Süße, heilige Censur, laß uns geh‘n auf deiner Spur

„Aus den genannten Gründen und den aufgeführten Meinungen anderer Autor:innen lässt sich das Buch in die Kategorie ‚Medien an den Rändern‘ einordnen, eine Anschaffung in einer Bibliothek sollte gründlich geprüft werden. Empfehlenswert ist, hier eine enge Kontextualisierung vorzunehmen. Hierbei könnte man Hinweise im Buch hinterlegen, die z.B. aus einem QR-Code oder zuverlässigen Quellen bestehen, die auf fachlich fundierte Rezensionen oder Stellungnahmen von medizinischen Institutionen verweisen.“

„Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt“.

Solche Empfehlungen gibt der Berufsverband Information Bibliothek, BIB, ein Verband der Bibliothekare, an seine Mitglieder, also an die Bibliothekare, die in öffentlichen anderen Büchereien arbeiten. Inhaltliche Bewertung von Büchern ist zwar überhaupt nicht die Aufgabe von Bibliothekaren, aber in Zeiten der Verengung des Meinungskorridors auf die offizielle Regierungsdarstellung als einzig zulässiger Meinung fühlt sich offenbar jede Berufsgruppe berufen, in vorauseilendem Gehorsam die staatliche Zensurpolitik zu unterstützen.

Damit geben die Schmalspurgemüter aus Politik und unterordnungsbeflissenen Berufsgruppen zu Protokoll, was sie vom Leser, folglich von der Bevölkerung, halten:

Diese wird als zur richtigen Meinung zu erziehende Masse betrachtet, die zwar scheinbar schlau genug sind, bei entsprechender abweichender Lektüre auf dumme eigene Gedanken zu kommen, aber eben auch dumm genug, sich von Vorschriften, Hinweisen und Einhegung abweichender Meinungen in Form „kontextueller Hinweise“ (sprich: vom Regierungsnarrativ als korrigierend erhobener Zeigefinger) ihre Weltsicht formen zu lassen.

Immerhin trauen sie sich noch nicht, verdächtige Bücher gleich ganz zu verbieten, schließlich möchte man die verfassungsrechtlich vorgegebene Illusion von Meinungsfreiheit aufrechterhalten. Wenn die dann auch noch endgültig und offiziell gefallen ist (spätestens zum Kriegseintritt gegen Russland), werden BIB und andere Beufsverbände sicherlich freudig und willig die dann fälligen Verbote umsetzen. Nur zum Schutz von Freiheit und Demokratie, versteht sich.

Artikel zum Thema im Blog von Norbert Häring: https://norberthaering.de/propaganda-zensur/berufsverbhand-information-biblio/

Handlungsempfehlungen des BIB: https://www.bib-info.de/berufspraxis/medien-an-den-raendern