Facebook-Post zu den im Zuge der BTW17 anschwellenden und nervtötenden Nichtwähler-Bashing:
Ich
hab nicht gesagt, dass ich nicht wählen gehe. Ich weise nur gerne
darauf hin, dass das Wesentliche der gegenwärtigen Gesellschaft NICHT
zur Wahl steht: die Eigentumsordnung, also die Herrschaft des Kapitals
und die Benutzung von Mensch, Tier und Natur für die Bereicherung
einiger weniger.
Wenn man daran was ändern möchte, wenn
man im Interesse der Bewohner dieses Planeten die Barbarei dieser
Ordnung beseitigen möchte, sollte man sich nicht über geschmackliche
DETAILS der Herrschaftsausübung auslassen und mehr oder weniger
sachkundig darüber debattieren, welches Herrschaftspersonal nun am
besten “Deutschland” voranbringt und zum wuchtigsten Kapitalstandort
weit und breit machen kann.
Man sollte dann erstens –
durch Aufklärung und Information – dafür sorgen, dass möglichst viele
Leute die sie schädigenden Verhältnisse umstürzen und so einrichten,
dass ein anständiges Leben für alle dabei rauskommt. Dass das im
Kapitalismus nicht zu haben ist: darin besteht die Aufklärung.
Zweitens
muss einem klar sein, dass die Auswahl des Herrschaftspersonals der
bestehenden Ordnung ganz bestimmt kein Mittel ist, diese abzuschaffen.
In
diesem Rahmen kann man, wenn’s einem Spaß macht, an der
Ermächtigungsveranstaltung bürgerlicher Herrschaftsausübung teilnehmen
und sein wirklich nutzloses Kreuzchen hinter irgendeiner
Buchstabenkombination machen.
Zum Beispiel bei der
Oppositionspartei, die zumindest ansatzweise antikapitalistische
Positionen im Parlament vertritt und den Entrechteten und Ausgebeuteten
manchmal Gehör verschafft. Oder gleich bei der Kommunistischen Partei
(meine Präferenz).
Aber noch mal: mit dem Wählen von
Funktionsträgern in die vom Staat vorgegebenen Ämter ändert man nicht
diesen Staat sondern festigt eher die im Staat manifestierte Herrschaft
des Privateigentums über die Gesellschaft.
Schlagwort: waehlenistverkehrtnichtwaehlenauch
Schreck in der Abendstunde
Oh Gott.
Nach dem “Tatort” aus reflexhaftem Schreck umgeschaltet, weil in der Anne-Will-Laber- und “Ich hör dir nicht zu, lass dich nicht ausreden und achte nur darauf, meine eigenen Sprechblasen aufzusagen”-Talksimulation wieder irgendein nationalistisches Türken-Bashing angekündigt wurde; noch größerer Schreck bzw. fasziniert-gruseliges Befremden bei zwei Nachrichten aus einem bizarren Paralleluniversum:
Zuerst ein FDP- (irgendeine Kleinstpartei, die früher sogar mal im Parlament war) Parteitag. Der Parteivorsitzende steht an einem Rednerpult, das mit dem teletubbybunten Schriftzug “Es geht um unser Land” beklebt ist. Also nicht um Frankreich, Angola oder Montenegro, sondern “um unser Land” – diese Politsekte für Besserverdienende hält Ihr Klientel scheinbar für so blöd, dass sie ihm extra mitteilen muss, dass es um Deutschland geht und nicht um ein anderes Land. Mehr interessiert sowieso schon nicht mehr – dass es “um unser Land” geht, muss den Wahlschafen genügen.
Dann ein Bericht über eine ähnliche Veranstaltung der neoliberalen Konkurrenz, und zwar derjenigen mit der sozialen Maske: ein unsympathischer Bartträger selbsthypnotisiert sich und den erkennbar debilen Parteianhang (der in seiner Not, endlich mal wieder einen Kanzler stellen zu wollen, sich jeden verlogenen Heuchler als Messias zurecht deliriert) mit seltsamsten Beschwörungen: “… dass die SPD stärkste Partei wird und ich Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland” – die berechnende auswendig gelernte Floskel einer Standardansprache offensichtlich, denn Mimik und Tonfall des bärtigen Unsympathen ist das glatte Gegenteil der pseudo-enthusiastischen Mutmache; das Parteitagsvolk klatscht pflichtgemäß, kuckt aber so bedröppelt und mutlos aus der Wäsche wie Sonntagschristen, die dem Pfarrer ohnehin nicht glauben, wenn er vom Himmelreich salbadert.
Nachdem mir kurzzeitig vor entsetzter Faszination Hirn und Hand paralysierten, funktionieren meinen Überlebensinstinkte wieder, als zu allem gruseligen Überfluss auch noch die kongenial verlogene NRW-Merkel Hannelore Kraft auf dem Bildschirm erscheint – eine Frau, deren bloßer Anblick schon eine unverschämte Beleidigung menschlicher Intelligenz und jedes höheren Empfindens ist (was sie allerdings gemeinsam hat mit dem übrigen Führungspersonal der Kapitalstandortverwalter von der Arbeiterverräterpartei).
Schnell den Abschaltknopf gedrückt und erneuter Schwur, nie wieder länger als 30 Sekunden Politnachrichten im Staatsfernsehen zu kucken.