Israel, Iran und der „Westen“: Rassismus ist der Grundstoff des Imperialismus

Die Jubler und vor Genugtuung mental ejakulierenden Israel-Fans in Politik und Medien befremden mich. Erst recht ihre Claqueure in Sozialen Medien.

Bei Russlands Militäroperation gegen die NATO-Ausdehnung und ukrainischen Nazismus wollten sie alle unbedingt einen „unprovozierten“, gar „brutalen“, auf jeden Fall aber „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ sehen – obwohl Russland gute völkerrechtliche Gründe hatte, nach unzähligen Versuchen, die Krise diplomatisch zu lösen, den Donbas-Republiken und der russischen Bevölkerung in der damaligen Ukraine zu Hilfe zu kommen.

Jetzt startet Israel – nicht nur unter Verzicht auf jedweden diplomatischen Lösungsversuch, sondern WÄHREND der US-iranischen Verhandlungen – einen tatsächlich völkerrechtswidrigen, unprovozierten Angriffskrieg, inklusive terroristischen Mordanschlägen auf führende Wissenschaftler und Militärs des Iran (und samt deren Familien und Nachbarn übrigens, die zufällig im selben Gebäude waren, als Israels Raketen oder Drohnen angriffen). 

Und plötzlich ist die Befürwortung eines Angriffskrieges, die im Falle von Russland noch durch extra geänderte Paragraphen strafrechtlich verfolgt und mit saftigen Geldbußen geahndet wird, überall unwidersprochen und straffrei möglich. 

Es ist ja Israel, die dürfen das. Weil „Präventivschlag“. Wirklich?

Merkt keiner mehr was? Sie jubeln und feiern diesen Angriffskrieg Israels; sie feixen über die Bombardierung eines Fernsehsenders während einer Live-Übertragung. Gleichzeitig verschweigen und ignorieren sie die reichlich anfallenden zivilen Opfer der israelischen Bombardierungen und Attentate. 

Ich will auf etwas hinaus:

Je mehr ich von diesen unappetitlichen Jublern und Angriffskriegs-Fans in Politik, Medien und ihren privaten Nachbetern hier auf X oder in anderen Sozialen Medien lese und höre, umso mehr beschleicht mich das Gefühl, dass hinter all dem Jubel, der Doppelmoral, den zweierlei Maßstäben und der selektiven Empörung vor allem eines steckt: rassistische Arroganz.

Die schäbige, Jahrhunderte alte, stinknormale Herablassung und Verachtung, die die weißen Kolonialisten Europas (und ihre Abkömmlinge in Amerika und Israel) schon immer gegen die Völker hatten, von deren Kultur und Geschichte sie keine Ahnung hatten und haben wollten, deren HAUTFARBE und uneuropäischen Sitten sie in den Augen der Kolonialisten, der Imperialisten, der Werteverbreiter und Zivilisationsbringer zu Menschen zweiter Klasse oder gleich zu Tieren macht.

Israelische Regierungsvertreter, die von „menschlichen Tieren“ reden und öffentlich räsonieren, ob und wann sie fremde Staatsoberhäupter ermorden, wenden die „Sprache des Unmenschen“, die Sternberger, Storz und Süskind noch dem deutschen „Totalen Staat“ des Dritten Reiches attestierten, heute ganz unverhohlen in Bezug auf ihr palästinensisches und iranisches Feindbild an. Ihre westlichen Unterstützer sind nicht weit davon entfernt.

Der ideologische Tenor, die Sprachregelung in der politischen und medialen Öffentlichkeit ist die eines berechtigten präventiven Gewalteinsatzes gegen Leute bzw. Staaten, die „unsere“ weißen, zivilisierten, auf jeden Fall aber überlegenen Werte mit ihrem primitiven, barbarischen, unverständlichen Hass angreifen, „und uns vernichten wollen“.

Dass Araber, Palästinenser und Iraner – ebenso wie alle anderen ursprünglichen Bewohner von Weltgegenden, die der weiße europäische Kolonialismus in den letzten 400 Jahre unter seine imperiale Obhut genommen hat – ein paar sehr gute Gründe haben für ihre Gegnerschaft zum Imperialismus und dessen Inanspruchnahme von Land, Ressourcen und menschlichem Inventar der kolonisierten Regionen, fällt unter den Tisch. Sonst wäre es ja nicht mehr möglich, den besetzten, eroberten, kolonial verwalteten und annektiertem Völkerschaften diese rätselhafte, unerklärliche FEINDSCHAFT zu unterstellen, die diese Aufbegehrenden erstaunlicherweise gegen ihre weißen Beglücker aus den Zentren der Zivilisation hegen. 

Die politische und mediale Blase pro-zionistischer Gewaltfans, der im Falle Israels jedes Völkerrecht egal ist, sind dieselben Rassisten und Propagandisten westlich-abendländischer Überlegenheit wie seit einem halben Jahrtausend. Der imperialistische Vorposten Israel, der Pfahl im Fleisch der arabischen Welt, macht das und spricht das aus, was ein moderner Imperialismus sich heutzutage nicht mehr oder nur verklausuliert zu machen und zu tun wagt: den minderwertigen Völkern mit Gewalt die westlichen Werte aufzudrücken und ihnen jeden Widerstand dagegen als unerklärliche, in der primitiven Natur dieser nich-weißen Horden begründete Feindseligkeit anzukreiden – die ausgelöscht gehört.

Mit Israel und seinem zionistischen Siedlerprojekt ist der Westen, sind Imperialismus und europäischer Kolonialismus wieder ganz bei ihren Wurzeln angekommen: der unverhüllten rassistischen Gewalt gegen den Globalen Süden, der Verachtung gegen nicht-weiße, nicht-europäische Völker. Es wird wohl ihr letztes Beschwören dieser Tradition sein, da sie jetzt schon wie aus der Zeit gefallen wirken. Der Kollektive Westen, samt staatlicher Kreaturen wie in Israel, ist der Kaiser, der zwar noch teilweise die Machtmittel hat, die unterworfenen einzuschüchtern und empfindlich zu treffen – aber Kleider hat er schon nicht mehr, er steht da in seiner nackten Hässlichkeit. Er fuchtelt, droht und wütet, und bedient sich dabei der sachlich-vernünftigen Sprache des Unmenschen, der sich an 400 Jahre Herrschaft über den Globus gewöhnt hat: „Alles unter Kontrolle, wer aufmuckt, wird bestraft, unsere Herrschaft ist sicher!“ 

So pfeift es aus dem dunklen Wald westlicher Hegemonie und imperialer Hybris, aus Regierungszentralen, Redaktionsstuben und von den Sofas der pro-zionistischen Privatmeute, und mit jedem iranischen Vergeltungsschlag, mit jedem Tag, den die Bevölkerung Palästinas dem israelischen Völkermord standhalten muss, vor allem aber mit dem Sieg Russlands über die NATO in der Ukraine, wird das Pfeifen ein bißchen wütender, aber auch ein bißchen kläglicher.