Eine Betrachtung und ein Vorschlag

Kriegshetze fällt wie unaufhörlicher Regen auf die Leute. Die Schirme der Vernünftigen sind löchrig und die Dummen glauben, es wäre trocken.

Eine Betrachtung und ein Vorschlag

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Man kann nur eine gewisse Menge des Wahnsinns inhalieren, der einem in Kriegszeiten entgegen quillt und der jede Ritze des öffentlichen und zunehmend auch des persönlichen Lebens durchdringt.

Der menschliche Verstand braucht Ruhezonen und Schutzräume – etwas, das die Betroffenen der Merz“schen, Macron’schen, von der Leyen“schen Kriegsplanungen nicht haben (werden) – um halbwegs geordnet zu funktionieren.

Wenn man sich ununterbrochen der Flut der Meldungen aussetzt, deren Gegenstand die imperialistische Feindbildpflege und die Vorbereitung auf Krieg ist, indem man zu ausgiebig die berechnenden Lügen der Herrschenden und ihrer Medien (oder auch nur deren Kommentierung durch Kritiker der Lügerei) konsumiert, kann man nicht geistig gesund bleiben.

Aber wenn man sich nur noch im inneren Schutzraum vor dem bellizistischen  Irrsinn abschottet, wird man selber irre, ohne es zu wissen. Warum? Weil das nur um den Preis der Verdrängung geht. 

Grunderkenntnis jedes verständigen Menschen, der den Mechanismus der Verdrängung betrachtet, ist: Verdrängung funktioniert nur begrenzt – irgendwann bricht das Verdrängte als Schock, als Zusammenbruch, als Perversion durch.

Alarmismus und Daueraufregung sind Symptome der ersten Option, Oberflächlichkeit, Ignoranz und selbstbetrügerisches Mitmachertum (gerne auch esoterisch rationalisiert) die der zweiten.

Wo ist der Mittelweg, die Balance, der schmale Pfad über den Abgrund, auf dem man weder wegschaut noch von dem Geschauten verschlungen wird?

Mein Vorschlag: in der Kunst, am besten der, die man selber erstellt. In der Musik, die man hört oder macht. Vor allem aber (wenn man kann) in Freundlichkeit und Solidarität mit jedem, dem der Angriff der herrschenden Eliten auf die Lebensgrundlagen des individuellen und des gesellschaftlichen Lebens (nichts anderes sind die Kriegspläne der Regierungen und die sie begleitenden Lügen) an die Grenzen seiner mentalen Kräfte bringt. Egal in welcher der beiden Versionen.

Soweit mein Vorschlag, den ich am eigenen Leib (und Geist) ausprobiere. Ob mit Erfolg, lässt sich noch nicht sagen.

Friedrich, unser Lügenkanzler

Der Friederich, der Friederich
täuschte die Wähler fürchterlich:
Versprach uns lauter schöne Sachen.
Schulden wollt‘ er keine machen.
Er wollte an die Zukunft denken,
den Enkeln keine Schulden „schenken“.

Doch sobald die Wahl gegessen
war das alles schnell vergessen.
Friedrich macht die Turbo-Wende,
auf dass der Krieg nicht vorschnell ende
und die Bandera-Nazihorden
noch möglichst viele Russen morden,

Auch wenn der Krieg verloren ist.
Das ist aus Friedrichs Sicht zwar Mist,
doch Frieden ist für ihn tabu.
Und darum sieht der Lügner zu,
wie immer weiter Leute sterben.
Er will für noch mehr Leichen werben,

Denn die vom Krieg dahingerafft
und die man dann nach Hause schafft
in Plastiksäcken und in Kisten,
sind nicht Berliner Bellizisten.
Für Friedrich ist in bester Butter
wenn das Ukro-Kanonenfutter
Russland bekriegt so gut es kann,
wofür es gerne draufgehen kann.

Dafür hat er gern betrogen
und die Wähler angelogen.
Bis zum Hals in Blackrocks Darm,
macht er für SEINEN Krieg uns arm
und grinst von einem Schützenpanzer:
Friedrich, unser Lügenkanzler!

Kiewer Nasenelegie

Das Weiße Pulver ist bekanntlich
in der Bankova* beinah amtlich.
Der Präsident verlangt nach ihm:
Er muss erst eine Nase ziehen
bevor er stark und mutig dann
die Stirn dem Russen bieten kann!

Doch ist der Stoff dafür bekannt,
dass er die Nasenscheidewand
zerfrisst und löchert wie ein Sieb.
Das ist dem Nutzer nicht so lieb,
da Jucken, Brennen, Kratzen, Britzeln
ihn lästig in der Nase kitzeln.

Schon bald kann er es dann nicht lassen,
sich an dem Kolben anzufassen,
wann immer es dort wieder kribbelt,
und der Verstand ihm zuckt und hibbelt
und jedes Denken ihm erschwert,
bis Nachschub ihm geliefert wird.

  • 01220, Kyiv, 11 Bankova Str -> Amtssitz der ukrainischen Präsidialverwaltung

Ähnlichkeiten

Der Führer spricht:
ich war es nicht!
Zu unserem Verdrusse
ist’s immer nur der Russe!

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Ich habe mir eben tatsächlich fast 20 Minuten lang die letzte Ansprache eines Vorgängers von Merz und Scholz angehört.

Es ist einigermaßen erschreckend und gleichzeitig erhellend, die darin benutzten Satzbausteine zu hören:

  • die Aufforderung zur Kriegstüchtigkeit
  • der Appell an den nationalen Zusammenhalt
  • vor allem aber die Ausrichtung der Volksgemeinschaft gegen den Feind im Osten

All dies gleicht in seiner Feindbildpflege und Beschwörung eigener moralischer Überlegenheit nahezu eins zu eins heutigen Reden der Strack-Zimmermanns, Habecks, Kiesewetters, Baerbocks und anderer Ostlandkrieger.

Würde man Ausdrücke wie „Kremljuden“, „jüdisch bolschwistische Plutokraten“, „asiatische Steppen“ und dergleichen ersetzen mit „russischer Angriffskrieg“, „imperialistisches Russland“ „Kremldiktator,“ usw., könnte man die Rede, die der damalige Kanzler drei Monate vor seinem Ausscheiden aus dem Amt hielt, auch heute noch für eine beliebige Bundestagsansprache einer der Kriegsparteien zur „Unterstützung der Ukraine“ halten.

Aber hört selbst:

Die Unantastbarkeit des Eigentums ist die Geschäftsgrundlage der bürgerlichen Demokratie: ein Besuch im Kino kapitalistischer Realität

Wahlen in bürgerlichen Demokratien zeichnen sich zuallererst durch das aus, was NICHT zur Wahl steht: die unbedingte Herrschaft des Privateigentums über Staat und Gesellschaft. Über die staatliche Verwaltung des Standortes, an dem die Kapitalvermehrung stattfindet, darf sich ausgiebig und konträr gestritten werden, doch die Eigentumsordnung als Geschäftsgrundlage allen staatlichen und sozialen Lebens ist sakrosankt. Ebenso die Methode, mit der die Umwandlung von Geld(vermögen) in Kapital und die Kapitalvermehrung selbst stattfindet: Lohnarbeit für diejenigen, die KEIN Eigentum besitzen, Aneignung der Resultate ihrer Arbeit durch die Besitzenden.

Auf der Basis dieser nicht in Frage zu stellenden conditio sine qua non von Geschäft und Gewalt in der bürgerlichen Gesellschaft findet ein munteres Hauen und Stechen unter den verschiedenen Aspiranten aufs Mitmachen bei der anspruchsvollen Aufgabe der politischen Standortverwaltung statt.

Das wird oft als Unterhaltungsprogramm betrachtet, besonders in Wahlkampfzeiten und an Wahlabenden. Als verständiger Mensch und kritischer Zeitgenosse wird man – sofern man an Wahlen teilnimmt – in die Lage eines Kinobesuchers versetzt, der einem ganz besonderen Kinosaal einen Besuch abstattet: der Film, der in dem einzigen Saal gezeigt wird, ist abhängig von den Eintrittskarten verschiedener Art, die verkauft werden.

Wenn man also eine Karte für einen rasanten Actionfilm oder eine muntere Komödie erwirbt, ist keinesfalls gesagt, dass man den Film auch zu sehen bekommt.

In der Regel geht die Geschichte so aus: Sobald man im Saal Platz genommen hat, das Licht ausgeht und der Film beginnt, merkt man, dass man wieder mal die „falsche“ Eintrittskarte hatte. Gezeigt wird, wenn man in Deutschland ist, wie seit hundert Jahren derselbe uralte Heimatfilm mit Musikbegleitung, der schon immer lief.

Darin sieht man Konrad Adenauer in Rhöndorf Rosen schneiden, die Sonne scheint über dem Rhein und Schafe grasen friedlich auf grünen Weiden. Dazu spielt eine hypnotische Melodie ein Wiegenlied schlichter Harmonien, komponiert, um Gefühle von Vertrautheit und Sicherheit auszulösen.

Statt einer Eisverkäuferin geht eine Dame mit einer Sammelbüchse durch die Reihen und bittet um freiwillige Spenden für die Wehr, die diese Idylle vor allerlei Feinden beschützen muss.

Wer nicht freiwillig gibt, dem wird sein Konto trotzdem belastet, den die Eintrittskarte ist gleichzeitig eine Abbuchungserlaubnis zugunsten des Kinobetreibers, mit dem dieser nach eigenem Gusto Preise bestimmen und Abgaben erheben kann.

Spätestens an dieser Stelle steht der verständige Mensch auf und verlässt den Saal, nicht ohne sich kurz über sich selbst zu ärgern, weil er schon wieder mitgemacht und den Weg zum Kino auf sich genommen hat.

„Gegen Rechts, gegen Rechts, wir marschieren gegen Rechts!“

Unser Fackeln brennen hell,
Unser Gleichschritt fest und schnell!
Unsre Buntheits-Uniform
Ist bei Demokraten Norm!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Wer nicht von unserer Denke ist,
entlarvt sogleich sich als Faschist!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Unser rechter Arm ist oben
Um die Freiheit hochzuloben,
und um Schilder rumzutragen,
mit denen wir unsre Meinung sagen
die – des Zufalls weise List –
auch die der Regierung ist!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Denn gefährdet wie noch nie
ist unsere Demokratie!
Putin, Trump und AfD
sind die Kräfte, die per se
böse und faschistisch sind!
Ein autokratisch kalter Wind
weht aus Omsk und Krasnodar,
und jetzt auch aus Amerika!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Der Trump hat uns den Krieg verkackt:
Er schließt mit Putin einen Pakt!
Mit PUTIN, mit dem Höllenfürsten!
Statt so wie wir nach Krieg zu dürsten
und jedes Opfer darzubringen
um Russland endlich zu bezwingen!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Entmachtet Trump, schlagt Putin tot!
Beschließt das AfD-Verbot!
Denn Redefreiheit gibt es nicht
Für den, der putinfreundlich spricht.
Demokratie hat dort nur Kraft
Wo faktisch sie schon abgeschafft.
Nur so kann unser Staat bestehen,
mit AfD nur untergehen!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Wer nicht im Gleichschritt mitmarschiert
den Platz in unsrem Staat verliert!
Nur wer sich den Verstand verrammelt
sich hinter der Regierung sammelt,
ein Demokrat und Bürger ist –
jeder and’re ist Faschist!

„Gegen Rechts, gegen Rechts
Wir marschieren gegen Rechts!“
Ein Lichtermeer, ein Fackelzug:
Die breite Mitte ist sehr klug.
Sie folgt dem Aufmarsch, der von oben
befohlen wird und lässt sich loben,
wie demokratisch reif sie wäre –
und nimmt das wahr als eine Ehre.

Der Bürger fühlt sich rundum gut
mit Staatsmoral und Gratismut.
Behaglich quiekt des Volkes Mitte
wie Welpen in der Hundehütte:
Es rufen Omas gegen Rechts
Und Opas dreierlei Geschlechts
„GEGEN RECHTS, GEGEN RECHTS!“

Die „Wildwest-Periode“ der Geopolitik hat begonnen

Wir leben in interessanten Zeiten, und täglich wird es spannender.

Der Unterhaltungswert wird gesteigert durch die weitgehende Unfähigkeit der europäischen Eliten, die kolossalen tektonischen geopolitischen Veränderungen zu begreifen, die sich vor unser aller Augen abspielen.

Am putzigsten sind die deutschen US-Vasallen, das politische Berlin und sein erbarmungswürdiger Versuch, so zu tun als wäre alles wie immer – vielleicht ein bißchen ungemütlicher, aber man könne so weitermachen wie gewohnt. Schon hängen überall Wahlplakate der politischen Clowns und ihrer Sektenvereine, die den Leuten gegen ein paar halbseidene Versprechen ihre Wahlstimmen kaufen wollen.

Wie seit Bestehen der BRD, heute nur noch dümmer und bizarrer, wird auf den Wahlplakaten so getan, als sei eine kapitalistische bürgerliche Demokratie eine Art Wohlfühlveranstaltung, bei der die Bürger sich aus den diversen Gemischtwaren-Bauchläden der verschiedenen Parteien was Schönes aussuchen bzw. das herauspicken können, was ihnen am besten gefällt.

Inzwischen verändert sich die Welt in einem Tempo, das schon Beobachter mit Überblick schwindlig macht, erst recht aber die leitmedial umnebelten Staats- und Konzernfunkkonsumenten so verwirren würde, dass letztere lieber gar nicht erst drüber berichten – oder wenn, dann mit dem Tenor „Autokraten wollen uns lauter Böses, aber unser Führer kriegen das alles schon irgendwie hin, wenn ihr willig Opfer bringt“

Anderswo sieht man die Dinge klarer:

Zum amerikanischen Expansionismus.

Die neue Regierung scheint ein realistischeres Bild vom Zustand des hegemonialen Niedergangs der USA zu haben und will proaktive Schritte unternehmen, um dem entgegenzuwirken und ihn umzukehren, um dem amerikanischen Weltreich neues Leben einzuhauchen.

In diesem Zusammenhang macht es für die USA durchaus Sinn, den Druck auf ihre Vasallen zu erhöhen. Ich verwende diesen Begriff nicht in einem abwertenden Sinne. Die USA haben keine „Verbündeten“ im traditionellen Sinne des Wortes. Es hat Vasallen mit einem unterschiedlichen Maß an feudalen Verpflichtungen und Elitenintegration sowie mit unterschiedlichen Aufgaben. Mehr Wert aus den Vasallen herauszuholen – sei es durch Zölle, höhere NATO-Budgets, Einmischung in die lokale Politik oder potenzielle territoriale Zugeständnisse – ist ein absolut logischer Schritt, um Amerikas Position als Oberherr seiner Sphäre zu festigen und zu erneuern.

Es gibt drei Möglichkeiten, wie Amerikas europäische Vasallen darauf reagieren können:

Schutz außerhalb der Sphäre suchen.

Versuchen, sich nützlicher/notwendiger zu machen & die Integration voranzutreiben.

Oder es auf die leichte Schulter nehmen.

Wären wir im, ich weiß nicht, 19. Jahrhundert, würde Dänemark Russland einfach um militärische Unterstützung in Grönland im Austausch für leichte wirtschaftliche Zugeständnisse bitten und sich nie wieder Sorgen machen. So wie es aussieht, hat die königliche dänische Armee keine Artillerie mehr, weil sie alles verschenkt hat, um russische Kinder in Donezk mit Streumunition zu beschießen.

Sie haben dafür keine Gegenleistung erhalten, und es hat keinem dänischen Zweck gedient. Sie können sich nicht verteidigen, wenn es hart auf hart kommt, und sie können niemanden um Hilfe bitten, weil die meisten ihrer Vasallen dasselbe getan haben. Die wahrscheinlichste Option ist, dass sie es einfach so hinnehmen werden. Nicht nur aus pragmatischen Gründen, sondern auch, weil sie es wirklich genießen, geopolitisch verarscht zu werden.

Amerika ist nicht verpflichtet, seine Vasallen besser zu behandeln. Ich habe gesehen, wie sich Dänen hier darüber beschwert haben, dass sie die USA nach 9/11 unterstützt haben, dass sie sich an den amerikanischen Kriegen im Nahen Osten beteiligt haben, usw. Das ist lächerlich. Wissen Sie, wie eine Kolonie belohnt wird, wenn sie Truppen in die Kriege ihres Oberherrn schickt? Sie wird nicht besiegt. Das ist die Belohnung für einen Lakaien. Jeder, der irgendeinen der NATO-Demokratie-Liberalismus-Pilze ernst nimmt, ist einfach kein ernstzunehmender Mensch, es war nie real, es war immer nur eine freiwillige Unterwerfung, um von der Existenz in der Geschichte freigesprochen zu werden.

Die Welt, die 1991-2022 existierte, gibt es nicht mehr. Sie wird nicht wiederkommen. Man kann einfach in seinen Nachbarn einmarschieren. Man kann einfach Raketen auf internationale Schifffahrtsrouten abfeuern. Man kann einfach damit drohen, Mitglieder des eigenen Militärbündnisses zu annektieren. „Man kann einfach Dinge tun“, wie die Techbros zu sagen pflegen. Die Illusion einer posthistorischen Ordnung, die nur von Zeit zu Zeit kontrolliert, aber nie ernsthaft in Frage gestellt werden muss, ist verschwunden.

Was dachten Sie, bedeutet die Absage an das Ende der Geschichte? Vibes? Papiere? Aufsätze? Es ist nicht angenehm, plötzlich mit all diesen Dingen konfrontiert zu werden. Es ist nicht angenehm, sich eingestehen zu müssen, dass die eigene Existenz ein verwöhnter Vergnügungspark war, der existenziell von der relativen Position eines anderen abhängt und davon, wie er sich in dieser relativen Position fühlt.

Amerikas Vasallen WERDEN sich diesem Zustand stellen und harte Entscheidungen über ihre Zukunft treffen müssen. Das bedeutet, dass sie sich mit ihrer geopolitischen Ohnmacht abfinden und sich entweder mit offenen Augen in die Abhängigkeit begeben oder Wege zur Autonomie suchen müssen, die unweigerlich mit Risiken, Opfern und einer Neukalibrierung ihrer nationalen Prioritäten verbunden sind.

Die Zeiten, in denen man sich auf geliehener Sicherheit und ideologischer Rhetorik ausruhen konnte, sind vorbei. Was vor uns liegt, ist eine Welt, in der historische Handlungsfähigkeit zurückgewonnen oder für immer aufgegeben werden muss, und für viele stellt sich nicht die Frage, ob sie bereit sind, diesen Sprung zu machen, sondern ob sie überhaupt noch wissen, wie. Amerika hat dies nun verstanden – und bereitet sich mental darauf vor, zur kalten Logik zurückzukehren, die mit der tatsächlichen Geschichte einhergeht. Die Zeiten, sie ändern sich.“

Quelle: Russians with Attitude TG-Kanal

Eine Parabel

In der einzigen Kantine, die alle zum Essen aufsuchen müssen, bereitet ein Koch feinste Speisen zu: erlesene Menüs mit 5 und mehr Gängen, schmackhafte und gesunde Kost wie auch üppige und herzhafte Leckereien aller Art. Da bleiben keine Wünsche offen.

Einziges Problem: diese kulinarische Rundumversorgung ist nur einem kleinen Gästekreis zugänglich.

Die große Anzahl der Esser wird mit sattmachenden, aber billig produziertem Zeug abgefüttert, das weder Mensch noch Tier noch Natur bekommt. Aber sie können aus einem Angebot wählen, das vom Umfang her so üppig aussieht wie das der privilegierten Speisenden.

Eine weitere nicht unbeträchtliche Anzahl erhält Reste, Abfälle, gelegentliche Nahrungsmittelspenden, die ein unmittelbares Verhungern verhindern.

Dann gibt es noch – saisonal variierend – einen ordentlichen Prozentsatz an Leuten, die zwar gerne essen würden, aber gar nicht erst in die Kantine gelassen werden. Die müssen leider verhungern.

Der Koch, angesprochen auf die ziemliche ungleiche Versorgung der Gäste, zuckt die Achseln, murmelt etwas von “die abgewiesenen Gäste können sich ja mehr anstrengen, an die Tafel mit den Sterne-Menüs zu kommen!” oder “Ja, unschön, aber so ist leider nun mal die Natur des Restaurantkunden…” und widmet sich wieder seinen Töpfen und Pfannen.

Nun begab es sich, dass ein Teil der Hungrigen beschloss, fortan auf die “Dienste” des Kochs zu verzichten, einen eigenen Koch anzuheuern und selbst eine Kantine aufzumachen.

Das klappte mal gut, mal weniger gut; es gab keine solch überwältigende Auswahl wie in der Kantine des Sternekochs, aber alle hatten zu essen und alle wurden satt. Die Speisekarte wurde gemeinsam erstellt, musste aber mit weniger Gerichten zurechtkommen, denn der Sternekoch der anderen Kantine – bis zur Weißglut erbost über die neue Konkurrenz – hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, der neuen Kantine und ihren Gästen das Leben so schwer wie möglich zu machen, in dem er dafür sorgte, dass die Neuen so wenig wie möglich Lebensmittel, Zutaten und Material zur Verfügung hatten. Sein erklärtes Ziel: alle Gäste sollten wieder in SEINER Kantine speisen!

Nach einigen Jahrzehnten war er am Ziel: die neue Kantine musste schließen, denn die Gäste, die einmal stolz darauf waren, dass in ihrer eigenen Kantine jeder satt wurde, waren in ihrer Unzufriedenheit über die einfachen Teller und Speiseangebote so ärgerlich mit ihrem Koch, dass sie nach dem alten Koch verlangten und erlesene Gerichte von edlen Porzellantellern zu speisen wünschten – obwohl sie wissen mussten (leider aber nicht wissen wollten), dass in der alten Kantine dieses Privileg nur wenigen vorbehalten ist und die Mehrheit eher vom Küchenassistenten Schmalhans bedient wird.

Seitdem gehen wieder alle in die alte Kantine, in der die Gerichte für die Wenigen immer üppiger werden, die Suppe für die Mehrheit immer dünner und weniger nahrhaft, und die Anzahl der Verhungernden stetig steigt.

Diesmal hat der Koch der grassierenden Unzufriedenheit aber vorgebeugt. “Ihr seht ja”, sagt er zu den Gästen, “dass das nichts wird mit eurem alternativen Koch! Der will nämlich auch nur Chef in der Küche sein und euch die Suppe einbrocken! Und ihr wisst ja wohl noch, wie DIE geschmeckt hat! Eine andere Kantine ist wider die Essnatur, und das bleibt für alle Zeiten so.”

Und weil fast alle Gäste dies glaubten – und die paar, die es nicht glauben wollten, ebenfalls auf das Essen der einzigen Kantine angewiesen waren – gaben alle Restaurantkritiker ihm recht.

Nur ein alter Feinschmecker, dessen Restaurantkritiken bereits vor 150 Jahren erschienen und u.a. auch den Koch der neuen Kantine zu seinem reduzierten, aber für alle sättigenden Speiseangebot inspiriert hatten, wiegte bedenklich sein bärtiges Haupt und sprach: “Kommunismus heißt nicht, den KOCH auszutauschen, sondern SELBER die Küche zu übernehmen. Wann kapiert ihr das endlich?”

Sachzwang vs. Utopie

In der antiken Sklavenhaltergesellschaft lebten die Sklaven – der in jener Gesellschaft gültigen Eigentumsordnung entsprechend – als Besitz ihrer Eigentümer. Die Realisten unter ihnen stellten jeden Versuch einer Veränderung der Verhältnisse als Utopie dar, gegen die schon die inhärente Logik, die Sachzwänge, die Alternativlosigkeit des gegebenen Systems sprach.

Die heutigen Lohnarbeitenden tun nichts anderes: Sachzwangrealisten allesamt, Anbeter und Jünger des Marktes, der kapitalistischen Eigentumsordnung und der von ihr erzwungenen Gesetze von Lohn, Preis und Profit, die sie weder kennen noch verstehen müssen, um ihnen unterworfen zu sein.