Vorteile des Alter(n)s? Einen gibt‘s.

Einer der ganz wenigen Vorteile des Alter(n)s ist der Abstand zum weltlichen Treiben. 

Die erleichternde Gewissheit, dass die Zeit der Einbettung in die spezies-übliche Beschäftigung mit Selbstfindung und -behauptung, mit Beruf und Karriere, mit Nistbau und Brutpflege vorüber ist, entschädigt für die Zipperlein und Beschwernisse, denen das alternde körperlich-geistige Vehikel unterworfen ist. 

Insbesondere entschädigt dieser stets sich vergrößernde Abstand für die zahlreichen und unablässigen Beleidigungen menschlicher Intelligenz, die man permanent ertragen muss, sobald man den unvermeidlichen Begegnungen im Außen ausgesetzt ist. 

Man sitzt in dem lecken Kahn des Alterungsprozesses und wird weiter und weiter abgetrieben vom Kontinent des Machen und Tuns, von der geschäftigen Sinnlosigkeit der menschlichen Ameisen, die in ihrem Treiben unbedingt einen Sinn entdecken und irgendwelche Ziele erreichen wollen – und wenn es die Versorgung und optimale Ausstattung des Nachwuchses ist.

„The party’s over and there’s less and less to say
I got new eyes, everything looks far away“
(Bob Dylan: Highlands)

Hier in Mitteleuropa, auf dem Abstellgleis der Geschichte, auf dem die verrostete Diesellok und die geplünderten Güterwaggons des europäischen Imperialismus zu stehen gekommen sind, scheinen sich die Zumutungen an Vernunft und Verständigkeit durch die öffentliche und politische Sphäre, derzeit täglich zu potenzieren. Immerhin potenziert sich aber auch der eigene innere Anstand zu dem geballten Irrsinn, der ringsum über einen hereinbricht.

Misanthropie, Altersweisheit oder beides?

Eine der interessanteren Begleiterscheinungen des Alterungsprozesses ist die Tatsache, dass man zunehmend menschenscheu wird. Im Grunde ist die Gesellschaft anderer Menschen eine Zumutung, vielleicht mit der Ausnahme des eigenen Partners.

Und auch dort hat man idealerweise gelernt, die andere Person so sein zu lassen, wie immer sie ist; man gönnt ihr, sofern man weise ist, ihre Freiräume (an sich schon ein schlimmer Begriff, denn der impliziert ja, dass die gemeinsam verbrachte Zeit unfrei ist, eine Art Gefangenschaft – und wenn das so ist, dann bleibt man besser gleich allein) und beteiligt sich selbst einigermaßen harmonisch an den gemeinsamen Interessen und Angelegenheiten.

Mittlerweile ertrage ich, wenn überhaupt, nur noch die Gesellschaft von älteren Menschen, also in etwa gleichaltrigen und älteren. Bei jüngeren Zeitgenossen stört mich in der Regel ihre aufdringliche Zuversicht (gespeist aus Dummheit, Denkfaulheit und Unkenntnis dessen, was hinter der Fassade des individuellen, sozialen, politischen und v.a. ökonomischen Lebens wirkt), mit der sie ihre Selbstwichtigkeit, ihre weltlichen Ambitionen und ihre Nistbau- und Brutpflegeinstinkte ausleben.

Dass sie nichts dafür können, dass sie ihrer Altersgruppe entsprechend handeln (müssen), ist mir verständlich, lasse ich aber nicht als Ausrede durchgehen.ittlerweile ertrage ich, wenn überhaupt, nur noch die Gesellschaft von älteren Menschen, also in etwa gleichaltrigen und älteren. Bei jüngeren Zeitgenossen stört mich in der Regel die aufdringliche Zuversicht (gespeist aus Dummheit, Denkfaulheit und Unkenntnis über das Leben), mit der sie ihre Selbstwichtigkeit, ihre weltlichen Ambitionen und ihre Nistbau- und Brutpflegeinstinkte ausleben.

Dass sie nichts dafür können, dass sie ihrer Altersgruppe entsprechend handeln (müssen), ist mir verständlich, lasse ich aber nicht als Ausrede durchgehen.

Edit:
Alte, die die Dummheiten und ehrgeizigen Aktivitäten der jüngeren mitmachen oder nicht abgelegt haben, sind allerdings noch unerträglicher als die Jungen .

Alter werden/sein: Nachteile und Vorteile

Nachteile:

  • Körperlicher Verschleiß/Verfall
  • Weniger Sex
  • Räumlicher Radius wird kleiner/begrenzter 
  • Weniger/schlechterer Schlaf
  • Keine Toleranz mit/ keine Geduld für Smalltalk, dumme Leute und Menschen, die einen benutzen wollen
  • Abnehmende Konzentrationsfähigkeit, nachlassendes Kurzzeitgedächtnis
  • In der Regel weniger Geld

Vorteile:

  • Weniger Sex (nicht mehr mit dem Do-or-die Impuls verknüpft)
  • Freiheit von allen Unternehmungen und Bestrebungen, die aufgrund Partnersuche, Fortpflanzung, Nistbau und Brutpflege betrieben werden
  • Individueller „Erfolg“ wird unwichtig 
  • Verständnis für eigene und fremde Schwächen und Fehler
  • Vertiefte Einsicht in gesellschaftspolitische, kollektive Zusammenhänge 
  • Anfälligkeit für ideologische und spirituelle Heilsversprechen verringert sich deutlich und verschwindet schließlich ganz

Fazit:

They had no pity, they never lend a hand
I can’t sing a song that I don’t understand
Goodbye, Jimmy Reed, goodbye, good luck
I can’t play the record ‚cause my needle got stuck“

(Bob Dylan)

bzw.

Youth is wasted on the young“