Der Kapitalismus ist Schuld an der Misere, nicht die Flüchtlinge!

Die Lage: Krieg, Aufrüstung, Deindustrialisierung, Lohnabbau für die Arbeiter, Geschenke für das Kapital, Zensur, Überwachung, Verfolgung abweichender Meinung, usw.

Der Grund: die Flüchtlinge!! Hä?

Ja, das scheinen eine Menge Leute wirklich zu denken. Die in Parteien organisierten aktiven und potentiellen politischen Verwalter des Kapitalstandortes jedenfalls machen sich den Unmut der Bevölkerung zunutze: der Zorn über die ungemütlicher werdenden Verhältnisse wird berechnend und gezielt auf Flüchtlinge und Migranten gelenkt. Wer die härtesten Maßnahmen gegen den weiteren Zustrom der auswärtigen Opfer imperialistischer Politik verspricht, wer die am meisten rassistischen Parolen raushaut, verspricht sich – wahrscheinlich zu recht – den größten Zuwachs an Wählerstimmen.

Das Thema überlagert alles andere und verschafft der Kriegs- und Verarmungsagenda des BRD-Imperialismus die benötigte Atempause, in der der reaktionäre Staatsumbau weiter vorantreiben wird.

Drei Auszüge aus Artikeln in der neuen „UZ“, die mir mal wieder zeigen, dass das Abo dieser Zeitung immer noch eine gute Sache ist, egal was für fragwürdiges Geblubber der DKP-Chef manchmal ablässt.

1)
„Hunderte Milliarden hat der deutsche Staat in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt, um hochzurüsten und Krieg zu führen. Mit deutschen Waffen werden palästinensische Wohnhäuser angegriffen und wird das Töten in der Ukraine verlängert. Mit deutscher Unterstützung werden Regierungen beseitigt und Regionen ins Chaos gestürzt. Auch dank deutscher Mitwirkung bereitet die NATO den großen Feldzug gegen Russland, China und eine gerechtere Weltordnung vor. Millionen fliehen vor den Kriegen des US-amerikanischen und des deutschen Imperialismus, vor der vernichtenden Ausbeutung und vor den nicht mehr zu ertragenden Lebensbedingungen.

Die Minderheit, die es bis nach Deutschland schafft, wird zur politischen und ökonomischen Verschiebemasse, nach Verwertbarkeit und Wohlgefallen sortiert. Und sie werden genutzt, um den Zorn der Bevölkerung abzulenken – weg vom Kriegs- und Krisenkurs, der Jobs vernichtet, die Inflation treibt und die Daseinsvorsorge zerstört.

Die Demonstrationen gegen den „Sündenfall“ der CDU bleiben als Signal gegen Rassismus wirkungslos, solange sie diese Zusammenhänge ausblenden und sich von eben den Parteien vereinnahmen lassen, die für die rassistische Politik der vergangenen Jahre verantwortlich sind. AfD und CDU mögen die menschenverachtendsten Reden halten – die reale Bombardierung von Krankenhäusern, Schulen und Wohnvierteln haben zuletzt andere besorgt.“
(https://www.unsere-zeit.de/schrille-worte-krasse-taten-4800305/)

2)
„Etwa 750.000 Geflüchtete waren 2015 bei den Ausländerbehörden registriert. Acht Jahre später waren es etwas über drei Millionen Menschen. Ein knappes Drittel kam aus Ukraine. Sie werden wohl in Deutschland bleiben, da die Mehrheit im Bundestag den Krieg fortsetzen möchte. Die zweitgrößte Gruppe bilden 700.000 Syrer. Dem „Wir schaffen das“ von Angela Merkel folgte die Fortsetzung der Flüchtlingsproduktion durch deutsche Kriegsbeteiligung.

Derweil wälzte die Große Koalition die Lasten weiter auf die Menschen ab. Der Wohnungsbau etwa stagnierte. Die Ampel-Koalition plante, dass jährlich 400.000 Wohnungen gebaut werden. Fertiggestellt wurden weniger als drei Viertel davon. Insbesondere die Zahl der Sozialwohnungen wurde in den letzten 25 Jahren halbiert. Als Folge steigen die Mietpreise und Menschen finden gerade in den Ballungszentren immer schwerer eine Wohnung.

Die AfD möchte mit mehr Wohngeld den Mietwucher finanzieren. In der Programmatik der CDU kommen Mieter gar nicht vor. Merz verspricht allerdings die Senkung der Strompreise um mindestens 5 Cent für alle. Damit bleibt der Strom für Haushalte mehr als 30 Prozent teurer als 2015. Die Industrie könnte sich freuen. Mit dem Sauerländer Geschenk würde sie ein Drittel weniger zahlen als vor knapp zehn Jahren.

Wer also die Hoffnung hat, dass sich durch Grenzkontrollen, Abschiebungen oder sonstige Verschärfungen für Geflüchtete irgendetwas ändert, wird enttäuscht werden. Wobei, vielleicht werden für deutsche Bürgergeldempfänger ein paar Betten in Flüchtlingsunterkünften frei. AfDCDUFDPSPDGrüne unterscheiden sich nur noch in den Schuldigen, die sie uns für ihre Politik präsentieren.“
(https://www.unsere-zeit.de/schuldkult-4800301/)

3)
„(Merz) mimt das Trumperl, weil dieses Land Führung braucht für seine Großmachtpläne.
In der Weimarer Republik gab es etliche dieser starken Männer. Heinrich Brüning wurden vom Reichstag weitreichende Rechte als Präsidialkanzler übertragen, auf dass er die Krisen bewältige und Deutschland erstarken lasse durch Aufrüstung, Unterdrückung der Arbeiterklasse und Herrschaft der Eliten von Bank und Industrie. Ernst Thälmann analysierte treffend die Politik der Brüningschen Zentrumspartei: „Sie ist die Partei, die die Faschisierung am geräuschlosesten unterstützt und fördert.“

So wie Brüning scheiterte, so wird auch das jetzige Politpersonal jeder Couleur scheitern mit den Krisenbewältigungsprogrammen auf dem Rücken der arbeitenden Bevölkerung. Dieses Aufbauschen nationaler Interessen (worunter auch die Hatz gegen Migranten zu subsumieren ist), die Verzichtspropaganda, das Kriegsertüchtigungsgeschrei und die Posen gnadenloser Grobschlächtigkeit gehören zu den Vorbereitungsetappen, auf die uns Dimitroff hingewiesen hat.“
(https://www.unsere-zeit.de/schmierentheater-2-4800103/)

Zuwanderung, Migration, Ausländer usw.: Wie man sich eine Menge falsche Gedanken darüber machen kann (und damit zu falschen Schlüssen kommt)

Im Wahlkampf, und anlässlich immer öfter auftretender Gewalttaten von Leuten „mit Migrationshintergrund“ – bzw.. denjenigen unter ihnen, die durch ihre Lebensumstände einen solchen Psychoknacks abbekommen haben, dass sie durchdrehen und zu Amokläufern (oder -fahrern) werden – wird das Asyl- und Ausländerthema mal wieder von allen Parteien benutzt, um sich staatstragend und volkstümlich zu profilieren.

Es müsste sich eigentlich keiner drüber wundern, dass unter Leuten, die aus einer Kriegszone kommen, dazu vielleicht auch noch aus Gegenden mit streng islamischem Hintergrund, überproportional viele traumatisierte und psychisch gestörte Personen sind. Das ist das eine.

Das andere: all diese Personen finden sich plötzlich in einer westlich-kapitalistischen „liberalen“ Gesellschaft wieder, mit all den Angeboten und Anblicken, die in ihrem heimischen Kulturkreis teilweise als verdorben, dekadent und sündig gelten.

Ich schwöre euch, die zuständigen Politiker, die die Einwanderungswellen initiieren und steuern, wissen das alles ganz genau.

Ihre Kalkulation ist aber eine andere: sie brauchen die Zuwanderung für die kapitalistische Profitabilität an ihrem Standort. Als Arbeitskräfte, als Einzahler in die Sozialkassen, nicht zuletzt auch als Lohndrücker und als Bereicherungsgelegenheit für die Immobilienvermieter. DAFÜR sind sie gern bereit, in Vorkasse dazu treten, und die hierher geholten Ausländer erstmal durchzufüttern.

Den Unmut der einheimischen Bevölkerung nehmen sie dabei in Kauf, versuchen, ihn zu beschwichtigen und, wenn das nicht klappt, ihn mit dem Rassismusvorwurf zu kontern…

Die gesamte Situation ist (abgesehen davon, dass Migrationsströme Resultate imperialistischer Weltaufteilung, Einmischung in andere Länder und Ausplünderung fremder Ressourcen sind) untrennbarer Bestandteil kapitalistischer Standortpolitik.

Wer daran wirklich etwas Grundlegendes ändern möchte, muss Kapitalismus als Herrschaftsform abschaffen. Mit ein paar völkischen Parolen ist dem Problem jedenfalls nicht beizukommen. Damit verschiebt man nur die „Schuldfrage“ vom Gesellschaftlichen ins Individuelle.

Nur in einer sozialistischen Gesellschaft ist kapitalistisches Wirtschaften nicht das Gift, das die gesamte Gesellschaft durchzieht und als conditio sine qua der gesellschaftlichen Reproduktion kommandiert. Erst wenn die Gesellschaft die Freiheit hat, den Kapitalismus zwar für die Entwicklung des Landes in Dienst – d.h. unter Kontrolle – zu nehmen, werden die Kalkulationen der Kapitalisten nicht mehr die gesamtgesellschaftliche/gesamtstaatliche Entwicklung bestimmen, sondern müssen sich ihr unterordnen. Damit entfällt schon mal eine wesentliche Ursache für Migration: die gewalttätige Konkurrenz um jeden Preis (eben auch den des Krieges) um Ressourcen, Waren, Arbeitskräfte und Macht über fremden Reichtum.

„Unsere Regeln“? Fragen an völkische Flachzangen, die auf Facebook xenophoben Müll posten

„Unsere Regeln“?

Wer hat denn die Regel gemacht, dass kollektiv produziert und privat angeeignet wird? Wer hat das Privateigentum an Produktionsmitteln (Firmen, Konzernen, Unternehmen usw.) „geregelt“?


Wer macht die Regel, dass Vermieter dir neben dem leistungslosen Einkommen, das sie mit deiner Mietzahlung von dir beziehen, sogar die Haftpflicht- und Gebäudeversicherungen ihrer Immobile aufdrücken können?

Wer macht die Regeln, dass das Geld, dass dir zwangsweise in Form von Steuern vom Lohn abgezogen wird, für die Subventionen der Reichen und Vermögenden, für Aufrüstung und Krieg, verwendet wird?

Und wer regelt, dass du nur zum Leben in diesem feinen System berechtigt bist, wenn du einen Unternehmer findest, der zufällig deine Arbeitskraft gebrauchen kann und dir dafür gerade soviel bezahlt, dass er einen sauberen Gewinn macht und du kaum genug zum Bezahlen all deiner Kosten hast?

Und „unsere Kultur“? Verstehst du mehr von „Kultur“ als der Pianist aus Syrien, der in seiner klassischen Ausbildung Komponisten kennengelernt hat, deren Namen du im Leben noch nie gehört hast – ganz zu schweigen von deren Werken? Mehr als der afghanische Arzt, der dir im Krankenhaus die Hand zusammenflickt, die dir dir beim Ausländerklaschen gebrochen hast?

Wenn du dir über all das ein paar Gedanken gemacht hast, statt hier idiotische Memes zu posten, in denen dumpfsinnig gegen Ausländer und Einwanderer agitiert wird, darfst du wieder auf Facebook posten. Aber keinesfalls solch völkischen Unfug wie diesen Deppentext.

#hanau #rassismus #offizielleheuchelei

Es muss da jetzt neuerdings diesen “Hass” geben.

Ganz klar ein Naturphänomen, genau wie “Arbeitslosigkeit”, “Altersarmut”, “Mietpreisexplosion” und andere leider so unvermeidliche wie naturgegebene Erscheinungen wie Regen, Schnee und Wind, die einzeln und wahllos an verschieden Stellen der Erdoberfläche auftreten.

Da all diese Phänomene aus dem Nichts auftauchen, jedesmal völlig überraschend sind und “der Mensch”, also “wir alle”, rein gar nichts dagegen tun kann, ist angesichts allfälliger Opfer jedesmal ganz viel Trauerbekundung und Kerzenhalten angesagt.

Mehr kann man nicht tun – das aber ganz ausgiebig und medial begleitet von einem Tsunami aus Sondersendungen, Betroffenheitsbekundungen und Aufrufen zum “Zusammenstehen!” und “Sich nicht spalten lassen!”.

Dass der 100-jährige Verschluss der NSU-Akten, die faschistischen Netzwerke in Polizei, Armee und Justiz, der staatsoffizielle Umgang mit Fremden (von den Nützlichkeitserwägungen für “die Wirtschaft” bis zur Asylgesetzgebung für Unerwünschte) etwas mit solch rätselhaften Geschehnissen wie oben beschrieben zu tun haben könnten – das würden nur unverbesserliche Verschwörungstheoretiker, oder schlimmer noch: Kommunisten, behaupten.