Letztes Blatt aus dem „Ich male Peter-Hacks-Gedichte“-Zyklus. Meine überwiegend demente Zuhörer- und Zuschauerschaft sitzt schon in erwartungsfroher Antizipation im Speisesaal des Wohnbereiches, als ich mit Flipchart und Stiften anrücke. Zur Einstimmung hören wir wieder die schwungvolle Vertonung des Gedichtes, eingespielt von „Simone und den Kita-Fröschen“; jeder kann mittlerweile mitsingen und freut sich an dem lustigen Gedicht, dem frechen Zeisig und der beleidigten Tanne.
Da das Bild zu malen länger dauert als die zwei oder drei Minuten des Liedes, lasse ich die Playlist („Die 30 schönsten Herbstlieder“) weiterlaufen. Kurze Zeit später hören wir den „Kartoffel-Song“, der meine Truppe zu allerlei Erinnerungen und Geschichten von früher anregt: jeder zweite hat in der unmittelbaren Nachkriegszeit dieselbe Erfahrung gemacht, die ich ich von meinen eigenen Eltern und Großeltern gehört habe, dass man nämlich zur Nahrungsbeschaffung auf die abgeernteten Kartoffelfelder geht (oder geschickt wird), um die übrig gebliebenen kleinen Kartoffeln zu sammeln.
Jedenfalls singt Simone mit ihren Kita-Fröschen: „Wenn die Kartoffel nicht wär, dann wär die Pommesbude leer und der Kartoffelkäfer hätte keine Heimat mehr..“ und ruft damit umfangreiche Debatten unter meinen Leuten hervor. Den Kartoffelkäfer kennen sie nämlich als üblen Schädling; fast alle haben Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben und können erstens ein Lied vom Kartoffelkäfer singen (was sie gerade tun, zur eingängigen Melodie des Kartoffel-Songs) und zweitens auch den Kartoffelkäfer ziemlich genau beschreiben.
So kann ich das Bild noch um einen netten kleinen (bzw. ziemlich groß geratenen) Kartoffelkäfer ergänzen, der sich an einer Kartoffel (woran sonst) gütlich tut. Der Vormittag ist gerettet, die Zeit wie im Fluge vergangen und schon hört man vom Gang her das Geschepper des Essenswagens. Heute gibt’s Hähnchen mit Reis, keine Kartoffeln.