Wohin man kommt, welches Medium man einschaltet, bei der Fahrt zur Arbeit im Autoradio, zuhause aus dem Fernsehgerät: Kriegspropaganda. Die Lügen, mit denen Kriege vorbereitet werden, quellen einem in all ihrer selbstgerechten Feindbildsprache entgegen, egal auf welchem Kanal. Jedenfalls solange es sich um sogenannten Qualitätsmedien des sogenannten Mainstreams handelt. Sie behandeln ihre eigenen Erfindungen und Unterstellungen als Tatsachen, mit denen sie die Bürger in Angst versetzen und, noch wichtiger, auf ihre Seite bringen.
Das Narrativ hat sich verselbstständigt und gilt als unbestreitbares Faktum: der Russe ist schuld. An was, ist fast schon egal; diesmal wird ihm gleich ein ganzer Kriegsplan angedichtet – ausgerechnet gegen unsere Ukraine, die wir mit einigem Aufwand und mit hohen Kosten (5 Mrd. US-Dollar war den USA das Herausbrechen dieses Landes aus der russischen Sphäre wert) auf unsere Seite gezogen haben.
In den Verlautbarungen der westlichen Politiker ist die Schuldfrage bereits vorab geklärt, die dem russischen Handeln zugrunde liegende Aggression des kollektiven Westens gegen die Sicherheit Russlands wird abgetan als Einbildung russischer Großmachtträumer. Die mehr als hunderttausend ukrainischen Soldaten, die „Minsk2“-widrig samt schwerem Gerät und mit von NATO, USA und Großbrittanien zur Verfügung gestellten Kriegswaffen an der Demarkationslinie zu den Volksrepubliken des Donbass stehen, sind den journalistischen Bodentruppen des Wertewestens keine Erwähnung wert.
In der ARD wird eine Karten gezeigt, auf der lauter Punkte rund um die Ukraine gezeigt werden, angeblich alles russische Truppen. Der Kommentar dazu: „Die Ukraine ist eingekreist!“ Die Einkreisung Russlands durch die weltweiten Stützpunkte der NATO und des US-Militärs ist für diese Medien kein Thema, weil das ja DIE GUTEN sind.
Die guten Gründe, die Russland für seine sehr konkreten Forderungen an das westliche Kriegsbündnis hat, werden konsequent ignoriert, totgeschwiegen oder als unsubstantiell abgekanzelt – wieder aus dem Grund, dass wir, also die NATO, ja die GUTEN sind und schon deshalb niemals aggressive Absichten haben können.
Die Journalisten der wertewestlichen Meinungsbildner vermeiden jede Beschäftigung mit konkreten Ursachen und Anliegen der russischen Seite durch geschmäcklerisches Psychologisieren und dem geschwätzigen Rätselraten, ob der östliche Feind „aufgrund Putins Großmannssucht“ oder wegen „mangelndem Respekt“ agiert wie er es tut.
Man kommt sich, wenn man die Medien der westlichen Kriegstrommler konsumiert, vor wie in einem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt: eine selbstreferentielle Realität, deren Conditio sine qua non die unhinterfragbare Feindbildprojektion auf Russland (und gleichermaßen auf China) ist. Die Mischung aus Selbstgerechtigkeit und Hybris, mit der der kollektive Westen der Welt als ganzer, und aktuell Russland im Speziellen, gegenübertritt, scheint einem Report aus dem Irrenhaus zu entstammen.
Ein bißchen Hoffnung spendet die stoische Gelassenheit und gleichmütige Faktizität, mit der ein Sergej Lawrow die russischen Positionen vor dem aufgeregten Gegacker seiner westlichen Counterparts vertritt; Hoffnung gibt auch die Nachricht, dass die strategische Partnerschaft Russlands und China einen solchen „Game changer“ für das imperialistische „Great Game“ darstellt, dass die westlichen Säbelrassler vielleicht von ihren kriegslüsternen Abenteuern abgehalten werden.