„Unsere Sache ist gerecht. Der Feind wird vernichtet. Der Sieg wird unser sein.“

Dies sind die Worte des sowjetischen Außenministers in einer Radioansprache am Tag nach dem Überfall des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Sie waren in der Sowjetunion legendär und sind heute noch in Russland jedem Schulkind geläufig. Immer wieder werden sie zitiert; sie haben Eingang gefunden in den kulturellen Kanon und das kollektive Unterbewusstsein der Völker der Sowjetunion.

Wenn Dmitri Medwedew jetzt in seinem Tweet über das Ende der russischen SMO genau diese Worte verwendet und von dem „Nazi Kiev Regime“ spricht, ist dieser historische Bezug absichtlich und gewollt.

Medwedew – die Nummer zwei in der russischen politischen Führung – macht klar, dass das Kiewer Regime dasselbe Ende erwartet wie das Berliner Regime vor 78 Jahren: die bedingungslose Kapitulation.

Seine Aussage bekräftigt die Äußerungen anderer russischer Spitzenpolitiker wie Lawrow, Wolodin und Shoigu, die in der vergangenen Woche ebenfalls die Ukraine vor die Alternative „Kapitulation oder Ende als eigener Staat“ gestellt haben. Die Zuversicht in Bezug auf den Erfolg der russischen Armee, die an dieser Neuausrichtung der russischen Strategie sichtbar wird, korrespondiert mit den sich häufenden Berichten über die zunehmende ukrainische Unfähigkeit, überhaupt noch Menschen und Material zur Fortführung des bereits verlorenen Krieges zu finden, über massenhafte Desertationen ukrainischer Soldaten und über den bevorstehenden Einsatz von Hunderttausenden der neuen russischen Truppen, die vor einem Jahr mobilisiert wurden bzw. sich freiwillig gemeldet haben.

Während der militärischer Sieg näher rückt, macht Russland den westlichen Sponsoren der Ukraine deutlich, dass etwaige Verhandlungslösungen, ein Waffenstillstand oder gar ein „Einfrieren“ des Konfliktes jetzt nicht mehr drin sind. Das Ende des Krieges wird das Ende der Ukraine sein – oder das Kiewer Regime kapituliert vorher bedingungslos.

All dies hätte nicht sein müssen, wenn die westlichen Führer anstelle der Arroganz und Hybris, mit der sie im Dezember 2021 Russlands Forderungen nach einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsarchitektur vom Tisch gewischt haben, die russischen Anliegen ernst genommen hätten. Der Krieg wäre vermieden worden, der Abstieg des US-Imperiums und der Niedergang der EU verhindert, die Ukraine würde noch als funktionierender Staat existieren.

Wenn russische Spitzenpolitiker etwas sagen, sollte man es tunlichst wörtlich und ernst nehmen: die Russen halten sich an das, was sie sagen (im Gegensatz zum Westen) und setzen es um. Auch diesmal.