Theoretische Grundlagen der Phantasierealität westlicher Kriegsherren

Die Stärken von Brian Berletics Lageberichten sind sein militärischer Background als früherer US Marine und sein konsequenter Rückgriff auf ausschließlich westliche Quellen, um seine Einschätzungen und Analysen zu belegen.

Sein neuester Report ist besonders interessant, weil er sich darin mit der Phantasierealität beschäftigt, die westliche Politiker, Medien und Think-Tanks bewohnen – und die sie gleichzeitig auf Russland projizieren. Das kollektive westliche Denken, das Politik- und Medienmachern von ihren Denkfabriken mundgerecht dargereicht wird, ging vor der Militärischen Sonderoperation und eine gute Weile bis zur ukrainischen „Gegenoffensive“ 2023 hinein von einem Wunschbild russischer Schwäche aus. 

Inzwischen kommen etliche westliche Quellen – Medien, Vordenker, gelegentlich und zögernd auch politische Entscheider – zu der Einsicht, dass ihr Stellvertreterkrieg gegen Russland nicht nur nicht gewinnbar, sondern definitiv und unwiderruflich verloren ist. Die Realitäten auf dem Schlachtfeld lassen ihnen keine andere Möglichkeit, als die desaströse Situation ihrer ukrainischen Schützlinge einzuräumen. Trotzdem gibt es Stimmen, die den Krieg um jeden Preis verlängern wollen und sogar von einem Sieg über Russland sprechen.

Zwei davon gehören Andriy Zagarodnyuk, früherer Verteidigungsminister der Ukraine und Elliot A. Cohen, ein Vorzeigeintellektueller der US-NeoCons und Mitglied des Project for the New American Century, eines der einflussreichsten Think-Tanks des vormaligen Hegemons.

Brian Berletic nimmt den Artikel dieser beiden Premium-Kriegstreiber Stück für Stück auseinander, indem er ihn mit den Fakten abgleicht. Die in dem „Business Insider“-Artikel geäußerten Standpunkte sind in ihrer Realitätsferne und ihrem Wunschdenken oft so bizarr, das es beinahe komisch wirkt – allerdings muss man sich vor Augen führen, dass dies die intellektuellen Richtlinien und Eckpunkte sind, anhand derer westliche Politiker ihre politischen Entscheidungen fällen und die ihr Handeln gegenüber Russland bestimmen.

Der Einfluss solcher Thesen aus Strategiepapieren, Op-Eds und Vorträgen auf die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung der westlichen Eliten ist nicht zu unterschätzen, und deshalb ist es so wichtig, dass Leute wie Brian Berletic sich die Mühe machen, aus den Gedankenblasen der Kriegstreiber die Luft rauszulassen.