Das Sandfrauchen ist da

Eben die letzten zwei, drei Minuten der Merkel-Ansprache an die Nation gehört. Ich weiß ja nicht, was die Frau vorher gesagt hat – das, WAS ich gehört habe, hat mich ziemlich sprachlos gemacht. Sprachlos nicht wegen des belanglosen, pfaffenhaftem Beschwörens der Volksgemeinschaft, die nun zusammenstehen müsse und dergleichen Politikersprech mehr, das man gewohnt ist von den regierenden Nationalisten.

Sprachlos gemacht hat mich der Tonfall, die Sprechmelodie, das aufgesetzte beruhigen-wollende Salbadern dieser Machtpolitikern: sie spricht zu ihren Untertanen wie eine Pflege- oder Betreuungskraft zu schweren Fällen von Demenz. Oder wie eine Kindergärtnerin zu ihren Vorschulhosenscheissern.

Offensichtlich hält diese Herrscherin ihr Volk für durchweg debil, unmündig und begriffsstutzig – und deshalb einer Ansprache bedürftig, die mit langsamen, kindgerechten Gemeinplätzen die Gemüter beruhigt und alle schön schlafen läßt.

Mag sein, dass ich beruflich vorbelastet bin. In der Arbeit mit dementen Menschen nennt man das Eingehen auf ihre dementiell veränderte Welt, das Bestätigen ihrer orientierungslosen Verlorenheit in einer zunehmend fragmentierten subjektiven Wirklichkeit, „Validation“ – eine zugewandte Kommunikationstechnik, die dem Gegenüber nicht Widerspruch (auch bei eindeutigen nicht in der „normalen“ Realität fundierten oder Wahnvorstellungen) zumutet, sondern es dort „abholt“, wo es sich befindet.

Dieser Technik bedient sich Merkel in ihrer Ansprache an die Beherrschten.