Stalin lieferte keine Kommunisten an Hitler aus

Wer Zeit hat und ganz gut Englisch versteht, sollte diesen Artikel lesen. Er bringt etwas Licht in einen kleinen Teil der epochalen Verteufelung Stalins und des himalayaesken Gebirges von Lügen, das von bürgerlicher (inklusive trotzkistischer) Seite aus über die Periode des verschärften Klassenkampfes in den 1930er Jahren der UdSSR („Große Säuberung“, „Schauprozesse“, „Terror-Herrschaft“) verbreitet wird.

Dass der eloquente Herr Trotzki sogar bereit war, mit der faschistischen Gestapo zu konspirieren, um seinen verhassten Widersacher Stalin zu ermorden, ist mittlerweile dank der Öffnung der früheren sowjetischen Archive nicht nur von Grover Furr belegt. Die heutzutage einsehbaren Dokumente lassen den Schluss zu, dass die damalige sowjetische Führung allen Grund hatte, die tatsächlich existierende Verschwörung gegen den ersten und damals noch einzigen sozialistischen Staat der Welt zu bekämpfen.

Das immer noch kolportierte Narrativ vom irren Diktator Stalin, der aus lauter Mordlust und Paranoia JEDEN verdächtigte und Millionen von Sowjetbürgern einsperren und umbringen ließ, entpuppt sich ausweislich der heutigen Faktenlage als berechnendes Gruselmärchen zur dauerhaften Dämonisierung der Idee des Kommunismus und jeder sozialistischen Bewegung.

Die Lügen wirken nochmal so durchsichtig angesichts der Methoden der US-Regierung: im Reich der Freiheit muß man, im Gegensatz zur Sowjetunion unter Stalin, für staatliche Sonderbehandlung noch nicht mal irgendwelche Umsturz- oder Mordkomplotte schmieden. Es reicht, dass man die Kriegsverbrechen des Noch-Hegemons aufdeckt, um – wie Julian Assange – auf die Todesliste des Geheimdienstes zu kommen.

Über solche Pläne zur wehrhaften Verteidigung der Demokratie durch gezielte Hinrichtung von kritischen Journlisten schweigen westliche Medien – bis auf ein paar obligatorische Kurzmeldungen – lieber genauso verschämt, wie sie umgekehrt gar nicht genug Krokodilstränen abdrücken können über ihre eigenen Schreckenserzählungen vom blutdurstigen sowjetischen Führer und seinem Gulag-Land.

https://orinocotribune.com/stalin-did-not-deport-german-communists-to-hitler/

Geschichten die das Leben schrieb: Buchhandlungen regen mich immer zu gedanklichen Höhenflügen an

Freiheit als Herrschaftsform bedeutet neben und vor allem anderem, dass aus allem und jedem ein Geschäft gemacht werden kann – sofern sich zahlungsfähige Nachfrage danach findet. Für die „CRIME“-Hefte der Zeitschrift „Stern“, die hier einen ganzen Drehständer in der Bahnhofsbuchhandlung einnimmt, scheint das der Fall zu sein.

Kenner- und genießerisch zelebrieren Dutzende von Ausgaben die ganze spannende Welt des Verbrechens – von den „13 schlimmsten Serienmördern aller Zeiten“ bis zu Einzelausgaben besonders fieser Meuchelmörder und Kapitalverbrecher.

Dass diese wichtige Freiheit, nämlich das lesende Publikum mit den gesetzübertreterischen Gruselgeschichten aus der kapitalistischen Wirklichkeit zu unterhalten, eine ganz essentielle ist, wird unterstrichen durch die nebenan platzierten Hefte über geschichtliche Gestalten und Politiker: der Name des schwarzweißen Schnurrbartträgers, den jeder kennt (auch wenn hier ein vergleichsweise sympathisches Jugendfoto des „Stählernen“ als Titelbild ausgewählt wurde), wird in kyrillisch anmutenden Buchstaben geschrieben, darunter das entscheidende Stichwort „Tyrann“.

DIESER Bursche, so viel weiß jeder Insasse unserer freiheitlichen Demokratie, war garantiert KEIN Befürworter solcher wesentlichen Freiheiten wie derjenigen, mit den Opfern und Verbrechern des wunderbaren wertewestlichen Freiheitsladens ein anständiges Geschäft zu machen; sowieso und im Grunde genommen – so schließt sich der Kreis – war der Mann ja selber ein Verbrecher, wie man ausweislich der beachtlichen Anzahl von Toten während seiner Regierungszeit schon in der Schule gelernt hat.

Dass die gewaltige Mehrzahl dieser Leichenberge dem Mann und seinem Land von außen aufgezwungen wurden und das Resultat der seinerzeitigen Versuche war, das bolschewistischer Rußland zur wertewestlichen FREIHEIT zu bekehren, spricht wiederum nicht für ihn und sein Tyrannentum, sondern belegt nur die tyrannische Natur des sowjetischen Anführers und seines menschen- und sittenwidrigen Unrechtsystems: all die Opfer hätte er seinem Land schließlich durch freiwilligen Rücktritt und Selbstaufgabe seiner sozialistischen Tyrannei ersparen können!

Gottseidank hat ja letztendlich unser Mann in Moskau, Michael Friedensheld Gorbatschow, diesen Job erledigt und das gesamte Reich des Bösen in unsere regelbasierten Weltordnung von Freiheit und Geschäft überführt. Deswegen ist so ein bißchen Grusel über Stalin und andere Verbrecher ganz angebracht, vor allem wenn es in Zeiten branchenüblicher Schwierigkeiten des Verlagswesens etwas zusätzliche Auflage und Umsätze bringt.

Domenico Losurdo: Stalin – Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. Kapitel 7: Das Stalinbild zwischen Geschichte und Mythologie

„Die zunächst von Trotzki und später von Chruschtschow gelieferte karikaturistische Darstellung Stalins genießt im Ganzen keinen guten Ruf mehr.

Aus den Forschungen bedeutender Historiker, die nicht der Nachsicht mit dem “Personenkult” verdächtigt werden können, geht heute das Bild Stalins als eines Politikers hervor, der aufsteigt und sich an der Spitze der UdSSR durchsetzt, weil er “all seine Mitstreiter um ein Vielfaches überragte“, was die Einsicht in das Funktionieren des sowjetischen Systems betraf; ein Führer von „außergewöhnlichen politischem Talent“ und „enorm begabt“;

ein Staatsmann, der die russische Nation vor der Dezimierung und Versklavung rettete, zu der das Dritte Reich sie bestimmt hatte, und das nicht nur dank seiner umsichtigen militärischen Strategie, sondern auch dank seiner meisterhaften „Kriegsreden“, manchmal wirkliche „Bravourstücke“, die es in tragischen und entscheidenden Augenblicken fertig brachten, den nationalen Widerstand anzuspornen; eine Persönlichkeit, der es auch auf theoretischer Ebene nicht an Begabung fehlte, wie es unter anderem der „Scharfsinn“, mit der er die nationale Frage in der Abhandlung von 1913 behandelt und die „positive Wirkung“ seines „Beitrags“ über die Linguistik bewiesen.

Gewiss wird gleichzeitig und mit Recht betont, dass diese Anerkennung kein freisprechendes moralisches Urteil sei, doch es stellt sich heraus, dass die *Geheimrede* vollkommen unzuverlässig ist. Es gibt darin kein Detail, das heute nicht beanstandet würde. Man denke an den Bericht über den angeblichen psychologischen Zusammenbruch Stalins in den ersten Tagen nach dem Beginn des Unternehmens Barbarossa: nach der schon zitierten Analyse zweier russischer Historiker (eindeutig antistalinistischer Orientierung) handelt es sich um eine „Episode“, die „vollkommen erfunden“ sei und die – so hakt ein französischer Historiker nach – in vollem Widerspruch zu den Zeugnissen und Dokumenten stehe, die nach und nach auftauchen.

Auch was die so genannte Verschwörung der Ärzte betrifft: „Chruschtschow verdrehte grob und vorsätzlich die Tatsachen“.

Es stimmt, „mit der Wahrheit hat er sich nicht weniger Freiheiten heraus genommen“. Die gemachte Beobachtung hinsichtlich der „Kriegsführung Stalins“ hat allgemeinen Wert: „Um die Wahrheit zu begreifen, muß man sowohl über die westlichen Polemiken des Kalten Krieges als auch über die Umstände der Entstalinisierung in der Sowjetunion hinaus blicken“.“

(Domenico Losurdo: Stalin – Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. Kapitel 7: Das Stalinbild zwischen Geschichte und Mythologie)

Stalin – eine schwarze Legende?

Je mehr ich über Stalin, seine Zeit und seine Politik der Konsolidierung des ersten sozialistischen Staates der Welt in Erfahrung bringe, umso mehr verstehe ich den Ursprung der Lügen und Greuelmärchen, die über ihn verbreitet werden und das unstillbare Bedürfnis aller Profiteure und Fans der Ausbeuterordnung, den Mann zu dämonisieren.

Nebenbei fällt bei einem gewissenhaften Quellenstudium ins Auge, mit welch charakterloser und bürgerlich-elitärer Chuzpe (und gehöriger krimineller Energie) sich Lew Dawidowitsch Trotzki um den Antikommunismus verdient gemacht hat: nicht nur als Stichwortgeber

bürgerlichen Antikommunismus sondern als aktiver Organisator von Terror- und Sabotageakten gegen die Sowjetunion.

Ich verstehe mittlerweile, warum der Organisator der Roten Armee, den ich früher wegen seiner Eloquenz und Brillianz bewunderte, nach der Aufdeckung seiner Verschwörungstheorie- und Staatsstreichpläne von der sozialistischen Sowjetunion als Verräter und Staatsfeind verfolgt wurde.

Ich glaube, in der menschlichen Geschichte gibt es nur einen anderen Menschen, über den so viele Lügen, Unterstellungen und berechnend bösartige Diffamierung verbreitet wurde und wird wie über Josef Wissarionowitsch Stalin.

Dieser Mensch beeinflusste ebenfalls das 20. Jahrhundert entscheidend und wurde Osho genannt.