„Von Augenblick zu Augenblick und ohne jede Rast kommt der Tod näher und näher.
Wer Tod und Vergänglichkeit verinnerlicht, wird alle Eigenschaften erwerben, die man auf dem Weg der Befreiung braucht: Du wirst die Vorstellung, dass der Körper mit einem »Selbst« ausgestattet ist, verlieren und erkennen, dass Zerstreuungen nichts anderes als Dämonen sind und begehrenswerte Objekte nur zur Täuschung führen.
Leben ohne Leiden gibt es nicht. Alter, Krankheit und Tod sind unvermeidlich. In allen Existenzbereichen gibt es nur einen endlosen Kreislauf des Lebens, in dem die Wesen gefangen sind. In allen sechs Seinsweisen gibt es nichts, das über den endlosen Kreislauf von Werden und Vergehen hinausreicht, in dem die Wesen von den Wellen ihrer eigenen geistigen Gifte und widerstreitenden Emotionen in einem wahren Ozean des Leidens hin- und hergeworfen werden.
Es genügt nicht, dass du nur die unkonditionierte Leerheit deines Geistes erkennst – ohne das große Mitgefühl entstehen zu lassen besteht die Gefahr, dass du in den Nihilismus verfällst. Deshalb ist es notwendig, dass du über die Einheit von Leerheit und Mitgefühl meditierst.“
Padmasambhava (Guru Rinpoche), 8./9. Jhdt. christlicher Zeitrechnung