Prioritäten

Würden deutsche Untertanen sich über den Kriegskurs ihrer Regierung und die damit einhergehende Verarmung und Militarisierung der Gesellschaft ähnlich intensiv ärgern wie über einen nicht gegebenen angeblichen Handelfmeter in einem Fußballspiel, könnten die Machthaber nicht all das mit ihnen anstellen, was sie anstellen.

Spielbericht


EM 2024 Viertefinale Deutschland- Spanien 1:2

Ein spannendes, aber leider unerwartet hartes bis brutales Spiel zweier Mannschaften, die das Potenzial haben, ein Feuerwerk an Zauberkunststücken technischer Brillanz und intuitiver Spielintelligenz vorführen zu können.

Die Deutschen begannen mit hässlichen, brutalen Dominanzdemonstrationsfouls, wie um dem Gegner zu zeigen, dass hier nicht zum Spaß gespielt wird, sondern um Erfolge zu erringen. Die Spanier schauten sich das an und hielten dagegen. Auf beiden Seiten kam es zu Einlagen, die mit Fußball weniger, dafür aber mit Rugby, Ringkampf, Showboxen und ähnlichem zu tun haben.

Dass ab und zu auch die spielerische Seite aufblitzte und man sich an dem einen oder anderem klugen, finessereichen Spielzug erfreuen konnte (mehr auf Seiten der Spanier als auf Seiten der Deutschen) machte das Spiel sehenswert. Hinzu kam die Spannung dieser ziemlich verkrampften Schlacht um den Einzug ins Halbfinale.

Insgesamt traurig und tragisch, dass hochklassige Techniker wie Kroos oder auf spanischer Seite Morata sich genötigt sahen, wie die letzten debilen Inzucht-Dorfkicker einander an die Knochen zu gehen oder einfach mit unfairen Mitteln zu versuchen, den Gegner zu stoppen und dessen Spielzüge zu unterbrechen – das hat mit Fußball nichts zu tun, zeigt aber die erfolgreiche Abrichtung dieser sportlichen Charaktermasken der internationalen Kapitalverwertung zu unbedingt erfolgsfixierten Marktwirtschaftsinsassen.

Oder, wie die gewohnte parteiischen Kommentatoren zu sagen pflegen: „Es geht ja auch um viel! – DIE klassische Rechtfertigung für jede Knochentreterei, für jede unfaire Attacke, für jedes fiese Am-Trikot-Zerren und jede andere spielzerstörende Hässlichkeit.

Die Tore waren sehenswert, die spanischen etwas sehenswerter als die deutschen. Das Gejammer der beleidigten Verlierer über den angeblichen Handelfmeter ist so dumm wie nutzlos: erstens war es eine gültige Entscheidung des Schiedsrichters. Zweitens sind solche Situationen tatsächlich Auslegungssache, denn auch wenn die laut Regelwerk erforderliche Vergrößerung der Körperfläche gegeben war, lag hier eine Spielsituation vor, in der sich Cucurella in seinem natürlichen Bewegungsablauf befand und schlechterdings nicht seine Gliedmaßen unsichtbar oder abwesend machen konnte.

Kurzum: spannendes, sehenswertes Spiel; eine tapfer und teilweise gekonnt kämpfende (und SPIELENDE!) deutsche Mannschaft, die letztlich einem insgesamt besseren spanischen Team unterlag. Man kann sich jetzt schon auf das Halbfinale Spanien gegen Frankreich freuen.

Geschichten die das Leben schrieb: fussballphilosophische Betrachtungen, die nichts mit Fußball zu tun haben (Folge 2)

Es ist mal wieder gemeinsamer Fußballabend angesagt. Da die Liebste entschieden hat, dass bis zum Urlaub im August kein Alkohol mehr getrunken wird, ein fast esoterisches Event bei Kräutertee und Duftkerze.

Das Spiel beginnt und Aussehen und Outfits der Spieler werden kritisch unter die Lupe genommen.

Die Frau so, beim Anblick von Sabitzer: „Wie sieht der denn aus?! Der könnte echt bei irgend so einem österreichischen Krimi mitspielen… aber als Verbrecher!“

Ich: „Hm, ja.. ich muss sagen, rein von der Optik her spielen bei der Türkei die attraktiven Männer als bei den Österreichern.“

Die Frau nickt zustimmend.
„Die Ösis sehen halt alle Scheiße aus“, sagt sie kategorisch bzw. kategorisierend.

Ich frage: „Hast du noch nie einen österreichischen Lover gehabt?“

Sie: „ Um Gottes willen! ich bin doch nicht bescheuert!“

Ich: „Naja, der Singsang, den die da unten sprechen, der klingt doch ganz sexy…“

Sie, gewohnt logisch: „Ja, das nützt mir aber nichts, wenn die nicht sexy aussehen..“

Jetzt wird der österreichische Torwart Pentz eingeblendet. „Boah, selbst der Torwart sieht scheiße aus!“ läßt sich die Liebste vernehmen.

Dann ist das Spiel aus, die Türkei hat ein wenig überraschend, aber verdient gewonnen, und meine Herzdame – die zu Beginn des Matches noch die Österreicher favorisiert hatte – freut sich mit den begeisterten Fans des Teams mit dem besser ausschauenden Männermaterial über den ehrlich erkämpften Einzug ins Viertelfinale. „Ich bleib noch ein bißchen auf und guck mir das an“, verkündet sie, „die feiern so schön!“