“Die Russen waren schon immer bis an die Zähne bewaffnet und saßen in
ständiger Bereitschaft auf Pferden, später auf Panzern, um ihren
Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: in der Oder Gäule tränken, am
Rhein Wein tanken und vor Bordeaux noch lange nicht haltmachen.“
Die “junge Welt” beschreibt es in ihrer Aktion “Rote Sommerschule” lustig-ironisch: die Kriegsvorbereitungen der NATO, die sich nicht nur in der Rhetorik an die bewährten Leitsätze “Zehn Regeln der Kriegs-Propaganda” von Arthur Ponsonby halten –
1. Wir wollen den Krieg nicht
2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung
3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge (“der Teufel vom Dienst”)
4. Wir kämpfen für eine gute Sache
5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Versehen
7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm
8. angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache
9. Unsere Mission ist heilig
10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners (Verrat)
sondern auch das 1991 vorübergehend (wegen Selbstverstümmelung und -Entwaffnung des Gegners) nicht benutzte Feindbild reanimieren: DER RUSSE, vorzugsweise personifiziert durch den Präsidenten der Russischen Förderation, muss mal wieder in die Schranken gewiesen werden, und der Schrankenwärter kann natürlich niemand anders als das westliche Kriegsbündnis sein.
Das gruselige Newsspeak, das einem aus Politikermündern und Medien entgegen gequollen kommt (Aufrüstung gegen “russische Aggression”), ist auch deswegen so absurd, weil die behaupteten Absichten beim Gegenüber so eindeutig aus den Fingern gesogen, konstruiert und zurechtgelogen sind und in klassischer Projektion dem Gegner unterstellen, was man selber tut oder plant.
Dass das “normale Leben” angesichts des militärischen Irrsinns der führenden Imperialisten weitergeht, dass die Massen sich mit Konsum, Fußball, Unterhaltung und Überlebenmüssen abspeisen und ablenken lassen, kann einen mitunter selber in den Wahnsinn treiben, zumindestens aber in melancholische Resignation über eine Spezies, die noch im Bombenhagel und nuklearem Blitz ihren Führern folgt.
So müssen sich in den 1920er und -30er-Jahren die nicht sehr zahlreichen nachdenklicheren ZeitgenossInnen gefühlt haben, die mit dem Slogan “Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!” vor einem der Amtsvorgänger Merkels und DESSEN Anstrengungen gewarnt haben, “unsere Werte” gegen den Feind im Osten zu behaupten.