Russophobie und Propaganda. Ein Facebook-Beispiel

Tom J. Wellbrock schreibt in einem Facebook Posting dies:

Ich fasse es nicht, was in den sozialen Medien über die AfD geschrieben wird. Im Übrigen deckt sich das mit der Mehrheit der Äußerungen aus Politik und Medien. Insofern ist der lässig vorgebrachte Vorwurf, das alles sei doch nur Blasen-Gedöns, schlicht Unsinn.

Ihr Schreihälse!

Ist euch nicht bewusst, dass die Bundesregierung und fast alle Oppositionsparteien einen lokalen Krieg dahingehend befeuern, dass daraus ein europäischer oder sogar weltweiter heißer Krieg werden kann?
Mit vielen Toten!
Jeden Tag!

Ist euch nicht klar, dass das Verhältnis zum europäischen Land Russland auf Jahre oder Jahrzehnte durch politische Feindseligkeiten zerstört wurde?

Wisst ihr denn nicht, dass der wirtschaftliche Abstieg Deutschlands, der ja erst langsam Fahrt aufnimmt, zu sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen führen wird, die im schlimmsten Fall die gesamte Konstruktion zerschießen, die bisher wenigstens einigermaßen funktioniert hat?

Begreift ihr nicht, dass die Schuldigen für diese Grausamkeiten die sind, die sie in die Wege geleitet haben und ständig fortführen und eskalieren?

Ehrlich, die AfD muss man nicht mögen, ich selbst traue ihr auch nicht recht über den Weg. Aber dieses faschistoide Gebaren, das im ganzen Land rumgeht, seit die Umfragewerte der AfD steigen, ist für mich ein Zeichen von kompletter Ahnungslosigkeit und dem Tappen in die Falle der Verbrecher, die uns mit sanfter Stimme und an die Hand nehmend an den Abgrund führen.

Als „relevantester Kommentar“ platziert das Zuckerberg-Portal diese Einlassung eines Frank G. Gerigk unter den Beitrag.

Das möchte ich nicht so stehen lassen und antworte dem NATO-Troll:

Frank G. Gerigk hält exklusiv das für Propaganda, was seinem propagandisiertem Verstand von der Propaganda, die er glauben möchte, als solche, nämlich „russische“, vorgestellt wird.

Die Kennzeichnung von Informationen aus der „feindlichen“ Informationssphäre als „Propaganda“ ist in sich und per se schon selber Propaganda: sie arbeitet mehr oder weniger erfolgreich daran (und damit), dass Menschen dazu neigen, sich mit ihrer Obrigkeit zu identifizieren. Besonders, wenn’s gegen einen angeblichen Feind geht.

Der propagandisierte Verstand ist ein geschlossenes System. Fakten, die seinem Bedürfnis widersprechen, zu GLAUBEN, was die Herrschaft ihm auftischt, werden umstandslos als („russische“ in diesem Fall) Propaganda etikettiert, was dem Verstandesinhaber die Mühe erspart, sich mit dem INHALT der Information zu beschäftigen.

Das Feindbild Russland und der Krieg im Osten ist wieder ideologisch gefordert – gegen die unzivilisierten Horden, die lauter Verbrechen begehen, die gegen unsere „abendländische Zivilisation“ (NSDAP damals) und „Werte“ (fast alle Parteien heute) verstoßen.

Damit ein bürgerliches Gemüt dieses etwas peinliche nahtlose Anschließen an die russophobe Staatsräson des BRD-Vorgängerstaates aushält, ohne auf allzu unbequeme Gedanken zu kommen, setzt wertewestliche Kriegspropaganda zwei unschlagbare Tricks ein (unschlagbar bei Untertanen, die bereits ihr ganzes Leben lang mit wertewestlichen Glaubenssätzen propagandisiert worden sind):

Erstens redet sie den Leuten ein, die Minderheit des imperialistischen Lagers, die den ukrainischen Krieg gegen Russland inszeniert hat und jetzt betreut, kuratiert und unerbittlich ( und ganz buchstäblich bis zum letzten Ukrainer) eskaliert, also der Westblock mit seinen 15% der Weltbevölkerung, wäre „die Internationale Gemeinschaft“. So wird die Fiktion einer pro-NATO Mehrheit in der Staatenwelt erzeugt, die bei durchschnittlichen Westbürgern – die im Zweifelsfall nicht wissen, dass alleine die BRICS-Staaten inzwischen schon ein größeres BIP haben als die G7 – verfängt.

Der zweite unschlagbare Kniff ist die umstandslose Klassifizierung jeder Kritik am Regierungshandeln und am Krieg gegen Russland (und demnächst gegen China) als „rechts“, und der Kritiker als „Nazis“. Nazi möchte keiner sein, und wen einmal die Nazikeuke trifft, der ist erstmal aus der öffentlichen Debatte ausgemischt. Vor allem aber: wenn die Kritiker der russophoben Kriegspolitik die Nazis sind, dann können ja unmöglich diejenigen, die mit ihrer russophoben Kriegs- und Verarmungspolitik, der Gleichschaltung der Meinungslandschaft, der Bestrafung pro-russischer Standpunkte eine ganz demokratische Faschisierung der westlichen Gesellschaften durchsetzen, unmöglich die Nazis sein. Denn eines wissen Untertanen wie Frank G. Gerigk: NAZIS sind immer nur die anderen!

Damit ist die Sache geklärt, der Seelenfrieden gewahrt, und die Frank G. Gerigks dieser Welt können sich die jetzt anstehende umfassende Deindustrialisierung und kriegstaugliche Zurichtung der BRD mit der schönsten und einfachsten (und gerade in Deutschland seit jeher bewährtesten) aller Coping-Strategien erklären: Der RUSSE war’s und isses schuld!

Weshalb jetzt natürlich ganz schnell ganz viel Kriegsgerät an unsere demokratischen Nazis in der Ukraine geliefert werden muss, denn der Russe will unseren hakenkreuztötowierten Freiheitskämpfern dort ihren Beitritt zu NATO und EU versauen (nur weil die Ukrainer seit 2014 im Donbas so ein bisschen völkermorden – dabei wohnen da doch nur pro-russische Separatisten!)