BILD greift eine alltägliche Realität im Krisenkapitalismus auf – nicht um sie zu skandalisieren oder gar zu ihrer Abschaffung aufzurufen, sondern um die Betroffenen vorzuführen als bedauernswerte Opfer von Umständen, für die keiner etwas kann und die einem passieren können wie ein Regenguss oder ein Schnupfen.
Schlagwort: altersarmut
Werbung auf Facebook II
Bin ich der Einzige, der solche Anzeigen als brutalstmögliche Rentner- und Lohnarbeiterverarsche ansieht?
Offensichtlich kann man in diesem Staat die Rente nur „genießen“, wenn man zu einer kleinen betuchten Minderheit gehört oder im Lotto gewinnt.
Den Leuten für diese winzige, statistisch unwahrscheinliche Hoffnung Geld für Lotterielose aus der Tasche zu ziehen läuft dann einerseits über das absichtliche Spekulieren auf die NOTLAGE, die Bedürftigkeit vieler armer Berufstätiger und Rentner, die keine andere Möglichkeit als einen Lotteriegewinn haben, um ein anständiges Leben führen zu können.
Andererseits über die fromme Masche, das berechnende Ausnutzen der wie ein Damoklesschwert über jedem Lohnarbeiter hängenden Aussicht auf Altersarmut als gute Tat zu verkaufen, denn das Los unterstützt ja die „Aktion Mensch“ (früher „Aktion Sorgenkind“) – wiederum eine Wohltätigkeitsnummer, die per Glücksspiel das organisiert, was eigentlich gesellschaftliche, nämlich staatliche Aufgabe sein sollte: die Hilfe für geistig und körperlich eingeschränkte Menschen.
Alles in allem eine durchweg eklige Angelegenheit und lauter gute Gründe für Kommunismus.
Lidl lohnt sich (für Dieter Schwarz, Lidl-Besitzer und reichste Deutscher): Die widerlichste und ekligste „Werbung“, die ich seit langem gesehen habe
Altersarmut und Verelendung taugen in dieser Gesellschaft bestenfalls als Vorlage für rührselige Spendenappelle an die immer ärmer gemachte Bevölkerung.
Das gezielt und absichtlich herbeigeführte Elend, das der neoliberale Kapitalismus hierzulande mit Sanktionskrieg, Aufrüstung, Energiepreisexplosion und Sozialkürzungen noch verschärft, wird als unausweichlicher, naturgegebener Umstand hingestellt, dem man vielleicht mit ein paar milden Gaben und Brosamen mildern, aber jedenfalls nicht abschaffen kann.
Beim Spätdienst heute im Pflegeheim höre ich von den Bewohnern, dass sie ab Januar bis zu 800 Euro mehr für den Pflegeplatz zahlen müssen. Im Monat. Die Leute sind ratlos und fühlen sich wie Melkkühe, wie der letzte überflüssige Dreck behandelt. „Woher soll denn das Geld kommen? Meine Rente reicht doch nicht mal für den bisherigen Kostensatz aus…“, sagt eine Bewohnerin fassungslos.
Es ist Zeit, die Macht der Leute zu brechen, die von dieser Gesellschaftsordnung und von dieser Ökonomie profitieren. Staat und Kapital sind diejenigen, die den Laden zu unserem Schaden am Laufen halten und für ihre Profite und ihre Kriege uns in die Pflicht nehmen, uns arbeiten und darüber verarmen lassen. Es ist Zeit, den Laden selbst zu übernehmen.
Forken, Mistgabeln und Guillotinen
„Hope I die before I get old.“ (The Who)
Leider zu spät, bin schon Armutsrentner. Die nachrückenden Lohnarbeitergenerationen dürfen sich schon auf ein Leben als Flachensammler freuen:
„Fast die Hälfte aller heute sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten wird sich später mit monatlichen Altersbezügen von unter 1.500 Euro begnügen müssen.“
Von diesen wird ein erklecklicher Anteil mit Renten von deutlich unter 1000 Euro über die Runden kommen müssen. Für einige sicher ein Grund, sich freiwillig vorzeitig aus dem irdischen Dasein zu verabschieden.
Ich fürchte, auch diese für fast die Hälfte der BRD-Bürger garantierte spätere Armut wird die Leute nicht dazu bringen, die naheliegenden Fragen zu stellen:
- Wieso vermehrt sich der gesellschaftliche Reichtum, während wir immer ärmer werden?
- Wieso landet der von uns erarbeitete Reichtum bei einer kleinen Elite, während die Masse leer ausgeht und inzwischen kaum noch die grundlegendsten Dinge des Lebensunterhalts bezahlen kann?
- Wer bestimmt über diese Verteilung und wem GEHÖRT all das Zeug wie Fabriken, Büros, Unternehmen usw., Indexen der Reichtum produziert wird und nie bei denen ankommt, die dort lohnarbeiten?
(Wieviel „verdient“ BMW-Erbin Susanne Kladden nochmal pro Tag? 3 Millionen Euro? 3,2 Millionen? Pro Tag. 365 mal im Jahr.)
Ich muss an Forken, Mistgabeln und Guillotinen denken.
https://www.jungewelt.de/artikel/458844.sozialpolitik-habenichtse-im-alter.html