Der deutsche Imperialismus lässt nicht locker

Nach Scholzens Ankündigung, dass Deutschland (mal wieder) das mächtigste Militär in ganz Europa haben soll, wird jetzt EU-“Partner” und NATO-“Verbündeter” Polen, der sich lieber dem amerikanischen als dem deutschen Vormachtstreben unterordnet, durch die Hintertür in die deutsche “Europäische Luftverteidigungsinitiative” eingemeindet werden.

Das einzig Gute daran: die jetzt schon offenen Widersprüche und Konkurrenzrangeleien der verschieden Beteiligten sorgen (hoffentlich) für dysfunktionales Stückwerk und Zerwürfnisse unter den imperialistischen Geiern, die einander nicht die Butter aufs Brot gönnen:

“Berlin hat sich gegen Widerstände in Warschau durchgesetzt und wird nun doch deutsche Patriot-Flugabwehrsysteme in Polen stationieren. Dies bestätigen die Verteidigungsministerien beider Länder. Wie es heißt, müssen nur noch die Einsatzdetails abgestimmt werden.

Deutsche Flugabwehreinheiten wären dann – neben der Slowakei – in einem zweiten EU-Staat im Einsatz. Dies passt zu den Bestrebungen Berlins, unter deutscher Führung eine europäische Luftverteidigung aufzubauen (European Sky Shield Initiative, ESSI). Polen nimmt nicht an ihr teil: Es organisiert seine Flugabwehr bislang in enger Kooperation mit den Vereinigten Staaten, auf die es militärisch ohnehin orientiert.

Dabei will es an der Seite der USA laut Auskunft seines Verteidigungsministers Mariusz Błaszczak „die mächtigsten Landstreitkräfte in Europa“ aufbauen. Ein hochrangiger US-Militär bestätigt: „Polen ist unser wichtigster Partner in Kontinentaleuropa geworden“.

Mit der Stationierung der Patriot-Systeme bindet Berlin Polen nicht förmlich, aber doch faktisch in die ESSI ein. Zwei von deren drei Systemen werden in Deutschland produziert – in Zukunft auch das US-amerikanische Patriot-System.”

Die Geier warten schon

Das hätten sie gerne:

imperialistische Hofberichterstattungspresse im Geifer-und-Sabber-Modus über Proteste in Kuba, die unvermeidlicherweise von den einschlägigen Diensten und Medien des zombifizierten Wertewestens zum konterrevolutionären „Volksaufstand“ zurechtdeliriert werden.

Gottseidank weiß die Mehrheit der Kubaner, wer Urheber der terroristischen Sanktionen gegen das Land ist.

Die Unentrinnbarkeit der Sklaverei

Ich verstehe jeden, den der Irrsinn der kapitalistischen Welt in den Wahnsinn, den Freitod, die Irrationalität oder in den ausgiebigen Drogenkonsum treibt.

Wo man hinschaut, ist alles, jede Lebensäußerung, jeder Atemzug, jede Information verknüpft, gespickt, vergiftet mit der conditio sine quasi non dieser Gesellschaft: GELD, und der überlebensnotwendigen und unerbittlichen Zwangslage, die es – namens und zum Nutzen der Reichtumsmehrung der besitzenden Klasse – dem gesamten menschlichen Inventar der Welt aufdrückt.

Keine Zeitung kann man aufschlagen, keine Website aufrufen, keinen Spaziergang machen (außer im tiefsten Wald), ohne daß diese Seuche einem permanent mit Kauf- und Aktivitätsaufforderungen auf den Pelz rückt.

Auch noch die letzte Einzelheit wird mit dem Stempel “Verkäuflich” gebrandmarkt, auch noch die Erinnerung an eines der übelsten Verbrechen der faschistischen Variante der Kapitalherrschaft garniert mit dem allgegenwärtigen Appell an den marktwirtschaftlichen Überlebensinstinkt der Sklaven der Freiheit.

Der Jahrestag der Befreiung des faschistischen Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee ist dem Nachrichtenportal von T-Online zwar eine Meldung wert, aber gleichzeitig und zuvorderst wird der Leser daran erinnert, in was für einer Welt er lebt: nämlich in einer, in der die reibungslose Kapitalakkumulation mittlerweile zwar nicht mehr die Methoden der deutschen Faschisten erfordert, aber immerhin – ganz so wie damals – in krisenhaftem Ausmaße ins Stocken geraten ist.

Der Normalbürger, das für den Kapitalerfolg immer noch benötigte Menschenmaterial, weiß sich nämlich in jeder Hinsicht abhängig von den Kalkulationen derjenigen, denen die Quellen der Reichtumsproduktion GEHÖREN, und deshalb leuchtet sowohl ihm wie dem Nachrichtenportal („..am Thema Geld kommen die Menschen nicht vorbei“!) auf Anhieb ein, dass er seine paar privaten Schäfchen nur ins Trockene bringen kann, wenn er im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten irgendwie an der kapitalistischen Reichtumsvermehrung partizipieren kann.

Zu diesem Zwecke muss er sich, so legt ihm T-Online nahe, natürlich den Kopf seiner Herrschaft zerbrechen und sich umfassend über den generellen und aktuellen Stand professioneller Geldvermehrung sachkundig machen.

Insgesamt eine Kombination von redaktionellem Beitrag und (in diesem Fall: Eigen-)Werbung, die Auskunft gibt über eine Selbstverständlichkeit dieser Gesellschaft, die so gruselig ist wie das Thema des redaktionellen Beitrages, und gleichzeitig so unbemerkt und alltäglich im Bewusstsein der Informationskonsumenten verbucht wird wie die Teilhabe am faschistischen Massenmord für die seinerzeitige Expansion des deutschen Kapitals nach Osten.

Leben in Vorkriegszeiten

“Die Russen waren schon immer bis an die Zähne bewaffnet und saßen in
ständiger Bereitschaft auf Pferden, später auf Panzern, um ihren
Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: in der Oder Gäule tränken, am
Rhein Wein tanken und vor Bordeaux noch lange nicht haltmachen.“

Die “junge Welt” beschreibt es in ihrer Aktion “Rote Sommerschule” lustig-ironisch: die Kriegsvorbereitungen der NATO, die sich nicht nur in der Rhetorik an die bewährten Leitsätze “Zehn Regeln der Kriegs-Propaganda” von Arthur Ponsonby halten –


sondern auch das 1991 vorübergehend (wegen Selbstverstümmelung und -Entwaffnung des Gegners) nicht benutzte Feindbild reanimieren: DER RUSSE, vorzugsweise personifiziert durch den Präsidenten der Russischen Förderation, muss mal wieder in die Schranken gewiesen werden, und der Schrankenwärter kann natürlich niemand anders als das westliche Kriegsbündnis sein.

Das gruselige Newsspeak, das einem aus Politikermündern und Medien entgegen gequollen kommt (Aufrüstung gegen “russische Aggression”), ist auch deswegen so absurd, weil die behaupteten Absichten beim Gegenüber so eindeutig aus den Fingern gesogen, konstruiert und zurechtgelogen sind und in klassischer Projektion dem Gegner unterstellen, was man selber tut oder plant.

Dass das “normale Leben” angesichts des militärischen Irrsinns der führenden Imperialisten weitergeht, dass die Massen sich mit Konsum, Fußball, Unterhaltung und Überlebenmüssen abspeisen und ablenken lassen, kann einen mitunter selber in den Wahnsinn treiben, zumindestens aber in melancholische Resignation über eine Spezies, die noch im Bombenhagel und nuklearem Blitz ihren Führern folgt.

So müssen sich in den 1920er und -30er-Jahren die nicht sehr zahlreichen nachdenklicheren ZeitgenossInnen gefühlt haben, die mit dem Slogan “Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!” vor einem der Amtsvorgänger Merkels und DESSEN Anstrengungen gewarnt haben, “unsere Werte” gegen den Feind im Osten zu behaupten.

https://www.jungewelt.de/2016/07-09/063.php