Journalistische Infantiliserung der besonderen Art

Die Faschisierung des öffentlichen Lebens und der veröffentlichten Meinung erzeugt bei den Journalismussimulationen, die hierzulande als Leitmedien durchgehen, offensichtlich eine Infantiliserung der besonderen Art.

Nicht nur sind – einem Vorschulkind vergleichbar, dem man im Sandkasten die Förmchen und Eimerchen klaut – ausschließlich egozentrische beleidigte und eingeschnappte Reaktionen die Folge, sobald Kritik an dem wertewestlichen Anspruch auf die Welt, die Aufsicht darüber und die Definitionshoheit über Gut und Böse darin laut wird.

Hinzu kommt ein Sprach- und Rechtschreibniveau, das gerade für das frühere Studienrats- und Höhere-Beamten-Blatt „Zeit“ erstaunlich ist: da wird dann schon mal ein Sieg in der Ukraine „beschwört“ statt beschworen.

Während die „Zeit Online“ Redaktionsleiterin einerseits emotional barmt und jammert, dass der böse Russenchef schon wieder den Westen beschimpft, uns also eine ausschließlich WERTENDE, eingefärbte Interpretation der Rede Putins vorsetzt, wird bei uns, in Form des „Kollegen Maxim Kireev“, natürlich „analysiert“ statt gewertet und gehetzt.

Mit der sehr klugen und bedeutsamen Rede des russischen Präsidenten anlässlich des diesjährigen „Tag des Sieges“ hat all das nichts zu tun. Sehr viel aber damit, dass das Urteil, über diese Rede (und übrigens alles, was aus Russland kommt, außer es kommt von westlichen Fünften Kolonnen, Agenten und dortigen Oppositionellen) bereits feststeht: jede Krtik an unserem wertewestlichen Anspruch auf die Welt, die Aufsicht darüber und die Definitionshoheit über Gut und Böse darin, ist selbstverständlich eine BESCHIMPFUNG.

Mehr müssen wir über den Inhalt solcher Kritik und solcher Reden nicht wissen, außer dass wir sie sehr persönlich und gleichzeitig fundamental kollektiv zu nehmen beabsichtigen. Darum führen wir schließlich einen leibhaftigen Krieg gegen den Beschimpfer – den zu unserem unfassbaren Glück der beschimpfende Kritiker auch noch „angefangen hat“ (wieder so ein Sandkasten-Sprachstereotyp); zumindestens konnten wir es dank unserer freien Presse, nicht zuletzt der „Zeit“ so hindrehen.