
Ich wollte ja nicht mehr in den Wald mit dem Hund. Daran hab ich mich auch gehalten, und gehe seit geraumer Zeit nur noch durch die Parks oder an den Rhein.
Heute, kurz nach dem Mittagessen – frische Pilze mit Sahne und Salat – machte ich mich also auf, um den Hund auszuführen. Alles ging soweit gut; wir spazierten durch einen kleinen Park, der ohne unser Dazutun bzw. ohne dass wir den Übergang bemerkten, auf einmal zu einem merkwürdig leuchtenden Wald wurde, in dem sich allerlei absonderliche Dinge abspielten.
Ich verfluchte meine Leichtsinnigkeit, mir ohne Nachdenken ein Gericht aus „frischen Pilzen“ einzuverleiben – es ist ja noch nicht mal Pilzsaison! Jetzt war es zu spät, die Muster auf der Netzhaut wurden immer bunter und wilder, von überall klang Musik, die sich allerdings anhörte, als würden sphärische Gesänge unter Wasser abgespielt werden; nur dem Hund schien das alles nichts auszumachen: er schnüffelte wie gewohnt an jeder Ecke herum, erleichterte sich auf Hundeart und war ganz der vertraute Kumpel, als den ich ihn kannte und kenne.
Genau das war meine Rettung, denn da ich inzwischen jede Orientierung verloren hatte und weder oben von unten noch hinten vor vorn (und erst recht nicht innen und außen) unterscheiden konnte, hielt ich mich einfach an den zotteligen Kameraden, der wohl den Weg genau kannte.
Tatsächlich gelangten wir auf diese Weis zurück nach Hause, jedoch wirkte es so, als ob der Wunderwald uns begleiten würde: wo ich auch hinschaute, wuchsen Pilze aus dem Boden, schauten absonderliche Wesen aus dichtem Blattwerk hervor, bewegten sich die Moleküle und Atome jedes belebten und unbelebten Körpers rhythmisch zu einer jenseitigen Musik, die ich nicht mit den Ohren, sondern mit anderen, mir bis dato unbekannten Sinnesorganen zu hören schien.
Nun sitze ich hier spät in der Nacht und weiß nicht, wie lange der Zustand noch andauern wird. Vielleicht für immer?