Sonntägliche Filmkritik

Eine Stunde in den neuen Thor Film „Love and Thunder“ reingeschaut. Die Mischung aus einigermaßen lustiger Persiflage sämtlicher Götter- und Heldensagen und oft gelungener Selbstironie der Helden, besonders des Donnergottes selbst, reichte immerhin aus, um weiter zu gucken.

Das Ganze bringt die Verfilmung der ursprünglichen Marvel-Comics sozusagen zurück ins Comicgenre, wobei Comic im Sinne von Komik, wenn nicht Klamauk, zu verstehen ist. Der Film wirkt wie eine Aneinanderreihung von Slapsticknummern oder Wochenendcomicstrips aus Zeitungen des letzten Jahrhunderts. Inhaltlich zeitgemäß modern, woke, divers und irgendwie auch stellenweise sehr lustig in der Dekonstruktion von Männlichkeitsritualen und -idealen, die mit muskelbepackten Superhelden wie dem Donnergott mit dem dicken Hammer verbunden sind.

Dass das Amüsement nicht gänzlich popcornhaft unbeschwert bleibt, ist der subtilen Aufdringlichkeit zu verdanken, mit der die offensichtlich beabsichtigte Umkehrung der biologischen, traditionellen und – ob es den divers-woken 150-Geschlechter-Aposteln nun gefällt oder nicht – von der Mehrheit der Menschheit gelebten Beziehungsnormalität dem Zuschauer angetragen wird:

Während der Film die Mann-Frau-Partnerschaft am Beispiel von Thor und Jane als katastrophale, ohnehin zum Scheitern verurteilte und irgendwie lächerliche Absurdität zeichnet, werden die an allen möglichen und unmöglichen Stellen eingeflochtene homosexuellen Beziehungen (und daraus hervorgehende biologische Reproduktion!) viel ernsthafter und „glaubwürdiger“ als Beispiele normalerer, gesünderer und implizit erstrebenswerterer Beziehungen dargestellt.

Man fragt sich, wozu diese Betonung der Diversität im Bereich sexueller Orientierung dienen soll. Warum wird in modernen Filmen, Serien, TV-Produktionen mit fast zwanghafter Beharrlichkeit ein Bild von der Wirklichkeit gezeichnet, das sich überhaupt nicht wiederfindet in der Realität der Mehrheit der Leute?

Wenn ein außerirdischer Betrachter solcher Filme ansonsten keinerlei Informationsquellen über das Leben auf der Erde hätte, müsste er zu dem Schluss kommen, dass mindestens zwei Drittel der Bewohner des Planeten zu homosexuellen Partnerbeziehungen neigen und dass die aus den beiden biologischen Geschlechtern resultierende Reproduktion der Spezies eine Sache bizarrer Minderheiten und veralteter Auffassungen ist.

Aber trotzdem ein unterhaltsamer Hollywoodfilm. Läuft bei Disney+.