Oh Gott.
Nach dem “Tatort” aus reflexhaftem Schreck umgeschaltet, weil in der Anne-Will-Laber- und “Ich hör dir nicht zu, lass dich nicht ausreden und achte nur darauf, meine eigenen Sprechblasen aufzusagen”-Talksimulation wieder irgendein nationalistisches Türken-Bashing angekündigt wurde; noch größerer Schreck bzw. fasziniert-gruseliges Befremden bei zwei Nachrichten aus einem bizarren Paralleluniversum:
Zuerst ein FDP- (irgendeine Kleinstpartei, die früher sogar mal im Parlament war) Parteitag. Der Parteivorsitzende steht an einem Rednerpult, das mit dem teletubbybunten Schriftzug “Es geht um unser Land” beklebt ist. Also nicht um Frankreich, Angola oder Montenegro, sondern “um unser Land” – diese Politsekte für Besserverdienende hält Ihr Klientel scheinbar für so blöd, dass sie ihm extra mitteilen muss, dass es um Deutschland geht und nicht um ein anderes Land. Mehr interessiert sowieso schon nicht mehr – dass es “um unser Land” geht, muss den Wahlschafen genügen.
Dann ein Bericht über eine ähnliche Veranstaltung der neoliberalen Konkurrenz, und zwar derjenigen mit der sozialen Maske: ein unsympathischer Bartträger selbsthypnotisiert sich und den erkennbar debilen Parteianhang (der in seiner Not, endlich mal wieder einen Kanzler stellen zu wollen, sich jeden verlogenen Heuchler als Messias zurecht deliriert) mit seltsamsten Beschwörungen: “… dass die SPD stärkste Partei wird und ich Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland” – die berechnende auswendig gelernte Floskel einer Standardansprache offensichtlich, denn Mimik und Tonfall des bärtigen Unsympathen ist das glatte Gegenteil der pseudo-enthusiastischen Mutmache; das Parteitagsvolk klatscht pflichtgemäß, kuckt aber so bedröppelt und mutlos aus der Wäsche wie Sonntagschristen, die dem Pfarrer ohnehin nicht glauben, wenn er vom Himmelreich salbadert.
Nachdem mir kurzzeitig vor entsetzter Faszination Hirn und Hand paralysierten, funktionieren meinen Überlebensinstinkte wieder, als zu allem gruseligen Überfluss auch noch die kongenial verlogene NRW-Merkel Hannelore Kraft auf dem Bildschirm erscheint – eine Frau, deren bloßer Anblick schon eine unverschämte Beleidigung menschlicher Intelligenz und jedes höheren Empfindens ist (was sie allerdings gemeinsam hat mit dem übrigen Führungspersonal der Kapitalstandortverwalter von der Arbeiterverräterpartei).
Schnell den Abschaltknopf gedrückt und erneuter Schwur, nie wieder länger als 30 Sekunden Politnachrichten im Staatsfernsehen zu kucken.