Stolze Rheinmetaller

Im staatlich gelenkten Fernsehen der BRD wird ein Gewerkschaftsvertreter gezeigt, der vor einem Rheinmetall-Poster steht und darüber redet, dass die Kollegen früher sich nicht getraut hätten, zu sagen, für wen sie arbeiten. Heute ist das anders: man ist wieder stolz, für Rheinmetall zu arbeiten.

Deutsche Proleten stellen das Kriegsgerät für den BRD-Imperialismus her und sind auch noch stolz darauf. Damit ist die Welt für deutsche Gewerkschafter in Ordnung.

Gewerkschaft als Buchclub

Kürzlich bin ich Gewerkschaftsmitglied geworden, in einer Mischung aus naivem Klassenbewusstsein und der Absicht, nichts unversucht zu lassen, um die Arbeits- und Einkommensbedingungen aller KollegInnen in meiner Branche zu verbessern.
Im Dienstzimmer treffe ich die Kollegin, die mich “geworben” hat (ich hatte sie nach dem Beitrittsformular gefragt und erfuhr hinterher, dass sie mich dadurch “geworben” hätte) und will sie nach den nächsten Treffen, nach Möglichkeiten einen Betriebsrat aufzustellen usw. fragen.

Sie kommt aber gar nicht zum Antworten auf meine Frage, weil sie mir zunächst erzählen muss, dass sie durch ihr Mitglieder-Werben jetzt, nachdem ich auch noch dazu gekommen wäre, als Belohnung ein Tablet von ver.di erhalten hat. “Das lohnt sich wirklich”, sagt sie mir – ihre persönliche Gratifikation offensichtlich verwechselnd mit einem Einsatz der Gewerkschaft für die Interessen der Berufsgruppe und der Klasse.

Ich überlege mir schon, sofort wieder auszutreten, denke dann aber bei mir “Ach, die freut sich einfach über einen Tablet-PC, lass sie doch…” und beglückwünsche sie zu dem tollen neuen Endgerät. Ich fürchte, es ist noch ein weiter Weg bis zu einer schlagkräftigen Mitarbeiter-Vertretung in diesem Laden.