
Einer der ganz wenigen Vorteile des Alter(n)s ist der Abstand zum weltlichen Treiben.
Die erleichternde Gewissheit, dass die Zeit der Einbettung in die spezies-übliche Beschäftigung mit Selbstfindung und -behauptung, mit Beruf und Karriere, mit Nistbau und Brutpflege vorüber ist, entschädigt für die Zipperlein und Beschwernisse, denen das alternde körperlich-geistige Vehikel unterworfen ist.
Insbesondere entschädigt dieser stets sich vergrößernde Abstand für die zahlreichen und unablässigen Beleidigungen menschlicher Intelligenz, die man permanent ertragen muss, sobald man den unvermeidlichen Begegnungen im Außen ausgesetzt ist.
Man sitzt in dem lecken Kahn des Alterungsprozesses und wird weiter und weiter abgetrieben vom Kontinent des Machen und Tuns, von der geschäftigen Sinnlosigkeit der menschlichen Ameisen, die in ihrem Treiben unbedingt einen Sinn entdecken und irgendwelche Ziele erreichen wollen – und wenn es die Versorgung und optimale Ausstattung des Nachwuchses ist.
„The party’s over and there’s less and less to say
I got new eyes, everything looks far away“
(Bob Dylan: Highlands)
Hier in Mitteleuropa, auf dem Abstellgleis der Geschichte, auf dem die verrostete Diesellok und die geplünderten Güterwaggons des europäischen Imperialismus zu stehen gekommen sind, scheinen sich die Zumutungen an Vernunft und Verständigkeit durch die öffentliche und politische Sphäre, derzeit täglich zu potenzieren. Immerhin potenziert sich aber auch der eigene innere Anstand zu dem geballten Irrsinn, der ringsum über einen hereinbricht.