Einen kurzen Moment lang in der deutschen Geschichte machte die Arbeiterbewegung alles richtig: die beiden Arbeiterparteien (ja, die SPD war damals, zumindest von der Basis her, noch eine Arbeiterpartei), vereinigten sich, um als führende Kraft in einem Teil Deutschlands gemeinsam eine antifaschistische und später sozialistische Ordnung zu schaffen.
Das war keine Utopie, sondern praktische Notwendigkeit und Aufgabe. Heute gibt es keine Arbeiterpartei mehr in Deutschland. Die SPD ist Anhängsel und politischer Vollstrecker der imperialistischen Ausbeutung der heimischen und auswärtigen Lohnarbeiter; die kommunistischen Gruppen, die es gibt, sind unbedeutende Sekten, die sich untereinander bekämpfen und anfeinden.
Die Mehrheit der Arbeiter selber ist desillusioniert und sowohl von den einen wie von den anderen abgestoßen und gibt ihre Wahlstimme lieber der einzigen scheinbaren Opposition zu diesem System, die hierzulande sichtbar und hörbar ist: der AfD.
Interessanter UZ-Artikel über Anton Ackermann, einen deutschen Kommunisten, der sich und seiner Sache stets treu geblieben ist, der schon als Jugendlicher im RFB aktiv war, 1926 in die KPD eintrat und – ausgebildet in Moskau – den illegalen antifaschistischen Kampf in Deutschland organisierte.
Er war Mitglied des NKFD und in der jungen DDR in hohen staatlichen Positionen tätig – bis er es mit den Bürokraten der russischen Führungsmacht und den SED-Gartenzwergsozialisten zu tun bekam.
1973 wählt der krebskranke Ackermann den Freitod.
Guter Mann in schwieriger Zeit. Kein schönes Kapitel des deutschen Sozialismusversuches. Aber eines, das man zur Kenntnis nehmen sollte, um den nächsten Anlauf eines deutschen Weges zum Sozialismus nicht wieder zu versauen durch Bürokratismus, Dirigismus und Verzicht auf eigenes Denken zugunsten dogmatischer Rechthabereien.
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„Kurz vor der Vereinigung von KPD und SPD zur SED am 21. April 1946 erschien im ersten Heft der Zeitschrift „Einheit“ Anfang Februar 1946 Ackermanns theoretischer Artikel „Gibt es einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus?“. Die Grundgedanken dieses Textes, den er im Auftrag und mit Zustimmung der KPD-Führung erarbeitet hatte, finden sich in vielen Veröffentlichungen der KPD und im Programm „Grundsätze und Ziele“ der SED. (…)
1948, als der Kampf gegen die „Titoisten“ ausgerufen wurde, musste Ackermann auf der 13. Tagung des Parteivorstands der SED öffentlich Buße tun (…)
Nach dem 17. Juni 1953 wurde er unter falschen Anschuldigungen aller politischen Ämter enthoben und später auch aus dem ZK der SED entfernt, verbunden mit einer strengen Rüge wegen angeblicher „Fraktionstätigkeit“. (…)
Ackermann wurde nicht mehr gestattet, seine reichen Erfahrungen – theoretisch aufgearbeitet – zu veröffentlichen. Sein Wunsch, über die Auffassung des Sozialismus bei Karl Marx, Friedrich Engels und Lenin und entsprechend den gemachten Erfahrungen zu schreiben, wurde von Erich Honecker abgelehnt, weil das als Polemik gegen Walter Ulbricht hätte aufgefasst werden können. Er erklärte Ackermann gegenüber allerdings auch: „Wir wissen, dass du nicht der Erfinder des deutschen Weges zum Sozialismus warst. Aber die alten Geschichten können wir nicht wieder aufwühlen.“