsbuckelnde Idiotie setzt irgendeinen Mechanismus in meinem Gemüt außer Kraft. Oder in Kraft?

Den Mechanismus jedenfalls, einfach nicht mehr zu können. Genug ist genug.

Zum ersten Mal denke ich, dass es so völlig hoffnungs- und aussichtslos ist mit dieser komplett verblödeten und gegen jedes ernsthafte Nachdenken immunisierten Herde von indoktrinierten freien Untertanen, dass jede Beschäftigung mit politischen und ökonomischen Fragen im Grunde verschwendete Zeit ist. Eine Zeit, die man besser mit schönen Dingen verbringt.

Die Kunst, die Drogen, die guten Freunde, die Natur – das, was einem Genuss und Frieden verschafft, anstatt einer politischen Realität Aufmerksamkeit zu schenken, die einen fast körperlich leiden läßt an der absichtlichen, inszenierten, gewollten, von Millionen geteilten Verdummung und Abstumpfung.

Ist man dann selber verdummt und abgestumpft, wenn man sich einfach absondert und isoliert von dem Wahnsinn, der in der gesellschaftlichen Realität als normal gilt? Oder tut man damit etwas für die eigene geistige Gesundheit?

Ich weiß es nicht. Ich warte jetzt, bis der Anfall wieder vorbei geht. Eines wenigstens haben mich fünfundsechzig Jahre Existenz unter Wahnsinnigen gelehrt: All things must pass.