„Ein Volk, eine Regierung, ein Virus!!“

Fünf Minuten öffentlich-rechtliches Fernsehen und ich bin überwältigt von soviel Volksgemeinschaft und Heldentum.

Ein Land, das sowieso schon zu den Besten der Welt gehört, wächst in der Krise zusammenhaltsmäßig über sich hinaus, steht astrein da und hat im Grunde trotz kleinerer Engpässe alles voll im Griff. Natürlich dank seiner entschlossen zupackenden Politiker, die in dieser Stunde der Not keine Parteien mehr kennen, sondern nur noch die deutsche Wirtschaft, also uns alle, die wir von deren Wachstum abhängig sind.

Am schönsten aber die vielen Beispiele aufrechter Volksgenossen, die vorbildlich die nationale Gemeinschaft mit Initiative, Tatkraft, Selbstlosigkeit und Hilfsangeboten aller Art bereichern. Man möchte Schluchzen vor Rührung über derart zahlreiche Beispiele patriotischer Größe und Opferbereitschaft.

Die öffentlich-rechtliche Erbauungssendung erreicht schier kirchenfunkmäßige Dimensionen, als am Beispiel eines Krankenhauses das deutsche Gesundheitssystem besichtigt wird, und außer sauberen Fluren, leeren Betten und wunderbar beruhigenden Zahlenbeispielen („nur 100 von 10.000 freien Intensivstationsbetten mit Corona-Patienten belegt!!“) nur die wahrhaft makellose Güte der nationalen Rundum-Versorgung des Volkskörpers gefeiert wird.

All diese guten Nachrichten leuchten auch dem stets dienstbereiten und gehorsamen Volk schwer ein; es honoriert sie medial vermittelte Qualität seiner Wirtschaft und Infrastruktur und die einsame Klasse der politischen Macher, die erstere kommandieren, mit satten Zustimmungsraten.

Am Ende dieser paar Minuten Qualitätsmedienkonsum widerstehe ich gerade noch so dem Impuls, stramm zu stehen und in den Ruf „Ein Volk, eine Regierung, ein Virus!!“ auszubrechen.