Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe: demokratische Meinungsbildung als circulus vitiosus zwischen Beherrschten und Herrschaftspresse.

Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe:

Die demokratische Führerin des deutschen marktwirtschaftlichen Musterstaates „stimmt die Bürger ein“, „ruft auf“ und – bester Nachweis ihrer moralischen und diskurstechnischen Vorzüglichkeit – „schlägt auch selbstkritische Töne an“.

Soweit also die Neujahrspredigt einer wohlmeinenden Landesmutter, die von der freiheitlichen Presse entsprechend als seriöser Dialog mit den kennerisch und aufmerksam lauschenden kritischen Bürgern gewürdigt wird.

Ganz anders dagegen der nordkoreanische Mini-Stalin, ausgewiesener Kommunist und Diktator, dessen Bemühen um Gediegenheit der „Spiegel“ sofort durchschaut: alles nur „große Propaganda“, deren „wahre Botschaft“ nur „zwischen den Zeilen“ heraushörbar ist – eine Aufgabe, die die Claas-Relotius-Gazette als Fachblatt für politische Hörakustik freiwillig übernimmt.

Gut, dass dem demokratischen Staatsbürger diese Unterschiede sowieso längst klar sind und der „Spiegel“ sie insofern bloß nochmal bestätigt.

So geht demokratische Meinungsbildung: als circulus vitiosus zwischen Beherrschten und Herrschaftspresse.