Waffen an Rechte bei uns pfui, in der Ukraine hui: Staatlicher Bildungsauftrag im Unterhaltungsfernsehen blamiert sich an der Realität

Der heutige „Tatort“ aus Berlin, mit Corinna Harfouch als neuer Kommissarin, beschäftigt sich mit rechten Ideologen und Verschwörungen innerhalb des Polizeikorps, dessen Verbindungen zu dubiosen privaten Sicherheitsfirmen und Waffenhändlern und der generellen kapitalismusüblichen Mixtur aus Korruption, Gewalt und Profit.

Die Kommissare sind die Guten, die das Dickicht der Verlogenheit zu lichten und den Sumpf des Verbrechens auszutrocknen versuchen, dabei aber zunächst auf den Widerstand der Bösen stoßen, die manchmal garnicht die Bösen sind, sondern wiederum nur die Guten in Gestalt des Verfassungsschutzes. Die neue Kommissarin spielt eine Lehrerin an einer Polizeiakademie, die dort die korrekte demokratische Geisteshaltung vermittelt, nach der Diversität. Toleranz und „Gegen Rechts!“ auf jeden Fall das Gebot der Stunde deutscher Ordnungskräfte zu sein hat.

Als böseste Variante der bösen Rechten wird eine organisierte Bande von rechten Überzeugungstätern vorgestellt, die bestens vernetzt ist mit Staat und Polizei und sich von ebenfalls dunklen Bösewichten LKW-Ladungen an Waffen liefern läßt. Damit soll anscheinend eine Art Staatsstreich inszeniert werden, der dann die superpatriotische rechte Gruppe an die Fleischtöpfe der Macht bringen soll. Mehr im morgigen Teil 2 dieser „Tatort“-Doppelfolge.

Der Fernsehzuschauer erfährt und lernt: Waffen liefern an Rechte, die durch Nazi-Tattoos und etliche hardcore-rassistische Postings und Chats in sozialen Medien als eindeutige Faschisten identifiziert und entlarvt sind, ist das Allerletzte und verdient die ganze moralische Empörung aufrechter Demokraten.

Was den demokratiefesten Drehbuchpädagogen entgangen zu sein scheint (und was die vorgestellte Handlung für jeden, der noch selber denken kann, so extrem lächerlich und unglaubwürdig macht), ist folgendes: haargenau dasselbe – Waffenlieferungen an Nazis, die in einem Staatsstreich die Macht an sich reißen, um ihr nationalistisches, rassistisches Regime über die gesamte Gesellschaft zu errichten – gilt seit 2014 und ganz besonders seit dem 24. Februar 2022 als allerhöchste Tugend demokratischer Gesinnung, wenn und sofern es Waffenlieferungen an ukrainische Nazis sind.

Dieselben sinistren rechtsextremen Figuren, die im deutschen Fernsehkrimi als schlimme Finger und ganz, ganz böse Feinde unserer Werte dargestellt werden, sind tausend Kilometer weiter die heldenhaften Verteidiger von Freiheitundmarktwirtschaft, von Demokratie und westlichen Werten und „unser aller Freiheit“, und verdienen jede moralische, politische und vor allem waffenmäßige Unterstützung, die wir nur geben können, „solange wie es nötig ist“.

Fazit dieses Fernsehabends: der Versuch staatsbürgerkundlicher Volkserziehung per Krimidrehbuch blamiert sich massiv an der offenen Verlogenheit, mit der die „Tatort“-Pädagogen des Staatsfernsehens die ihrem Bildungsauftrag diametral entgegengesetzten politischen Handlungen ignorieren, mit denen der Staat, für dessen ideologischen Auftrag sie tätig sind, jeden einzelnen Tag Geld, Unterstützung und Waffen jeder Art an Nationalisten, Faschisten und Nazis aushändigt. Und zwar nach dem Motte „Je mehr desto besser“, solange es unsere Nazis, also lauter waschechte Demokraten, in der Ukraine sind.