
Eine „Frau Flamingo“ schreibt auf X:
Woher kommt das eigentlich, dass ein Teil der Leute so hörig ist, und der andere nicht? Der Riss zieht sich ja wie wir wissen durch alle Bevölkerungsschichten, alle Bildungsgrade. Schulfreunde von mir sind heute linksgrünwoke und ich bin es nicht. Woher kommt es, dass die einen Duckmäuser sind und die anderen Rebellen?
Das verdient eine Antwort:
Auch die „Rebellen“ sind in der Regel „hörig“.
Nämlich in Bezug auf die politökonomische Ordnung, in der sie ihr Leben leben und ihr Einkommen sicherzustellen haben. Hör dich mal um unter Freunden und Gegnern der Kriegsregierung und ihres Verarmungs-, Deindustrialisierungs- und anti-russischen Konfrontationskurses.
Auf die kapitalistische Ordnung lassen sie alle nichts kommen, egal ob sie für oder gegen den Krieg gegen Russland, die Zensur, die regierungsamtlichen Lügen usw. sind. Weil sie (fälschlich) davon ausgehen, dass die privatwirtschaftlich organisierte Reproduktion der Gesellschaft , die Einteilung der Gesellschaft in Eigentümer und Besitzlose (ich meine die Produktionsmittel, nicht dein Auto oder dein Haus) die natürliche Ordnung der Dinge ist. Oder jedenfalls eine, an der sie nicht ändern können.
Ich höre gerade Col. Doug MacGregor, der ungefähr dasselbe gefragt wird, auch in Bezug auf Deutschland. Seine Antwort: Solange der amerikanische, französische, britische, deutsche Durchschnittsbürger nicht mit tatsächlicher kriegerischer Zerstörung konfrontiert ist, wird er immer sagen „Ach, die in Berlin (London, Washington…) machen was sie wollen, das ist nicht mein Bier, ich muss mein eigenes Leben auf die Reihe kriegen, ich muss dafür sorgen, dass Essen auf dem Tisch steht .“
Das ist die Situation, in der die westlichen Gesellschaften heute sind. Jeder (fast jeder, die Profiteure des Systems natürlich nicht) meckert, jeder spürt dass der Zug mit vollem Tempo in den Abgrund rast, jeder erlebt die Teuerung, die Zensur, die Einschränkung der Bürgerrechte, die zunehmende Ungemütlichkeit des Lebens und jeder sieht die erstaunliche Tatsache, dass trotz (oder wegen) all dieser Alarmzeichen eine vernünftige Debatte, eine, die Probleme und Ursachen benennt, nicht nur nicht möglich ist, sondern aktiv verhindert wird.
Abweichende Meinungen werden ausgegrenzt aus der öffentlichen Diskussion und zum Teil kriminalisiert, die Vorbereitungen auf den Krieg gegen Russland (später gegen China) laufen mit Hochdruck und kein Einspruch, keine Kritik, kein Protest scheint in der Lage zu sein, die Machthaber in Berlin und Brüssel davon abzubringen.
Jeder versucht, abzutauchen, sich irgendwie durchzuschlagen, an dem festzuhalten, was er (noch) hat und fürchtet um seinen Lebensunterhalt und um seine Zukunft. Hinzu kommt, dass die sehr konkreten Aufrüstungs- und Kriegspläne der Bundesregierung so ungeheuerlich sind, dass sich der gesunde Menschenverstand weigert, das als Realität oder auch nur Möglichkeit zu betrachten. Man kann und will sich nicht vorstellen (müssen), dass diese Leute allen Ernstes nach 85 Jahren SCHON WIEDER den Krieg gegen Russland auf die Tagesordnung setzen.
Aber sie tun es, und eine normale menschliche Reaktion ist, das nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen und so zu tun, als ob alles so weitergehen würde wie bisher – „Gehen Sie bitte weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Die Demokratie funktioniert und die russische Bedrohung ist real. Seien sie kriegstüchtig und gehorchen Sie der Regierung!“
Um zurückzukommen auf Col. Doug McGregor:
Das ist die Lage, und so wird sie bleiben – bis die Oreshniks, die Iskanders, die Kinshals und wie sie alle heißen, in Deutschland und den anderen Staaten der europäischen Kriegstreiber einschlagen.
Hinterher waren’s dann wieder nur die Führer in Berlin schuld, es wird Heulen und Zähneklappern herrschen, das Gejammer wird groß sein, und wieder mal wird keiner davon etwas geahnt haben wollen.