Deutsche Kommunisten sitzen in Elfenbeintürmen, wissen alles besser und sind die universalen Autoritäten in der Frage, was Sozialismus ist und was nicht. Vor allem, wenn’s um den NATO-Krieg in der Ukraine und den anti-faschistischen Kampf der Russischen Armee gegen die internationale Koalition aus NATO- und Bandera-Faschismus geht.
Der kluge und immer trefflich formulierende Klaus Linder beschreibt den wesentlichen Grund für das deutsche kommunistische Sektenwesen folgendermaßen:
„Sämtliche Abspaltungen, Neugründungen und Wieder-Neu-Spaltungen in der deutschen kommunistischen Welt seither gehen auf den Maidan, den Putsch, den Krieg gegen den Donbass und die SMO zurück.
Es geht bei all dem nur um die richtige Einschätzung des NATO-Krieges und der Faschismusfrage. Der größere Austritt von bayrischen Mayeristen aus der DKP, der “Massenexodus” der KO aus SDAJ und DKP sowie ihre Gründung und erneute Spaltung kommen aus diesem einen Quellpunkt. Hier wurde die Faschismusfrage akut an der historischen Front.“
Für diese Aussage – „Es geht bei all dem nur um die richtige Einschätzung des NATO-Krieges und der Faschismusfrage“ – bin ich ihm dankbar, denn er bringt die Sache mal wieder auf den Punkt.
Ich befinde mich immer wieder in Diskussionen, Auseinandersetzungen, Disputen mit Genossen, die mir leicht herablassend „Parteinahme für eine der Kriegsparteien zweier imperialistischer Lager“ vorwerfen, meine Kritik an ihrer schlaumeierischen Äquidistanz als fußballvereinsmäßiges Fanverhalten belächeln und die sich generell als kommunistische Lichtgestalten aufführen, die die Essenz der Reinen Lehre Sankt Marxens mit Löffeln von Badewannenausmaßen gegessen zu haben meinen.
Mein Hinweis auf den anti-faschistischen Charakter des Kampfes der russischen Armee (was den NATO-Krieg in der Ukraine per definitionem zu einem faschistischen macht), wird entweder bestritten oder als vernachlässigenswert, weil nicht der wesentliche Grund, abgetan. Letzteren vermuten diese kommunistischen Dogmatiker in einem von ihnen unterstellten Automatismus Kapitalismus -> Imperialismus, welcher Russland folglich als imperialistische Macht definiert).
(Bei China werden diese Genossen dann übrigens zu gänzlich sektoiden Wolkenkuckucksheiminsassen, wenn sie vehement abstreiten, dass China ein sozialistischer Staat ist. Begründung: da GIBT ES Kapitalismus, also HERRSCHT da Kapitalismus.)
Für mich sind solche Debatten bizarr und manchmal weiß ich nicht mehr, was ich dazu sagen soll. Es wirkt, als wären diese Kommunisten in ihrem gelehrten Elfenbeinturm von der Realität abgekoppelt – in einem Maße, dass sie in der einzigen konkreten, brutal überlebenswichtigen Frage des Kampfes gegen den Faschismus versagen (des gesamtwestlichen Faschismus, der sich ja nicht nur in den offen nazistischen ukrainischen Banderisten manifestiert, sondern noch gefährlicher – weil subtiler – in den NATO-Staaten, die sich gerade in atemberaubenden Tempo von der demokratischen zur faschistischen Herrschaftsform des Kapitals bewegen).